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Ukraine-Krieg: Tote bei russischen Luftangriffen - AKW Tschernobyl zunehmend von Außenwelt abgeschnitten

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Von: Florian Naumann, Lukas Rogalla, Karolin Schäfer, Patrick Mayer, Bettina Menzel, Andreas Schmid, Jennifer Lanzinger, Christoph Gschoßmann

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Im Ukraine-Krieg attackieren russische Truppen offenbar verstärkt Großstädte wie Mariupol und Sumy. Viele Menschen sterben bei Luftangriffen. Der News-Ticker.

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Update vom 9. März, 13.40 Uhr: Seit dem 24. Februar tobt der Ukraine-Krieg. Die Vereinten Nationen rechnen bereits mit der „größten Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg“. Auch an Tag 14 gibt es weiterhin Berichte über Tote und Verletzte durch russische Luftangriffe. Russland kontrolliert zwei Atomkraftwerke*. Tschernobyl ist vom Strom abgeschnitten, in Saporischschja sollen Mitarbeiter „gefoltert“ werden.

Update vom 9. März, 4.45 Uhr: Es hat erneut russische Luftangriffe auf mehrere Städte in der Ukraine gegeben. Nach ukrainischen Angaben wurden zahlreiche Menschen getötet oder verletzt. Darunter auch Kinder.

Als Bomben sieben Häuser zerstörten, starben in der Stadt Malyn in der Region Schytomyr fünf Menschen, darunter zwei Kinder. Das teilte der Zivilschutz in der Nacht zu Mittwoch mit. In Ochtyrka bei Sumy kam mindestens ein Mensch ums Leben, 14 Menschen wurden demnach verletzt. Hier sollen nach Angaben des Chefs der Gebietsverwaltung, Dmytro Schywyzkyj, russische Streitkräfte zwei Stunden lang zivile Infrastrukturen beschossen haben. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) wies jedoch darauf hin, dass diese Angaben bisher nicht unabhängig geprüft werden konnten.

Auch in der Nähe der umkämpften Stadt Charkiw wurden zwei Menschen getötet, darunter ein siebenjähriges Kind. Sie kamen laut Zivilschutz offenbar bei einem Einschlag eines Geschosses in ein Wohnhaus ums Leben. Wie ein Behördensprecher der Agentur Unian sagte, sollen in Charkiw seit der russischen Invasion am 24. Februar 170 Zivilisten getötet worden sein.

Zerstörungen in Mariupol
Menschenrechtler bezeichnen die Lage in der umkämpften Stadt Mariupol als katastrophal. © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Ukraine-Konflikt: Tausende fliehen über Fluchtkorridor aus Sumy

Update vom 9. März, 3 Uhr: Nach ukrainischen Angaben konnten zahlreiche Menschen über den mit Russland vereinbarten Fluchtkorridor die Region um die umkämpfte Stadt Sumy verlassen. Die Fluchtrouten führten unter anderem nach Poltawa, nach Lwiw (Lemberg) oder in benachbarte EU-Länder. Das teilte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) mit.

Etwa 5000 Ukrainer sowie 1700 Studierende konnten am Dienstag (08.03.2022) an einen sicheren Ort gebracht werden, erklärte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk gegenüber der Agentur Unian. Seit Tagen wird die Großstadt Sumy von russischen Streitkräften angegriffen. Nach Angaben der dpa soll Sumy nun die erste Stadt sein, bei der ein Fluchtkorridor funktionierte.

Für das umkämpfte Mariupol sieht das allerdings ganz anders aus. Obwohl die Ukraine von Russland bereits einen Fluchtweg nach Saporischschja forderte, warten nach Angaben der Roten Kreuzes 200.000 Menschen darauf, die Stadt zu verlassen. Die Lage vor Ort wird als katastrophal beschrieben.

Ukraine-Krieg: Lage in Tschernobyl verschlechtert sich – Behörden schlagen Alarm

Update vom 9. März, 1.45 Uhr: Die Lage im ehemaligen Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine scheint sich zu verschlechtern. Das ehemalige Kraftwerk wurde inzwischen von russischen Einheiten eingenommen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) meldete, dass derzeit keine Verbindung mehr zu den Überwachungsgeräten im AKW besteht. Die Geräte stellen sicher, dass Nuklearmaterial in Tschernobyl an seinem dafür vorgesehenen Platz ist.

Zudem verschlechtere sich auch die Lage der zahlreichen Mitarbeitenden vor Ort. Mehr als 200 Menschen arbeiten rund um die Uhr in Tschernobyl. „Ich bin tief besorgt wegen der schwierigen und belastenden Lage der Mitarbeiter im Atomkraftwerk Tschernobyl, und wegen der möglichen Sicherheitsrisiken, die damit zusammenhängen“, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi in Wien.

Kämpfe um Mariupol: Russland macht Angebot an die Ukraine - mit einem Ultimatum

Update vom 8. März, 22.10 Uhr: Russland will zur Rettung von Zivilisten aus umkämpften Städten in der Ukraine erneut Fluchtkorridore schaffen. Dazu solle am Mittwoch um 8.00 Uhr eine Waffenruhe in Kraft treten, teilte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium am Dienstagabend der Agentur Interfax zufolge mit. Moskau erkläre sich dazu bereit. Man wolle bis 1.00 Uhr der ukrainischen Seite Zeit geben, die humanitären Korridore zu koordinieren. Aus der Ukraine gab es dazu zunächst keine Reaktion.

Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge bietet Moskau an, Menschen aus den Städten Kiew, Sumy, Charkiw, Mariupol und Tschernihiw nach Russland oder in andere ukrainische Städte zu bringen. Kiew hat es bislang abgelehnt, dass Ukrainer in das Nachbarland Russland zu evakuieren. Es gab bereits mehrere Anläufe für Evakuierungen, die in den meisten Fällen gescheitert waren.

Update vom 8. März, 22 Uhr: Der Krieg in der Ukraine tobt weiter, für den CIA-Chef Williams Burns ist klar: Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich verkalkuliert. Nun sei er „wütend und frustriert“.

Ukraine-Krieg: Polen bereit zur Übergabe von MiG-29-Kampfjets an USA

Update vom 8. März, 21.30 Uhr: In die Überlegungen, polnische MiG-29-Kampfjets an die Ukraine abzugeben, könnte Bewegung kommen. Polen sei bereit, unverzüglich und kostenlos alle Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 auf die US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz zu verlegen und den USA zur Verfügung zu stellen, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung des polnischen Außenministeriums. Gleichzeitig ersuche man die USA, dem Land gebrauchte Flugzeuge mit entsprechender Einsatzfähigkeit zu überlassen.

Die Regierung des Nato-Mitgliedstaats reagiert mit diesem Angebot nach eigener Aussage auf jüngste Äußerungen von US-Außenminister Antony Blinken bei einer Reise in Europa. „Wir sehen uns derzeit aktiv die Frage von Flugzeugen an, die Polen an die Ukraine liefern könnte“, hatte der amerikanische Chefdiplomat in Moldau gesagt.

Warschau schloss eine direkte Lieferung in das Nachbarland indes wiederholt aus. „Entscheidungen über die Lieferung von Offensivwaffen müssen auf der Ebene der gesamten Nato einstimmig getroffen werden“, sagte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki am Dienstagabend in Oslo. Polen könne keine eigenständigen Schritte unternehmen, weil es nicht an diesem Krieg beteiligt sei.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock äußerte sich zurückhaltend zu Überlegungen, polnische MiG-29 an die Ukraine zu liefern. Man müsse sicherstellen, dass sich dieser Krieg nicht auf Nato-Gebiet ausweite, sagte Baerbock am Dienstag in einem Interview mit Bild-TV. Auch mit Waffenlieferungen dürfe keine Steilvorlage dafür gegeben werden, dass gesagt werde, „wir beteiligen uns am Krieg“, sagte die Grünen-Politikerin. Es kämen zudem ohnehin nur Flugzeuge infrage, die von ukrainischen Piloten geflogen werden könnten.

Ukraine-Krieg: Hunderte tote Zivilisten gezählt - 29 Minderjährige ums Leben gekommen

Update vom 8. März, 18.30 Uhr: Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat in der Ukraine seit dem Einmarsch Russlands am 24. Februar und bis Dienstag, 00.00 Uhr den Tod von 474 Zivilisten dokumentiert. Darunter waren 29 Minderjährige, wie das Büro in Genf berichtete. Dem Büro lagen zudem verifizierte Informationen über 861 Verletzte vor, darunter mehr als 40 Minderjährige.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, betont stets, dass die tatsächlichen Zahlen mit Sicherheit deutlich höher lägen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchten oft Tage, um Opferzahlen zu überprüfen. Das Hochkommissariat gibt nur Todes- und Verletztenzahlen bekannt, die es selbst unabhängig überprüft hat.

Neben Zivilisten sind auch viele Soldaten dem Ukraine-Krieg bislang zum Opfer gefallen. Nach US-Angaben sind bislang zwischen 2000 und 4000 russische Soldaten getötet worden. Diese Schätzung nannte der Leiter des US-Militärgeheimdienstes Defense Intelligence Agency (DIA), Generalleutnant Scott Berrier, am Dienstag bei einer Kongressanhörung in Washington.

Berrier hob zugleich hervor, die Zahlen seien nur wenig belastbar. Sie würden aus einer Mischung von Geheimdienstquellen und offen zugänglichen Quellen stammen. Angaben zu Todesopfern auf beiden Seiten sind kaum zu überprüfen. Kiew sprach kürzlich von mehr als 11.000 getöteten russischen Soldaten, macht aber keine Angaben zu eigenen militärischen Verlusten. Das Verteidigungsministerium in Moskau sprach vor knapp einer Woche von 498 getöteten russischen Soldaten.

Ukraine-Krieg: Zahlreiche Hilfsgüter erreichen die Ukraine

Update vom 8. März, 17.55 Uhr: Trotz des Kriegs mit Russland erreichen nach offiziellen Angaben zahlreiche Hilfsgüter die Ukraine. In den vergangenen sechs Tagen seien 3000 Lastwagen mit 20 000 Tonnen Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten und medizinischer Ausrüstung ins Land gekommen, sagte Ministerpräsident Denys Schmyhal in Kiew. Zudem seien 10 Milliarden Hrywna (rund 310 Millionen Euro) über ein speziell eingerichtetes Konto an die ukrainische Armee gespendet worden. „Wir danken allen, die der Ukraine helfen“, sagte Schmyhal.

Update vom 8. März, 17.05 Uhr: Offenbar melden sich immer mehr Ausländer, um der Ukraine als Soldaten im Krieg gegen Russland beizustehen. Auch etliche Deutsche sind wohl darunter. Ein Foto geht bei Twitter viral.

Ukraine-Krieg: Sumy-Poltawa-Korridor für Flüchtende soll funktionieren

Update vom 8. März, 15.30 Uhr: Der mit der russischen Armee vereinbarte Fluchtkorridor von der ostukrainischen Großstadt Sumy ins zentralere Poltawa ist offenbar zustande gekommen. Das ukrainische Außenministerium in Kiew veröffentlichte am Dienstag ein entsprechendes Video beim Kurznachrichtendienst Twitter. Darin war zu sehen, wie Zivilisten mit Gepäck in mit Wasserflaschen gefüllten Kleinbussen saßen. Autos schlossen sich der startenden Kolonne an.

Update vom 8. März, 14.35 Uhr: Bunker, Bodyguards, Vorkoster - spektakulär schützt sich Russlands Präsident Wladimir Putin angeblich vor Attentaten*. Berichten zufolge soll er sich während des Ukraine-Kriegs nicht in Moskau aufhalten.

Ukraine-Krieg: Laut Kiew bisher 13 Soldatinnen der ukrainischen Luftstreitkräfte getötet

Update vom 8. März, 14.25 Uhr:  Im Kampf gegen russische Truppen sind nach offiziellen Angaben aus Kiew bisher 13 Soldatinnen der ukrainischen Luftstreitkräfte getötet worden. Fast 7000 weibliche Angehörige der Luftstreitkräfte erlebten den Internationalen Frauentag „nicht mit Blumen, sondern mit der Waffe in der Hand“, sagte der Kommandeur, Generalleutnant Mykola Oleschtschuk, an diesem Dienstag. Er erklärte: „Schulter an Schulter mit den Männern wehren sie die russische Aggression ab, kämpfen für die Zukunft ihrer Kinder und die Zukunft unserer Ukraine.“

Mehr als 1500 Soldatinnen der Luftstreitkräfte hätten direkt an Kampfhandlungen teilgenommen, erzählte Oleschtschuk. 16 von ihnen seien mit Orden ausgezeichnet worden. Zur Gesamtzahl der Verluste unter den Streitkräften gibt es keine offiziellen ukrainischen Angaben. Nach Angaben der Politologin Leandra Bias von der Schweizer Friedensstiftung Swisspeace beläuft sich der Anteil von Frauen in der ukrainischen Armee auf etwas mehr als 15 Prozent. Dagegen habe sich der Frauenanteil in der russischen Armee seit der Jahrtausendwende um die Hälfte auf derzeit etwa vier Prozent reduziert.

Ukraine-Krieg: Nato sieht ebenfalls russische Angriffe auf flüchtende Menschen

Update vom 8. März, 13.55 Uhr: Ist eine militärische Niederlage für Wladimir Putin im Russland-Ukraine-Krieg möglich? Ein früherer Berater von Angela Merkel glaubt, ja. Er liefert bei „hart aber fair“ in der ARD seine Begründung.

Update vom 8. März, 13.50 Uhr: Die Nato geht davon aus, dass Angaben über russische Angriffe auf flüchtende Menschen in der Ukraine der Wahrheit entsprechen. „Es gibt sehr glaubwürdige Berichte, dass Zivilisten bei der Evakuierung unter Beschuss geraten“, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg an diesem Dienstag bei einer Pressekonferenz mit Lettlands Präsidenten Egils Levits in Riga. „Zivilisten ins Visier zu nehmen, ist ein Kriegsverbrechen, und es ist vollkommen inakzeptabel“, erklärte der Norweger. Man brauche richtige humanitäre Korridore, die uneingeschränkt respektiert würden.

Ukraine-Krieg: Schon tausende russischer Soldaten gefallen?

Update vom 8. März, 13.30 Uhr: Berichte, wonach Russland unter seinen Soldaten einen hohen Blutzoll für den Einmarsch in der Ukraine zahlt, mehren sich. An diesem Dienstag berichtete das Nachrichtenportal The Kyiv Independent unter Berufung auf das ukrainische Militär, dass Schätzungen zufolge bereits mehr als 12.000 russische Soldaten gefallen seien.

Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Wie es in dem Bericht weiter heißt, zerstörten die Verteidiger angeblich bislang 303 Panzer der Russen, 56 Raketenwerfer, 48 Kampfflugzeuge und 80 Helikopter. Hinzu kämen 1.036 bewaffnete Radfahrzeuge des russischen Militärs sowie 120 erbeutete oder außer Gefecht gesetzte Artilleriegeschütze. Berichte über Tote und Verletzte auf beiden Seiten weichen teils stark voneinander ab.

Immer wieder sind auf Fotos der Nachrichtenagenturen oder auf Postings bei Twitter jedoch zerstörte Armee-Fahrzeuge zu sehen, die sich wegen des aufgemalten „Z“ wohl den russischen Truppen zuordnen lassen. Ein Beispiel: Am Montag (7. März) veröffentlichte die renommierte italienische Tageszeitung la Repubblica auf ihrem Online-Auftritt ein Video, das ukrainische Soldaten bei Kampfhandlungen zeigt. Auf dem Video wird ein Panzerfahrzeug mit Granaten in Brand geschossen, das zu den russischen Invasionstruppen gehört haben soll.

Ukraine-Krieg: Internationales Rotes Kreuz spricht von „apokalyptischer Situation“ in Mariupol

Update vom 8. März, 13.20 Uhr: Für Hunderttausende Menschen in der umkämpften ukrainischen Stadt Mariupol ist die Lage nach Angaben humanitärer Helfer katastrophal. „Die Situation ist apokalyptisch“, sagte IKRK-Sprecher Ewan Watson am Dienstag in Genf. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) stehe bereit, den Abzug der Zivilisten zu ermöglichen, die aus der Stadt wollen, sagte Watson. Russland und die Ukraine hätten die Bedingungen dafür aber noch nicht geschaffen. „Wir versuchen verzweifelt, den Dialog zu ermöglichen“, sagte Watson.

In der Stadt gingen alle Vorräte zur Neige. Das IKRK habe sämtliche Bestände ausgeliefert und versuche, auf allen möglichen Wegen Nachschub ins Land zu bringen. Zur selben Zeit warf das ukrainische Verteidigungsministerium den russischen Truppen sogar vor, Flüchtende aus der Stadt anzugreifen und zu beschießen. Eine Reaktion dazu aus Moskau gab es nicht. Die Angaben lassen sich aktuell nicht unabhängig überprüfen.

