Russland feuert offenbar Raketen auf Bahnhof in der Ukraine - Wohl über 130 erschossene Zivilisten in Makariw
Zahlreiche Menschen sterben bei einem Angriff auf einen Bahnhof. Im Ort Makariw sollen viele Zivilisten erschossen worden sein. Der News-Ticker zum Ukraine-Krieg.
- Russland-Ukraine-Krieg*: Zahlreiche Tote bei Angriff auf einen Bahnhof in der Ostukraine (Update vom 8. April, 10.45 Uhr und 16.30 Uhr).
- Präsident Wolodymyr Selenskyj* sagt, die Situation in Borodjanka sei„viel schrecklicher“ als in Butscha* (Update vom 7. April, 23.33 Uhr).
- Laut dem Bürgermeister wurden über 130 erschossene Zivilisten in Makariw bei Kiew gefunden (Update vom 8. April, 19.45 Uhr).
- Dieser News-Ticker zur militärischen Lage im Russland-Ukraine-Krieg wird fortlaufend aktualisiert. Mehr zum eskalierten Ukraine-Konflikt*.
Update vom 8. April, 19.45 Uhr: Unweit der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind im Ort Makariw nach Angaben des Bürgermeisters 132 Zivilisten erschossen aufgefunden worden. Die meisten Toten seien in Massengräbern entdeckt worden, sagte Wadym Tokar am Freitag im ukrainischen Fernsehen. Tokar machte für das Verbrechen russische Soldaten verantwortlich, die mehrere Orte in der Region bis vor kurzem besetzt hatten. Die Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden. Das mehr als 50 Kilometer westlich von Kiew gelegene Dorf sei zu etwa 40 Prozent zerstört, sagte der Bürgermeister. Es gebe derzeit weder Strom- noch Gas-Versorgung.
Ukraine-Krieg: Zahl der Toten bei Raketenangriff steigt
Update vom 8. April, 16.30 Uhr: Die Zahl der Toten bei dem Raketenangriff auf den Kramatorsk-Bahnhof ist auf mindestens 50 gestiegen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf den Gouverneur von Donezk, Pawlo Kirilenko. Unter den Toten würden sich auch fünf Kinder befinden. 89 Verwundete seien in Krankenhäuser eingeliefert worden, erklärte Kirilenko außerdem. Daneben erwarte man konstant neue Opferzahlen aufgrund der hohen Zahl der Verletzten.
Indes meldete der Chef der ukrainischen Eisenbahngesellschaft, Olexander Kamjischin, der Bahnhof in Kramatorsk sei aufgrund des Raketenangriffes beschädigt. Er warf den russischen Truppen vor, ganz gezielt die Bahnhöfe und Eisenbahninfrastruktur der Ukraine ins Visier zu nehmen, um somit die Evakuierung von Zivilisten zu verhindern.
Ukraine-Krieg: Rund 700 Tote in Tschernihiw seit Beginn der Kämpfe
Update vom 8. April, 14.25 Uhr: Nach Angaben des Bürgermeisters von Tschernihiw, Wladislaw Atroschenko, sind seit Beginn der Kämpfe in der Großstadt rund 700 Menschen ums Leben gekommen. Dabei handle es sich sowohl um militärische als auch zivile Verluste, zitierte die ukrainische staatliche Agentur Ukrinform den Bürgermeister. Darüber hinaus galten etwa 40 Personen als vermisst, die man jetzt jedoch als tot betrachte, da man sie zuletzt in bombardierten Gebieten gesehen habe, so Atroschenko.
Dem Bürgermeister zufolge befinden sich etwa 80.000 bis 95.000 Menschen weiterhin in der Stadt. Vor dem Beginn der russischen Invasion sie die Einwohnerzahl der Stadt 285.000 bis 290.000 gewesen, gab Atroschenko an.
Ukraine-Krieg: Raketenangriff auf Kramatorsk-Bahnhof - Selenskyj macht Russland verantwortlich
Update vom 8. April, 12.45 Uhr: Bei dem Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk sind nach Angaben des ukrainischen Geheimdiensts SBU mindestens 39 Menschen getötet worden. Bei den Opfern handle es sich um 35 Erwachsene und 4 Kinder, teilte der SBU am Freitag mit. Zuvor war von mindestens 30 Toten und 100 Verletzten die Rede gewesen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj machte Russland für die Attacke verantwortlich. Seinen Angaben zufolge handelte es sich bei den Geschossen um Raketen des Typs Totschka-U. Auch die prorussischen Separatisten hatten vom Raketentyp Totschka-U gesprochen, aber zugleich betont, ukrainische Truppen hätten sie abgefeuert. Der Gouverneur des Gebiets Donezk hatte zunächst von einer Rakete des russischen Typs Iskander gesprochen. Kramatorsk wird von ukrainischen Truppen kontrolliert, gilt aber als Ziel russischer Angriffe. Im Nachrichtendienst Telegram kursierte ein Video, das den Abschuss von zwei Raketen aus der Nähe von Schachtarsk zeigen soll. Der Kreml selbst weist die Verantwortung für den Raketenangriff zurück.
