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Die Williams-Brüder bei der WM: Deshalb spielen sie nicht für das gleiche Land

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Von: Christoph Gschoßmann

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Iñaki (l.) und Nico Williams fahren zur WM: Ersterer für Ghana, Zweiterer für Spanien.
Iñaki (l.) und Nico Williams fahren zur WM: Ersterer für Ghana, Zweiterer für Spanien. © IMAGO/ÃNGEL RIVERO

Brüder, die für verschiedene Nationen in der jeweiligen Nationalelf spielen? Davon gibt es wohl nur eine Handvoll. Doch die Geschichte von Iñaki und Nico Williams ist nicht nur deshalb eine besondere.

München/Doha – Zwei Brüder fahren zur WM – doch nicht für dieselbe Nation. Nur 24 Stunden lagen zwischen ihrem Debüt für ihre Teams: Die Brüder Iñaki (28) und Nico Williams (28) treten zwar im Verein gemeinsam für Athletic Bilbao an, doch bei der WM spielen sie für Spanien (Nico) und Ghana (Iñaki). Seit vergangenen Samstag sind die beiden Nationalspieler, sie debütierten in Testspielen ihrer Länder vor der WM 2022.

Brüder in verschiedenen Nationaltrikots gab es natürlich bereits häufiger: Jérôme und Prince Boateng liefen für Deutschland beziehungsweise Ghana auf; Thiago spielt für Spanien, sein Bruder Rafinha für Brasilien; Paul Pogba wurde mit Frankreich Weltmeister, seine Geschwister Mathias und Florentin Pogba kickten für Guinea, die Brüder Granit und Taulin Xhaka spielen für die Schweiz respektive Albanien. Außerdem hielten Christian und Max Vieri einst für Italien und Australien die Knochen hin.

Nun könnten sie bei der WM aufeinander treffen. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass die beiden nicht für das gleiche Land kicken? Darüber berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die Familie der Brüder wanderte in bitterster Armut aus Ghana aus. Um als Flüchtlinge zu gelten, gaben sie sich an der spanischen Grenze als Einwohner Liberias aus, die damals als solche anerkannt wurden. Damals war ihre Mutter, Maria Arthuer, die mit ihrem Ehemann Felix in Accra aufgebrochen war, bereits im siebten Monat schwanger. Sie hatte die Sahara zu Fuß durchkreuzt, um in Europa ein besseres Leben zu finden. (Spielplan der WM 2022 in Katar)

Iñaki sagte einmal, dass sein Leben als Profi nichts mit der Realität zu tun habe. Die Realität habe er als Kind erlebt, als er seine Mutter in ihren Job als Putzfrau begleitete oder als er seinen Vater in zehn Jahren nur vier oder fünf Mal gesehen hatte, weil er ohne Job in Großbritannien Arbeit suchte.

Zwei Brüder, zwei Stürmer – aber zwei Nationalmannschaften

Beide Brüder sind talentierte Stürmer, auf die Athletic Bilbao schon bald aufmerksam wurde. Der Fußball und das Talent der beiden Jungs rettete die Familie aus der Armut. Iñaki traf für den Klub, der sonst dafür bekannt ist, vor allem auf baskische Spieler zu setzen – und war im Februar 2015 der erste schwarze Torschütze in der über 120-jährigen Vereinsgeschichte.

Die WM in Katar war schließlich der Grund dafür, dass sich die Wege der beiden Brüder – was Nationalmannschaften angeht -trennten. Das Turnier war der große Traum Iñakis, auch deshalb erklärte er sich im Mai dieses Jahres bereit, für Ghana zu spielen, für „das Land meiner Eltern, meines Blutes, der Werte, die uns unser Vater und unsere Mutter mitgegeben haben“, wie er sagte. Spaniens Trainer Luis Enrique sagte dazu: „Iñaki gefällt mir, Nico gefällt mir sehr. Die Familie wird begeistert sein, wenn sie zur WM fahren“, sagte Spaniens Trainer Luis Enrique dieser Tage: „Und es wäre der Hammer, wenn sie sich auch dort im Finale sehen würden.“ (cg)

Bei der WM 2022 in Katar werden 32 Mannschaften um den Titel kämpfen. Alle Teilnehmer stehen fest – der Überblick.

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