Ukraine-Krieg: Kiew wirft russischen Truppen Beschuss von Flüchtenden vor

Update vom 8. März, 12.54 Uhr: Die Ukraine hat Russland Angriffe auf flüchtende Menschen in Mariupol vorgeworfen. „Der Feind hat einen Angriff genau in Richtung des humanitären Korridors gestartet“, erklärte das ukrainische Verteidigungsministerium am Dienstag auf Facebook. Die russische Armee habe „Kinder, Frauen und ältere Menschen nicht aus der Stadt gelassen“.

„Solche Aktionen (...) sind nichts anderes als Völkermord“, erklärte das Verteidigungsministerium. Das Außenministerium in Kiew warf Russland einen „Verstoß gegen die Waffenruhe“ vor. „Die russischen Streitkräfte beschießen den humanitären Korridor von Saporischschja nach Mariupol“, fügte das Ministerium hinzu. „Acht Lastwagen und 30 Busse stehen bereit, um humanitäre Hilfe nach Mariupol zu liefern und Zivilisten nach Saporischschja zu evakuieren.“ Russland hatte am Montagabend örtliche Feuerpausen sowie die Einrichtung von Fluchtwegen für Zivilisten aus mehreren umkämpften Städten in der Ukraine angekündigt.

Ukraine-Krieg: Schwere Vorwürfe aus Kiew gegen Russland

Update vom 8. März, 12.45 Uhr: Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat erneut schwerste Vorwürfe gegen die russischen Invasionstruppen in seinem Heimatland erhoben.

In einem emotionalen Post bei Twitter schrieb der ranghohe Diplomat aus Kiew: „Russland hält 300.000 Zivilisten in Mariupol als Geiseln und verhindert humanitäre Evakuierung trotz Vereinbarungen mit ICRC-Vermittlung. Ein Kind ist gestern an Dehydrierung (!) gestorben! Kriegsverbrechen sind Teil der bewussten Strategie Russlands. Ich fordere alle Staaten auf, öffentlich zu fordern: RUSSLAND, LASs DIE MENSCHEN GEHEN!“

Ukraine-Krieg: Mindestens 21 Menschen bei Luftangriff auf Sumy getötet

Update vom 8. März, 12.27 Uhr: In der Stadt Sumy, wo am Vorabend nach aktuellen ukrainischen Angaben mindestens 21 Menschen bei einem russischen Luftangriff auf ein Wohngebiet getötet worden waren, haben am Morgen tatsächlich erste Evakuierungen begonnen. Gegen 10.00 Uhr Ortszeit (9.00 Uhr MEZ) hatten bereits Dutzende Busse mit Zivilisten die seit Tagen heftig umkämpfte Stadt Sumy verlassen. Nach Angaben der Regionalverwaltung sollten sie in die 150 Kilometer weiter südwestlich gelegene Stadt Lochwyzja gebracht werden.

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sieht unterdessen Chancen der Ukraine auf einen Sieg oder zumindest ein Patt im laufenden Krieg mit Russland. „Das ukrainische Volk kann, wenn es so weitermacht wie bisher, die russischen Streitkräfte so weit zermürben, dass es für einen Sieg oder zumindest ein Patt ausreicht“, sagte Wallace dem Sender Times Radio am Dienstag. Voraussetzung sei die richtige Ausrüstung. Der Konflikt zeige, dass gerade junge Menschen in der Ukraine und ganz Europa an ihre Werte glaubten, sagte der konservative Politiker.

Ukraine-Krieg: Bürgermeister des umkämpften Irpin weist Kapitulation-Forderung brüsk zurück

Update vom 8. März, 11.10 Uhr: Der Bürgermeister der ebenfalls von Angriffen getroffenen Kiewer Vorstadt Irpin hat nach eigenen Angaben eine russische Aufforderung zur Kapitulation erhalten - will sich aber nicht beugen. Das berichtet CNN unter Berufung auf eine Telegram-Mitteilung von Stadtoberhaupt Oleksandr Markuschyn.

Er habe Drohungen gegen „Leib und Leben“ erhalten, erkläte Markuschyn dem Bericht zufolge: „Ich bin überrascht, dass diese Monster immer noch nicht begriffen haben - Irpin gibt nicht auf, Irpin kann nicht gekauft werden, Irpin kämpft!“ Die Ukraine hatte zuletzt von Angriffen auf Zivilisten bei Evakuierungsversuchen* berichtet. Nach Angaben des Bürgermeisters starben in Irpin acht Zivilisten auf dem Weg aus der Stadt. Laut Verteidigungsministerium ist die Stadt seit Tagen ohne Strom, Wasser und Heizung. Unabhängige Bestätigungen für diese Berichte gibt es nicht.