Russland feuert offenbar Raketen auf Bahnhof in der Ukraine - 30 Menschen sterben beim Warten auf Evakuierung
Update vom 8. April, 10.45 Uhr: Bei einem Raketenangriff auf einen Bahnhof in der Ostukraine sind am Freitag Dutzende Menschen getötet worden, die vor Kämpfen im Ukraine-Krieg fliehen wollten. Auf dem Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk warteten nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko Tausende Menschen auf ihre Evakuierung. Laut dem ukrainischen Eisenbahnchef Olexander Kamischyn schlugen zwei Raketen ein. Es gebe 30 Tote und 100 Verletzte, sagte er. Auf Videos und Fotos waren leblose Menschen neben zurückgelassenen Koffern und Taschen zu sehen.
Gouverneur Kyrylenko warf Russland vor, absichtlich auf Zivilisten gezielt zu haben. Auch Selenskyj machte die „Besatzer“ für die Attacke verantwortlich. Hingegen sprachen prorussische Separatisten in der selbsternannten Volksrepublik Donezk von einem ukrainischen Raketenangriff. Kramatorsk liegt im bislang ukrainisch kontrollierten Teil der Region Donezk, auf welche die Separatisten Anspruch erheben.
Die ukrainische Führung hatte die Menschen in der Ostukraine zuvor aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen und das Gebiet möglichst Richtung Westen zu verlassen. Russland hatte angekündigt, seine Angriffe auf die Region zu konzentrieren.

Ukraine-Krieg: Abzug von Russland-Truppen aus dem Norden offenbar abgeschlossen
Update vom 8. April, 9.20 Uhr: Der Abzug der russischen Truppen aus dem Norden der Ukraine ist nach Erkenntnissen britischer Geheimdienste abgeschlossen. Mindestens ein Teil dieser Kräfte werde wohl zum Kampf in die östliche Region Donbass verlegt, hieß es in einer Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums am Freitag auf Twitter.
Viele Einheiten müssten jedoch zuerst verstärkt werden, so die Einschätzung der britischen Experten. Sie rechnen daher damit, dass es mindestens eine Woche dauern wird, bis die zuletzt im Norden der Ukraine eingesetzten russischen Verbände in größerem Maßstab im Osten des Landes zum Einsatz kommen werden .Der Beschuss ukrainischer Städte im Süden und Osten der Ukraine halte unterdessen an, hieß es weiter. Russische Verbände seien zudem von der strategisch wichtigen Stadt Isjum in Richtung Süden vorgestoßen.
Ukraine-Krieg: Fluchtkorridore für Zivilbevölkerung aus umkämpfen Städten geplant
Update vom 8. April, 8.25 Uhr: Für die bedrängte Zivilbevölkerung in den umkämpften Städten der Ukraine sind am Freitag nach Angaben der Regierung zehn Fluchtkorridore eingerichtet worden. Aus der besonders schwer von russischen Angriffen betroffenen Stadt Mariupol im Süden soll ein Weg für Privatfahrzeuge in Richtung der Stadt Saporischschja führen, wie Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk mitteilte. Aus der Stadt Berdjansk sowie aus weiteren Orten im Osten sollen Zivilisten mit Bussen abgeholt werden, aber auch mit Autos fliehen können.
Aus umkämpften Gebieten in der Region Luhansk führten fünf Korridore in die Stadt Bachmut, schrieb Wereschtschuk in ihrem Nachrichtenkanal bei Telegram. Die Routen werden jeden Tag neu angekündigt. Wereschtschuk hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, es seien an dem Tag 4500 Menschen in Sicherheit gebracht worden.
Ukraine-Krieg: Borodjanka „viel schrecklichere“ Situation als Butscha – keine Russland-Truppen mehr in Sumy
Update vom 8. April, 6.45 Uhr: Im Ukraine-Krieg befinden sich in der nordostukrainischen Region Sumy ukrainischen Angaben zufolge keine russischen Truppen mehr. Das Territorium des Gebiets Sumy sei frei von russischen Einheiten, teilte der Chef der Gebietsverwaltung von Sumy, Dmytro Schywyzkyj, in der Nacht zu Freitag auf Facebook mit. Sollten die Menschen Explosionen hören, so sei dies, weil Rettungskräfte und Sprengstoffexperten von russischen Einheiten zurückgelassene Munition neutralisierten.
Schywyzkyj warnte die Menschen, dass die Region noch nicht sicher sei. Es gebe noch viele verminte und nicht auf Gefahren abgesuchte Gebiete. Die Menschen sollten nicht am Straßenrand fahren, keine Waldwege nutzen und sich keiner zerstörten Militärtechnik nähern.
