Bahn-Chef kassiert satte Gehaltserhöhung – dabei ist die Bahn so unpünktlich wie noch nie
Die Deutsche Bahn war wohl in diesem Jahr so unpünktlich wie nie zuvor. Bahn-Chef Richard Lutz wird trotz der schlechten Leistung seines Konzerns 2023 90.000 Euro mehr kassieren.
Berlin – Er verdient mehr als doppelt so viel wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): Richard Lutz, Vorstandschef der Deutschen Bahn, ist Spitzenverdiener unter den Chefs bundeseigener Unternehmen und Anstalten – mit einem Jahresgehalt von 900.000 Euro. Auch weitere Vorstände der Bahn kassieren teilweise mehr Geld als der Kanzler.
Bahn so unpünktlich wie nie zuvor - 90.000 Euro mehr für Bahn-Chef
2023 steigt das Gehalt für Lutz sogar noch: Dann kassiert er 90.000 Euro mehr – und bekommt damit eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent, wie die Bild berichtet. Gleichzeitig sind Kunden wegen der Verspätungen und Zugausfälle unzufrieden mit der Bahn. Die Deutsche Bahn könnte in diesem Jahr sogar so unpünktlich gewesen sein wie nie zuvor.
Dies berichtet die Rheinische Post unter Berufung auf eine ihr vorliegende Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Unionsfraktion. Demnach lag in den Monaten Mai bis September die Pünktlichkeitsquote auf vielen Strecken im Fernverkehr lediglich bei 50 bis 60 Prozent.
„Die aktuelle Pünktlichkeitsentwicklung ist nach Auffassung der Bundesregierung nicht zufriedenstellend“, heißt es in der Stellungnahme. So seien im September im Westen des Landes nur 55 Prozent der ICE- und IC-Züge pünktlich gewesen, im August 48 Prozent. Im Osten waren es den Angaben zufolge im September knapp 68 Prozent, im August 63 Prozent. Die Bahn listet ihre Quoten nach Regionen und nicht nach Bundesländern auf.
Marodes Schienennetz der Bahn: Generalsanierung angekündigt
„Die Pünktlichkeitsquoten der Bahn haben ein historisches Tief erreicht“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Bareiß (CDU), der Rheinischen Post. Während 2020 und 2021 die Fernverkehrszüge im Schnitt eine Quote von 75 bis 90 Prozent Pünktlichkeit erreicht hätten, „liegen dieses Jahr die meisten Strecken zwischen 50 und 60 Prozent“. Ändere sich nicht bald etwas an der Entwicklung, dann „werden die hohen Belastungen im Schienenverkehr auch schwerwiegende Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland haben“, warnte er.
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und die bundeseigene Bahn haben bereits eine Generalsanierung angekündigt. Das erste Projekt startet 2024 auf der Strecke Frankfurt/Main und Mannheim, der sogenannten Riedbahn. Die Strecke Berlin-Hamburg soll 2025 folgen und für rund sechs Monate komplett gesperrt und saniert werden. Für Bahnkunden wird die Generalsanierung also eine schwere Zeit, danach soll aber alles besser werden. Bisher verteilten sich solche Sanierungen aber über mehrere Jahre.
Der Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn, Berthold Huber, sagte, das Schienennetz sei dem hohen Verkehrsaufkommen kaum noch gewachsen. Es sei schlicht zu knapp, zu alt und zu störanfällig. „Um hier kurzfristig Verbesserungen erzielen zu können, muss deshalb vor allem das bestehende Netz in hohem Tempo erneuert und in seiner Kapazität erweitert werden.“
Mit Material der dpa