Menschen überqueren einen improvisierten Weg unter einer zerstörten Brücke auf der Flucht aus der Stadt Irpin in der Nähe von Kiew.
Immer mehr Menschen in der Ukraine müssen ihre Heimat auf der Flucht vor dem Krieg verlassen - hier eine Aufnahme aus Irpin. © Efrem Lukatsky/dpa

Update vom 8. März, 10.25 Uhr: Die Ukraine und Russland haben sich offenbar auf einen Evakuierungskorridor für die zuletzt von Lufschlägen betroffene Stadt Sumy (siehe voriges Update) geeinigt. Die Pläne gehen über die nach russischen Angaben am Vormittag geltende Feuerpause hinaus.

So soll von 9 bis 21 Uhr Ortszeit am Dienstag ein sicherer Korridor von Sumy bis ins zentralukrainische Poltawa eröffnet werden. Das berichtet der US-Sender CNN unter Berufung die ukrainische Ministerin für die „Wiedereingliederung vorübergehend besetzter Gebiete“, Iryna Werestschuk. Alle Hindernisse auf dieser Route müssten entfernt werden, mahnte die Ministerin - wohl auch mit Blick auf Berichte über verminte Fluchtwege aus der Stadt Mariupol.

Ukraine erhebt schwerste Vorwürfe - und teilt Foto eines toten Kindes

Update vom 8. März, 9.55 Uhr: Die Ukraine erhebt neue Vorwürfe gegen Russland. Bei einem Angriff auf ein Wohnhaus in der Region Sumy in der Nacht (siehe Update von 5.26 Uhr) sind nach Angaben des ukrainischen Parlaments mindestens 18 Zivilisten getötet worden, darunter zwei Kinder. Das Haus veröffentlichte auch Fotos getöteter Menschen, darunter ein Kind. Diese Informationen ließen sich ebenso wenig verifizieren, wie Aufnahmeort und -Zeit der geposteten Bilder. Andere Quellen sprachen von neun toten Zivilisten inklusive zweier getöteter Kinder.

Ukraine-Krieg: Russland spricht jetzt von „Feuerpause“ - 600.000 Menschen aus Charkiw geflohen?

Update vom 8. März, 8.55 Uhr: Das russische Militär hat nach eigenen Angaben am Dienstag eine neue Feuerpause in der Ukraine in Kraft gesetzt und „humanitäre Korridore“ in fünf Städten geöffnet. In der Hauptstadt Kiew sowie den Großstädten Tschernihiw, Sumy, Charkiw und der besonders umkämpften Hafenstadt Mariupol sollten die Menschen die Möglichkeit haben, sich in Sicherheit zu bringen. Die Feuerpause sei um 10.00 Uhr Moskauer Zeit (8.00 Uhr MEZ) in Kraft getreten, teilte das Verteidigungsministerium mit.

In Mariupol handelt es sich um den inzwischen vierten Versuch, Menschen in Sicherheit zu bringen. Sie sollen mit Bussen und Autos herausgebracht werden. Dazu werden nach Angaben der ukrainischen Behörden auch Sammelpunkte in der Stadt eingerichtet. Vertreter der Ukraine und Russlands hatten bei einer dritten Verhandlungsrunde am Montag nach Angaben aus Kiew dazu Details vereinbart.

Nach Angaben ukrainischer Behörden haben insgesamt bereits mehr als 600.000 Menschen die umkämpfte Großstadt Charkiw verlassen. Das berichtet der TV-Sender Nexta. Diese Daten sind aktuell allerdings nicht nachprüfbar.

Ukraine-Krieg: Infrastrukturminister schätzt Schäden auf mehrere Milliarden

Update vom 8. März, 7.50 Uhr: Der ukrainische Infrastrukturminister Alexander Kubrakow hat die Schäden am Verkehrssystem im Land durch den russischen Einmarsch auf bisher mehr als zehn Milliarden US-Dollar (etwa 9,2 Mrd. Euro) geschätzt. Betroffen seien etwa Brücken, Eisenbahn und Flughäfen, sagte er der Online-Zeitung Ukrajinska Prawda. Er sei überzeugt, dass die meisten Schäden in spätestens zwei Jahren beseitigt sein könnten. Dabei rechnet Kubrakow wohl auch mit ausländischer Hilfe. „Dieser Krieg ist nicht der unsere“, sagte er. Die Ukraine verteidige die Interessen der gesamten zivilisierten Welt. „Wir werden das Land nicht auf eigene Faust wiederherstellen.“

