Löws EM-Kader: Wer ist fix? Wer wackelt?

Köln - Am Montag gibt Joachim Löw seinen EM-Kader bekannt. Wer ist sicher dabei? Wer wackelt? Wer hat kaum noch Chancen?
Die Barock- und Residenzstadt Rastatt steht am Montag für einige Minuten im Scheinwerferlicht. Am Mittag (12.30 Uhr) lüftet Pokerface Joachim Löw vor Millionen von TV-Zuschauern in der badischen Kreisstadt das Geheimnis um sein Aufgebot für die Endrunde der Fußball-EM in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli).
Während rund 20 Profis ihr Ticket sicher in der Tasche haben dürften, müssen einige Kandidaten noch bis zum Wochenbeginn zittern. Möglicherweise hält der Bundestrainer die eine oder andere Überraschung parat. „Es wird Härtefälle geben“, kündigte Löws Co-Trainer Hansi Flick an.
Dies könnte zum einen die Position des dritten Torhüters betreffen, für die Ron-Robert Zieler von Hannover 96 der Favorit ist. Aber auch der Gladbacher Marc-Andre ter Stegen und Bernd Leno von Bayer Leverkusen waren zuletzt immer wieder von Bundestorwarttrainer Andreas Köpke ins Gespräch gebracht worden. Zudem ist unklar, ob Torjäger Miroslav Klose von Lazio Rom (Muskelriss im Oberschenkel) und Abwehrspieler Per Mertesacker vom FC Arsenal (Fuß-OP) Chancen auf eine rechtzeitige Genesung bis zum ersten Gruppenspiel am 9. Juni in Charkow gegen Portugal haben.
Gute Nachrichen gab es für Löw am Freitag von Klose, der nach fünfwöchiger Leidenszeit erstmals wieder am Lazio-Training teilnahm und gleich ein Tor erzielte. Der Bundestrainer, der mit seinen engsten Mitarbeitern unter der Woche bei einer zweitägigen Klausurtagung an geheimem Ort seine Entscheidungen fällte, hatte zuletzt seine Sorge hinsichtlich der Verfassung von Klose und Mertesacker geäußert.
Offen ist noch, ob der Bundestrainer sein endgültiges 23-köpfiges oder ein erweitertes Aufgebot bekannt gibt, aus dem dann noch rund ein halbes Dutzend Spieler im Verlauf des zweiten Trainingslagers in Südfrankreich (18. bis 30. Mai) gestrichen werden müsste. Wahrscheinlicher ist, dass Löw im Gegensatz zu seinen ersten beiden großen Turnieren, vor denen er jeweils einen erweiterten Kader benannte, sich diesmal frühzeitig festlegt.
Den unter anderem wegen der Teilnahme von Bayern München am DFB-Pokal- und Champions-League-Finale ausgedünnten Kader für das Regenerations-Trainingslager auf Sardinien (11. bis 18. Mai) und die erste Woche der zweiten Vorbereitungsphase könnte der 52-Jährige mit U21-Akteuren auffüllen, für die Mitte Mai ohnehin noch ein Lehrgang am Chiemsee vorgesehen ist. Vielleicht entscheidet sich Löw auch für die goldene Mitte mit 26-EM-Kandidaten und einem Quartett aus reinen Platzhaltern.
„Wir müssen den Trainingsbetrieb aufrecht erhalten“, sagte der Bundestrainer, der erst am 29. Mai bei der Europäischen Fußball-Union UEFA sein endgültiges Aufgebot einreichen muss. 2008 hatte der Bundestrainer vor der EURO in der Schweiz und Österreich zunächst 26 Profis nominiert, vor der WM 2010 in Südafrika 27.
Vor vier Jahren wurden auf Mallorca Marko Marin, Jermaine Jones und der heutige Wolfsburger Stürmer Patrick Helmes gestrichen, der auch diesmal wieder in der Verlosung ist. 2010 musste nur Andreas Beck in den sauren Apfel beißen, nachdem sich durch die Verletzungen von Michael Ballack, Christian Träsch und Heiko Westermann einige Personalien von selbst erledigt hatten.
Unabhängig von der Größe des Aufgebotes gibt es diesmal bei der Besetzung des Angriffs und des Mittelfelds noch Rätselraten. Im Angriff ist ein gesunder Klose ebenso gesetzt wie der Münchner Torjäger Mario Gomez. Weitere Kandidaten für den Sturm sind trotz monatelanger Formschwäche der Stuttgarter Cacau, der zuletzt wieder torgefährliche Helmes und auch Mike Hanke von Borussia Mönchengladbach. Nicht zuletzt Stefan Kießling hat sich mit einer hervorragenden Rückrunde (10 Tore) wieder ins Gespräch gebracht.
Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos sind als Kandidaten für das defensive Mittelfeld vorgesehen, Simon Rolfes, die Bender-Zwillinge Sven und Lars sowie Ilkay Gündogan schielen auf den vierten Platz für diese Rolle.
Im offensiven Mittelfeld ist der Schalker Lewis Holtby eine Option. Junioren-Nationalspieler Daniel Didavi, der zuletzt beim 1. FC Nürnberg mit fünf Toren in fünf Spielen aufhorchen ließ, könnte der neue David Odonkor werden, den Löw-Vorgänger Jürgen Klinsmann 2006 aus dem Hut gezaubert hatte. Mesut Özil, Thomas Müller, Andre Schürrle, Mario Götze und Marco Reus gelten als sichere EM-Fahrer.
Bei den Torhütern darf sich zudem nur die Nummer eins Manuel Neuer sicher sein. Sowohl Zieler als auch Tim Wiese, der fest von einer Nominierung ausgeht, könnte es kalt erwischen. Timo Hildebrand kann ein Lied davon singen. Der heutige Schalker wurde 2008 ohne jegliche Vorwarnung ausgebootet, stattdessen erhielt in Rene Adler ein damaliger Shootingstar den Vorzug.
Wer ist sicher dabei? Wer wackelt? Ein Überblick: