1. Hersfelder Zeitung
  2. Politik

Anwalt: Wulff bekam seit 1994 kein Kanzlei-Honorar

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

null
Christian Wulff soll seinem Anwalt zufolge seit 1994 kein Honorar aus seiner früheren Anwaltskanzlei mehr erhalten haben © dapd

Berlin - Bundespräsident Christian Wulff hat seinem Anwalt zufolge nach dem Ausscheiden aus seiner früheren Anwaltskanzlei 1994 kein Honorar mehr bekommen.

Trotz neuer Vorwürfe gegen Bundespräsident Christian Wulff bleibt sein Anwalt Gernot Lehr dabei: Wulff habe keine Geschäftsbeziehungen zu dem Unternehmer Egon Geerkens unterhalten, dessen Ehefrau Wulff den umstrittenen Privatkredit für sein Haus gewährte. Hintergrund ist ein Bericht, wonach die Osnabrücker Kanzlei, bei der Wulff früher als Anwalt tätig war, unter anderem auch Geerkens betreute, der zudem auch der Vermieter der Kanzlei-Räumlichkeiten war. Wulff selbst sucht derweil Erholung beim Winterurlaub in Thüringen.

Christian Wulffs politisches Leben in Bildern

Der Umstand, dass Geerkens Vermieter und Mandant der Kanzlei Funk, Tenfelde und Partner gewesen sei, “begründet keine Geschäftsbeziehung von Christian Wulff zu Egon Geerkens“, hob Lehr hervor. Im niedersächsischen Landtag hatte Wulff 2010 eine Frage nach geschäftlichen Beziehungen zu Geerkens verneint.

Lehr betonte, Wulff habe seine Tätigkeit für die Kanzlei im Jahr 1994 eingestellt. Er sei lediglich damit einverstanden gewesen, “dass die Kanzlei seinen Namen auf dem Briefkopf führte, ihm die Kammerzulassung ermöglichte und ihn in die Berufshaftpflichtversicherung einbezog“.

Die Anwaltskanzlei Funk, Tenfelde und Partner teilte auf dapd-Anfrage ebenfalls mit, dass Wulff nach 1994 keine Mandanten der Kanzlei mehr betreut und danach auch “keine Vergütung und keine irgendwie geartete Vergünstigung“ erhalten habe. Einer der Rechtsanwälte, Stefan Felsner, bestätigte zwar die Recherchen von tagesschau.de, wonach Geerkens Mandant und Vermieter der Räume der Kanzlei war. Er verwies aber darauf, dass Geerkens ausschließlich von einem anderen Anwalt beraten und vertreten worden sei.

Nahles bezeichnet Wulff als Pinocchio

Die SPD verschärfte dennoch den Ton gegenüber dem Bundespräsidenten. Offensichtlich sitze ein “Pinocchio“ im Bundespräsidialamt, sagte Generalsekretärin Nahles am Dienstag dem Sender N24. Dies sei peinlich und schade dem Amt. Sie forderte Wulff auf, Bilanz zu ziehen, “ob er wirklich noch Vorbild sein kann“. Daran gebe es erhebliche Zweifel. Wulff allein habe es jedoch in der Hand, “daraus Konsequenzen zu ziehen“.

Ähnlich äußerte sich der Fraktionsvorsitzende der niedersächsischen Grünen, Stefan Wenzel. Wulffs Verbindung mit Geerkens über die Rechtsanwaltskanzlei zeige “eine weitere geschäftliche Beziehung, die dem Landtag verschwiegen wurde“. Der Vorsitzende der niedersächsischen CDU-Landtagsfraktion, Björn Thümler, verwies hingegen darauf, dass die Landesregierung bereits 2005 sämtliche Anfragen zu Wulffs Anwaltstätigkeit beantwortet habe.

McAllister: Glaeseker hatte unorthodoxe Arbeitsweise

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister distanzierte sich unterdessen von Wulffs ehemaligem Sprecher Olaf Glaeseker. Beim sogenannten Nord-Süd-Dialog sei vieles von Glaeseker ohne Absprachen entschieden worden, sagte der CDU-Landesvorsitzende der “Bild“-Zeitung. “Auf jeden Fall hatte Olaf Glaeseker eine unorthodoxe Arbeitsweise und er hat offenkundig außerhalb der üblichen Kontrollen gehandelt“, sagte McAllister.

Der niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) hatte zuletzt gesagt, er fühle sich von Christian Wulffs früherem Sprecher “beschissen“. McAllister sagte nun, dass diese Aussage “das allgemeine Empfinden der Landesregierung“ ausdrücke.

Mit Blick auf sein persönliches Verhältnis zu Wulff blieb McAllister distanziert. Auf die Frage nach einer Freundschaft zwischen ihm und dem Bundespräsidenten sagte er: “Wir haben viele Jahre gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet.“ An Spekulationen zu einem Rücktritt von Wulff wolle er sich “aus Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten“ nicht beteiligen.

Seit Sonntag macht die Präsidentenfamilie Urlaub in einer Pension im thüringischen Friedrichshöhe. Der Ort liegt zwischen Eisfeld und Neuhaus am Rennweg. Er wolle ein “paar Tage die Landschaft genießen“, sagte Wulff am Dienstag. Zu den Vorwürfen in der Kredit- und Medienaffäre äußerte er sich dagegen nicht.

dapd

Auch interessant

Kommentare