Ukraine-Krieg: Mariupol ohne Strom, Wasser und Gas - Lwiw bitte um Hilfe

Update vom 8. März, 6.50 Uhr: In der von Russland belagerten Hafenstadt Mariupol spitzt sich die Lage nach Angaben des Stadtrats der südukrainischen Kommune weiter zu. „Es gibt keine Straße ohne kaputte Fenster, zerstörte Wohnungen oder Häuser.“ Die Stadt sei ohne Strom, Wasser und Gas. Mariupol liegt nahe der sogenannten Kontaktlinie zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischer Armee im Verwaltungsbezirk Donezk. Die Stadt hat strategisch große Bedeutung.

Aus der westukrainischen Stadt Lwiw kommt die Bitte an internationale Organisationen um Unterstützung bei der Unterbringung von Kriegsflüchtlingen. Die Stadt sei zu einem Zufluchtsort für etwa 200.000 Menschen geworden, die vor Bombeneinschlägen und Raketenangriffen geflohen seien, sagte Bürgermeister Andrij Sadowyj einer Mitteilung zufolge. Die Menschen bekämen warmes Essen und alles Nötige. „Dies ist eine extrem schwere Belastung für die Stadt, und heute stehen wir am Rande unserer Fähigkeiten“, warnte er.

Ukraine-Krieg: Zahlreiche Tote bei Luftangriffen auf Großstadt Sumy

Update vom 8. März, 5.26 Uhr: Bei Luftangriffen auf die nordostukrainische Großstadt Sumy sind den örtlichen Behörden zufolge mehr als zehn Menschen getötet worden. „In einigen Ortschaften wurden Wohngebäude bombardiert. Und fast im Zentrum von Sumy wurden mehrere Häuser durch einen Bombentreffer zerstört“, teilte der Chef der Gebietsverwaltung, Dmytro Schywyzkyj, in der Nacht zu Dienstag mit.

Mehr als zehn Menschen seien ums Leben gekommen, darunter auch Kinder. Auch vier ukrainische Soldaten seien „im ungleichen Kampf mit dem russischen Militär“ getötet worden, erklärte Schywyzkyj. „Wir werden es nie vergeben.“ Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen.

Ukraine-Krieg: Russischer Vormarsch auf Kiew „ins Stocken geraten“

Update vom 7. März, 21.55 Uhr: Der Vormarsch der russischen Streitkräfte auf Kiew ist nach Angaben eines hochrangigen US-Verteidigungsbeamten vom Montag weiterhin „ins Stocken geraten“, zitiert CNN. Auch wenn der Hauptvorstoß nicht vorankommt, „wird in Kiew eindeutig gekämpft, es wird weiterhin bombardiert und getroffen“, fügte der Beamte aber hinzu. Derweil machen weitere brisante US-Informationen die Runde: Russland will offenbar syrische Kämpfer für den Ukraine-Krieg rekrutieren.

Ukraine-News: Russische Kriegs-Truppen bombardieren wohl verstärkt Großstädte

Update vom 7. März, 19.25 Uhr: Russische Truppen bombardieren laut US-Angaben verstärkt ukrainische Großstädte wie Charkiw, Kiew, Tschernihiw, Mykolaiv und Mariupol. Das sagte ein nicht namentlich genannter US-Verteidigungsbeamter dem Fernsehsender CNN. „Wir haben mit Sicherheit eine Zunahme des so genannten Langstreckenfeuers, der Bombardierungen, der Raketenangriffe, der Artillerie sowie der Raketenangriffe festgestellt“, sagte der Beamte. „Und wir gehen davon aus, dass diese Angriffe zivile Ziele, Infrastruktur und Wohngebiete treffen.“

Es sei „nicht klar“, ob Russland absichtlich die Zivilbevölkerung unter Beschuss nehme oder ob es aufgrund von „Ungenauigkeiten“ geschehe, aber „es passiert eindeutig“, sagte der Beamte. Russland beharrt darauf, die Truppen griffen keine zivilen, sondern nur militärische Ziele an. Im Ukraine-Krieg sind derweil die dritten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine beendet worden.

