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Kassel Huskies nach verrücktem 6:4: „So etwas habe ich noch nie erlebt“

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Von: Michaela Streuff

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Ryon Moser (links) fällt Denis Shevyrin in die Arme. Phil Cornet (rechts) jubelt mit. Vorn: Marco Müller.
Der Moment, als die Huskies erstmals in Führung gehen: Torschütze Ryon Moser (links) fällt Denis Shevyrin in die Arme. Phil Cornet (rechts) jubelt mit. Vorn: Marco Müller. © Dieter Schachtschneider

Es sind die Momente, in denen Körpersprache mehr erzählt als viele Worte. Der Urschrei der Erleichterung von Eric Valentin nach dem lang ersehnten 1:4. Das gemeinsame Freudentänzchen von Torschütze Ryon Moser und Denis Shevyrin nach dem 5:4-Führungstreffer, bei dem die beiden in den Armen liegend aufs Eis fallen.

Die breite Brust der puren Freude, die Lois Spitzner nach dem Glückstreffer zum 6:4 zeigt. Allein aus diesen Bildern spricht auch am Tag danach all die Erleichterung der Kassel Huskies.

Darüber, wie sie nach einem eigentlich schon verloren geglaubten Spiel mit einem 0:4-Rückstand gegen dezimierte Heilbronner Falken zurückgekommen waren. Und so mit einer wichtigen 1:0-Serienführung ins heutige zweite Playoff-Spiel des Viertelfinals gehen – Spielbeginn in Heilbronn ist um 17 Uhr.

„Ich entschuldige mich bei meiner Familie und bei all den Fans, die sicherlich mit Herzattacken zu kämpfen hatten“, scherzte Husky Corey Trivino nach dem Spiel. Ernster ordnete Kapitän Denis Shevyrin zwei schwache erste Drittel seiner Mannschaft ein: „Ich möchte auf die ersten 49 Minuten aber auch nicht verzichten, weil sie für uns eine große Lehre waren“, erklärte er.

49 Minuten, in denen die Huskies so gut wie nichts von dem zeigten, was sie bisher durch diese Saison getragen hat. Wackelige Defensive, ungenaue Pässe, zu wenig Druck und Kreativität im Torabschluss. Und dazu keine Antwort auf das mutige Spiel eines Gegners, dem zwei Stammtorhüter und weitere neun Feldspieler fehlten, und der mit dem Mute der Verzweiflung agierte. „Für diese ersten 49 Minuten gibt es genau ein Wort: Playoffs“, sagte Torschütze Eric Valentin. „Dass wir drei Wochen Spielpause hatten, das war offensichtlich. Das waren die Nerven des Playoff-Eishockeys. Die Erwartungen sind hoch, das hat man gesehen“, ergänzte Coach Tim Kehler.

Doch er weiß eben auch um die Comeback-Qualitäten seines Teams, auch wenn das in dieser Saison noch nie einem 0:4-Rückstand hinterherlaufen musste. Denn es gab ihn dann ja doch noch, den berühmten Dosenöffner: „Die Schlüsselmomente waren die ersten beiden Tore“, analysierte Trivino. „Das erste war eine individuelle Klasse-Leistung von Eric, das zweite von Oliver Granz hat uns als Mannschaft dann mitgerissen.“

Es waren drei Tore in 49 Sekunden, sechs in elf Minuten bis zum Spielende, in denen die Huskies ihre Sicherheit wiederfanden: „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte nicht nur Valentin beeindruckt von der Charakterleistung der Kasseler Mannschaft. „Wir sind nicht gestartet wie wir wollten. Aber am Abend zählt der Bauer die Hühner. Die Mannschaft hat heute einmal mehr gezeigt, wie viel Charakter und Herz in ihr steckt. Wir geben einfach nie auf“, sagte der Torschütze. Auch Heilbronns Coach Bill Stewart, der seine dezimierte Mannschaft bestens eingestellt hatte, zog seinen Hut: „Die Kasseler haben einen Weg gefunden, doch noch zu gewinnen. Und gute Teams machen das.“

Schon heute aber werden die Uhren wieder auf Null gestellt. Stewart hofft auf einige Rückkehrer, die den 15-köpfigen Kader vom Donnerstag verstärken könnten. Und Shevyrin sagt: „Ich hoffe, dass wir die Emotionen aus dem ganzen Spiel und aus den letzten Minuten mitnehmen können.“ Valentin mahnt: „Die ersten 49 Minuten waren für uns hoffentlich ein Hallo-Wach-Effekt. Jetzt wissen wir, dass die Playoffs angefangen haben.“ Und mit einem zweiten Erfolg heute könnten sich die Huskies in der Serie auf drei Siege schon zwei Matchbälle erspielen.

(Michaela Streuff)

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