„Dann kann hier was wachsen“: HSV-Vorstand Boldt giftet gegen Walter-Kritiker
Der HSV hat Erfolg. Das war lange nicht unbedingt so. Inklusive Kritik an HSV-Trainer Tim Walter. HSV-Vorstand Jonas Boldt kontert die Kritik deutlich.
Hamburg – Ruhe. Nichts als Ruhe. Manchmal ist genau das im Leben das, was von größter Bedeutung und unbedingt nötig ist. Dann, wenn man einen schweren Tag hinter sich hat. Oder eine anstrengende Woche. Vielleicht aber auch eine Phase, in der es nicht ganz so gut läuft. Eine Krise in einer harten Saison, beispielsweise. Zeiten, wie sie der Hamburger SV nur allzu gut kennt. Jahr für Jahr. Und genau eines fehlt dann in Hamburg, wenn es beim HSV mal wieder nicht läuft: Ruhe! Manchmal intern, wenn auf einmal der Trainer auf der Kippe steht und – so wie einst Daniel Thioune – gehen muss.
Viel mehr und viel öfter aber fehlt die Ruhe, weil es extern Kritik hagelt. So wie in der laufenden Spielzeit an HSV-Trainer Tim Walter, der sich immer wieder Anfeindungen ausgesetzt sieht. Diese Kritik kontert Jonas Boldt nun. Und zwar deutlich. Der HSV-Sportvorstand giftet gegen die Walter-Kritiker. Wei er unbedingt mit dem Coach weitermachen will. Egal, ob der Aufstieg gelingt oder nicht.
Fußballfunktionär: | Jonas Boldt |
Geboren: | 19. Januar 1982 (Alter: 40 Jahre) in Nürnberg |
Position beim HSV: | Sportvorstand |
Vertrag beim HSV bis: | 30. Juni 2023 |
HSV-Sportvorstand Jonas Boldt setzt auf Tim Walter und das Team: „Wir haben hier etwas kreiert“
Bisweilen hat das „Tim Walter-Bashing“ beim HSV groteske Züge angenommen, wenn man die Saison des Vereins aus dem Volksparkstadion einmal Revue passieren lässt, wo Jonas Boldt gerade zu HSV-Bescheidenheit im Aufstiegskampf mahnt: TV-Experte Peter Neururer prügelte verbal mehrfach auf HSV-Coach Walter ein. Auch Felix Magath knüpfte sich den HSV mehr als nur einmal vor. Selbst geriet Tim Walter vor TV-Kameras mit Ex-HSV-Spieler Martin Harnik aneinander, der aktuell in der Oberliga Hamburg für die TuS Dassendorf spielt und inzwischen seine HSV-Meinung relativiert hat. Auch Sky-Reporter Torben Hoffmann holte sich eine verbale „Walter-Watschn“ vom HSV-Trainer ab – ebenfalls vor laufenden TV-Kameras. Walter ist eben der Impulsive, wo Jonas Boldt eher den ruhigen und bedächtigen Vertreter mimt.

HSV-Coach Walter, der gerne mal als „Badisch Dynamite“ bezeichnet wird, lässt eben nicht alles mit sich machen. Er hat wahrlich keinen leichten Stand in der Hansestadt Hamburg, wo die Hoffnungen und Euphorien manchmal schneller und höher wachsen als anderswo in der Republik. Dabei ist – so viel Realität muss sein – der HSV inzwischen nicht mehr der Top-Klub von früher, sondern „nur“ noch ein normaler Zweitligist, bei dem Vorstand Jonas Boldt im Vergleich mit anderen nichtmal mehr viel Kohle hat – was wiederum zu HSV-Transfergerüchten um Spieler wie Robert Glatzel führt. Oder aber dazu, dass HSV-Transfergerüchte um Josha Vagnoman nie abreißen. Angeblich will Vagnoman im Sommer 2022 weg vom HSV.
Fans können sich „mit dem Weg identifizieren“: HSV-Vorstand Jonas Boldt sieht Argumente auf seiner Seite – und der von Tim Walter
Doch wieder zurück zu HSV-Trainer Tim Walter, den Jonas Boldt unbedingt in Hamburg halten will und von daher ganz vehement verteidigt. „Wir haben hier etwas kreiert. Wir haben großes Vertrauen in das Trainerteam und die Mannschaft. Auch die Fans spüren das, wenngleich manchmal Ungeduld da ist, wenn du Spiele nicht gewinnst“, erklärt der Vorstand des HSV auf der Homepage des Vereins. Das Feedback sei „immens groß und positiv, weil die Leute sagen, dass sie sich mit dem Weg identifizieren können, dass sie eine Truppe sehen, die alles für den Verein gibt und hinter der sie gerne stehen“, sagt Jonas Boldt, der die Klarheit hat, dass Giorgi Chakvetadze den HSV im Sommer verlässt.
24hamburg.de-Newsletter
Im Newsletter von 24hamburg.de stellt unsere Redaktion Inhalte aus Hamburg, Norddeutschland und über den HSV zusammen. Täglich um 8:30 Uhr landen sechs aktuelle Artikel in Ihrem Mail-Postfach – die Anmeldung ist kostenlos, eine Abmeldung per Klick am Ende jeder verschickten Newsletter-Ausgabe unkompliziert möglich.
„Wenn wir in dieser Konstellation zusammenbleiben“, ist sich HSV-Sportvorstand Jonas Boldt sicher, „dann kann hier richtig etwas wachsen.“ Doch damit dieser Fall auch eintritt, muss Boldt beim HSV, wo Trainer Tim Walter Verteidiger Miro Muheim kritisiert, noch Überzeugungsarbeit leisten. Die Bild-Zeitung berichtet, dass hinter den Kulissen bei der Diskussion um eine HSV-Zukunft in den Gremien auch folgendes Szenario vorstellbar sei: Tim Walter, Jonas Boldt und Nachwuchs-Chef Horst Hrubesch könnten gehen müssen, falls der Aufstieg des HSV in de Bundesliga zum wiederholten Male nicht gelingen sollte.
Jonas Boldt lobt Entwicklung und Zusammenhalt unter Tim Walter – das „hat dem HSV die letzten zehn bis 20 Jahre gefehlt“
„Ich habe immer gesagt, wir glauben an uns. Wir wissen, was wir vorhaben. Insbesondere meine Person sagt: Wir haben ein großes Vertrauen in das Trainer-Team und in die Mannschaft“, stemmt sich HSV-Sportvorstand Jonas Boldt gegen diese Pläne. Und wird noch deutlicher: Die Perspektive, dass unter und mit einem Trainer Tim Walter in Hamburg etwas entstehen könne, sei das, „was dem HSV die letzten zehn bis 20 Jahre gefehlt hat. Es gab von außen selten dieses Gefühl, dass eine richtige Einheit und Geschlossenheit herrscht.“
Insbesondere meine Person sagt: Wir haben ein großes Vertrauen in das Trainer-Team und in die Mannschaft.
Aber, so Jonas Boldt: „Nur so wirst du auf Strecke bestehen. Ansonsten wirst du jedes Jahr alles umschmeißen und von Neuem beginnen.“ Genau das kennen sie in Hamburg inzwischen zu genüge. Die fehlende Ruhe, wenn‘s dabei mal wieder nicht schnell und nicht gut genug gehen kann, inklusive ...