Ukraine-Krieg: Macron spricht von „reiner Verlogenheit“ nach Putin-Ankündigung

Update vom 7. März, 16.20 Uhr: Der französische Präsident Emmanuel Macron* hat dem russischen Staatschef Wladimir Putin* mit Blick auf die geplanten „humanitären Korridore“ in der Ukraine „moralischen und politischen Zynismus“ vorgeworfen. Putin habe Korridore für Flüchtlinge in Richtung Russland angeboten, sagte Macron. „Ich kenne keine Ukrainer, die nach Russland fliehen wollten, dass ist reine Verlogenheit“, sagte der französische Präsident am Montag dem Sender TF1 . „Das ist eine bloße PR-Nummer, die ich verachte“, so Macron weiter.

Ukraine-Krieg: Angriff auf Kiew soll kurz bevor stehen

Erstmeldung: Kiew - Der Ukraine-Konflikt wütet seit 2014*, doch der 24. Februar 2022 markiert einen Wendpunkt: Es beginnt der russische Überfall auf die Ukraine. Inzwischen sind mehr als eine Million Menschen aus dem Land geflohen. In vielen Städten blieben Zivilisten jedoch die Fluchtwege versperrt.

Das russische Verteidigungsministerium versprach am Montag (7. März), in vier ukrainischen Städten humanitäre Korridore zu eröffnen. Indes sollen die russischen Truppen den Sturm auf die ukrainische Hauptstadt Kiew vorbereiten, wie aus Informationen der ukrainischen Armee hervorgeht.

Ukraine-Krieg: Humanitäre Korridore und Waffenruhe in vier Städten geplant

Russland* kündigte an, in den vier ukrainischen Städten Kiew, Mariupol, Charkiw und Sumy am Montag ab 10 Uhr deutscher Zeit lokale Waffenruhen einzuhalten. Dies soll Zivilisten ermöglichen, die Gebiete zu verlassen. Zunächst war unklar, ob sich die Zeitangabe auf Moskauer (8.00 Uhr MEZ) oder ukrainische Ortszeit (9.00 Uhr MEZ) bezog. 

In der Hafenstadt Mariupol waren am Wochenende zwei Versuche der Evakuierung gescheitert, da die Waffenruhe immer wieder gebrochen wurde. In der Stadt Irpin sollen laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung fliehende Zivilisten mit Granaten beschossen und getötet worden sein. Die Vereinten Nationen rechnen im Ukraine-Krieg mit der „größten humanitären Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg.“

Ukraine-Konflikt: Macron telefoniert erneut mit Putin

Angaben der russischen Armee zufolge erfolgte die Entscheidung zugunsten humanitärer Korridore auf „persönliche Bitte“ des französischen Präsidenten Emanuel Macron. Dieser hatte am Sonntag rund zwei Stunden mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin* telefoniert. Die russische Armee erklärte, sie werde einen Korridor zwischen der ukrainischen Hauptstadt Kiew und der belarussischen Stadt Gomel öffnen, die nahe der Grenze zur Ukraine* liegt.

Zwei weitere Korridore sollen demnach von Mariupol entweder in Richtung Russland nach Rostow-am-Don oder nach Westen in die ukrainische Stadt Saporischschja führen. Einen vierten Korridor solle es zwischen Charkiw und der russischen Stadt Belgorod geben. Schließlich sollten von Sumy zwei Korridore entweder nach Belgorod oder ins ukrainische Poltawa führen.

Ukraine-Krieg-News: Putins Truppen sollen Ansturm auf Kiew planen

Nach Angaben der ukrainischen Armee sollen russische Truppen den Sturm auf Kiew vorbereiten. Diese Informationen stammen aus einem Facebook-Post des Generalstabs und konnten zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Demnach sollen russische Truppen derzeit planen, zeitgleich die Gewalt über die Städte Irpin und Butscha zu erlangen. Diese liegen nur wenige Kilometer von der Stadtgrenze zu Kiew entfernt.

In verschiedenen Gebieten des Landes kam es in der Nacht zu Angriffen. Unter anderem soll in Charkiw ein Forschungszentrum, in dem sich Atommaterial befand, mit Raketenwerfern beschossen worden sein. Das teilte der ukrainische Inlandsgeheimdienstes SBU mit, die Angaben konnten von unabhängiger Seite jedoch zunächst nicht überprüft werden. Dieses Vorgehen erinnert jedoch an den Angriff russischer Truppen auf Europas größtes Atomkraftwerk in der Nacht zum Freitag*. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA (afp/dpa/bme).

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