„Traum Bundesliga ist immer da“

Bad Hersfeld – Der „Betze“ ist zu seiner sportlichen Heimat geworden: Spätestens mit seinem trockenen Rechtsschuss, der dem 1. FC Kaiserslautern im Mai 2022 den Weg in die 2. Fußball-Bundesliga bahnte, wurde Daniel Hanslik ein Teil der FCK-Geschichte.
Er ist nicht erst seit dem Tor in der Aufstiegsrelegation längst ein sportliches Aushängeschild der Region. Als Profifußballer blickt er dabei auf einen eher ungewöhnlichen Karriereweg zurück: Der gebürtige Bad Hersfelder sammelte seine ersten Erfahrungen im Seniorenbereich in Verbands- und Hessenliga, ehe seine Laufbahn so richtig Fahrt aufnahm. Nach 25 von 34 Saisonspielen hat Kaiserslautern schon 39 Punkte auf dem Konto – vom Abstiegskampf sind Hanslik und Co. also weit entfernt.
Im HZ-Interview spricht der 26-Jährige über das Tor seines Lebens, seine Ziele und den Aufstiegskampf in der 2. Liga.
Herr Hanslik, vor einigen Monaten schossen Sie in der Relegation gegen Dynamo Dresden das entscheidende Tor zum Aufstieg. Können Sie in Kaiserslautern noch auf die Straße gehen, ohne von Fans umringt zu werden?
Ich war tatsächlich überrascht, wie oft ich in der Zeit danach erkannt und angesprochen wurde. Hier in Kaiserslautern wird der Fußball wirklich gelebt, die Fans sind sehr aufmerksam. Das sollte man genießen.
Der FCK hat als Neuling in der 2. Liga aktuell zehn Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz. Greifen Sie sogar noch in das Aufstiegsrennen ein?
Als Aufsteiger geht es uns darum, sich in der Liga zu etablieren. Unser Ziel waren und sind die 40 Punkte – wenn man daran denkt, sind wir auf einem sehr guten Weg. Ich bin realistisch: Die drei Teams oben sind zu stark, zu stabil. Daher werden wir keinen Angriff auf die Tabellenspitze ausrufen, höchstens eine Punktejagd. Wir wollen noch so viele Punkte holen wie möglich.
Am vergangenen Spieltag trafen Sie auf Tabellenführer Darmstadt 98 (0:2). Nach der Länderspielpause geht es gegen den Zweiten aus Heidenheim. Welcher Klub hat bislang am meisten Eindruck auf Sie gemacht?
Spielerisch und taktisch hat mir der FC St. Pauli im Rückspiel sehr imponiert, der Verein legt eine sehr starke Serie hin. St. Pauli spielt extrem flexibel: Sie haben viele agile Spieler und sind sehr torgefährlich. Heidenheim und Darmstadt haben eine starke Mentalität, sie verbinden das Spielerische mit dem Kampf. Der HSV ist qualitativ stark: Hamburg hat viele starke Einzelspieler.
Zu Ihrer persönlichen Bilanz: Bislang standen Sie in 18 Partien neunmal in der Startelf, neunmal kamen Sie von der Bank. Wie bewerten Sie Ihre bisherige Saison?
Ich will natürlich in jedem Spiel auf dem Platz stehen. Mein Ziel war es, mich in der Liga zu etablieren – dabei bin ich auf einem guten Weg. Ich habe drei Tore geschossen. Der nächste Schritt wäre es, Stammspieler zu werden.
Ihr Marktwert liegt laut „transfermarkt.de“ bei 325 000 Euro. Was denkt man bei diesen Beträgen?
Ich finde es schwierig, den Wert eines Menschen in einer Summe zusammenzufassen. Ich sehe es als Vereinfachung für den geschäftlichen Teil des Sports. An uns Spieler kommt das aber gar nicht so sehr heran.
Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Wie geht es weiter?
Dazu kann ich aktuell noch nichts sagen.
Welche Ziele haben Sie – im Alter von 26 - für die nächsten Jahre Ihrer Karriere?
Der nächste Schritt sollte es sein, Stammspieler in der 2. Liga zu werden. Nach oben ist immer alles offen. Der Traum Bundesliga ist natürlich immer da. Wer auf meinen Weg in den vergangenen Jahren schaut, der sieht: Es ist immer möglich, einen Schritt nach oben zu machen. Durch harte Arbeit kann man viel bewegen – aber es muss natürlich viel zusammenpassen.
Verfolgen Sie noch den heimischen Fußball rund um Bad Hersfeld?
Ja, die persönliche Bindung ist nach wie vor da. Ich habe beispielsweise Kontakt zu Vincent Bernt oder natürlich zu meinem Bruder Dominik, der in Eiterfeld spielt. Wenn ich in der Heimat bin, schaue ich dort immer mal vorbei. Dieses Sportplatz-Feeling kann einem keiner nehmen.
Sie waren nicht in einem Nachwuchsleistungszentrum, sondern haben mit 20 Jahren noch in der Hessenliga gespielt. Haben Sie einen Tipp für talentierte heimische Fußballer, die den Sprung in den Profibereich schaffen wollen?
Man muss auf sich aufmerksam machen. Als Offensivspieler war es mein Glück, dass mir das beim SV Steinbach gelungen ist. Und: Ich hatte extremes Vertrauen von Seiten meines Trainers „Kalle“ Müller. In der Hessenliga hat man schon die Möglichkeit, sich zu beweisen. Dort schauen die Profivereine auch hin. Allgemein: weiter viel trainieren, immer Gas geben. Irgendwo liegt es dann im Schicksal eines jeden Einzelnen.
Von Steffen Schneider