Früheren Angaben von Schywyzkyj zufolge hatten die russischen Truppen am Sonntag damit begonnen, sich aus der Region zurückzuziehen. Die Region gehörte neben den Gebieten Donezk, Luhansk, Charkiw und Kiew zu jenen, in denen russische Truppen seit Kriegsbeginn angriffen. Russland hatte zuletzt angekündigt, die Kampfhandlungen auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren.
Ukraine-Krieg: Selenskyj sieht „viel schrecklichere“ Situation in Borodjanka als in Butscha
Update vom 7. April, 23.33 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Situation in der Stadt Borodjanka nach dem Abzug der russischen Truppen als verheerend bezeichnet. Die Lage in der Stadt sei noch „viel schrecklicher“ als im vor wenigen Tagen von der ukrainischen Armee zurückeroberten Butscha, sagte Selenskyj am Donnerstag in einer Videobotschaft an seine Landsleute. „Es gibt dort noch mehr Opfer der russischen Besatzer.“
Die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa hatte zuvor den Fund dutzender Leichen in Wohngebieten von Borodjanka gemeldet. „Allein aus den Trümmern von zwei Wohnblöcken wurden 26 Leichen geborgen“, erklärte sie im Onlinedienst Facebook. Wie viele weitere Tote in der nordwestlich von Kiew gelegenen Stadt noch gefunden werden, sei „unmöglich vorherzusagen“.
Update vom 7. April, 22.30 Uhr: In einem TV-Interview mit dem britischen Sender Sky News gesteht der Sprecher von Russlands Präsident Wladimir Putin erstmals live hohe russische Verluste im Ukraine-Krieg ein. (siehe auch Update um 18.50 Uhr)
Ukraine-Krieg: Eisenbahnlinie unter russischem Beschuss?
Update vom 7. April, 21.10 Uhr: In der Ostukraine ist anscheinend die letzte unter ukrainischer Kontrolle stehende Eisenbahnlinie nach Westen unter russischen Beschuss geraten.
„Zeitweilig sind in Slowjansk und Kramatorsk drei Evakuierungszüge blockiert“, teilte Eisenbahnchef Olexander Kamyschin an diesem Donnerstagabend im Nachrichtenkanal Telegram mit. Die Bahn warte das Ende des Beschusses bei der Station Barwinkowe im Gebiet Charkiw ab. Die Passagiere würden vorerst in den beiden genannten Bahnhöfen untergebracht.
Für den Donnerstag waren aus den beiden Städten insgesamt acht Evakuierungszüge in westlichere Landesteile geplant. Mehrere Tausend Menschen konnten der umkämpften Region entkommen.
Russland-Ukraine-Krieg: Moskau plant offenbar groß angelegten Angriff auf Hafenstadt Mariupol
Update vom 7. April, 20.15 Uhr: Wie The Kyiv Independent am Abend berichtet, plant Russland offenbar einen groß angelegten Angriff auf die Hafenstadt Mariupol. Das Medium beruft sich auf die ukrainischen Streitkräfte, wonach sich russische Truppen neu gruppieren und zusätzliche Kräfte in der Nähe von Mariupol sammeln würden. Teile der Großstadt im Südosten der Ukraine werden noch immer vom „Asow“-Bataillon verteidigt.
Die prorussischen Separatisten erklärten am Nachmittag, das Zentrum der völlig zerbombten Stadt unter ihrer Kontrolle zu haben. Die ukrainische Regierung erwartet derweil nicht nur einen Großangriff auf Mariupol, sondern in den kommenden Wochen auf die gesamte Donbass-Region im Osten des Landes. Um sich zu verteidigen, hat Kiew unter anderem bei der deutschen Bundesregierung 100 gebrauchte Bundeswehr-Schützenpanzer vom Typ „Marder“* angefragt. Eine mögliche Lieferung steht noch aus, die Ampel-Regierung berät sich dazu.
Update vom 7. April, 18.50 Uhr: Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hat erstmals „bedeutende Verluste“ russischer Truppen in der Ukraine eingeräumt. Dies sei „eine große Tragödie für uns“, erklärte der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin an diesem Donnerstag dem britischen Fernsehsender Sky News. Zahlen nannte er nicht.
Russland-Ukraine-Krieg: Bundeswehr-General a.D. - Moskau hat 66 Prozent seiner Armee im Einsatz
Update vom 7. April, 17.50 Uhr: Ein ehemaliger Bundeswehr-Kommandeur hat eine Einschätzung geteilt, wie viele Truppen der russischen Armee im Verhältnis zur Gesamtzahl der Streitkräfte im Ukraine-Krieg im Einsatz sind.
Laut General a.D. Reinhard Wolski habe die Armee Moskaus insgesamt 186 Bataillone, etwa 66 Prozent davon würden bei der Invasion der Ukraine eingesetzt, erklärte er bei Welt live. „Es scheint, als würden den Streitkräften aktive Soldaten ausgehen und müssten von woanders hergeführt werden“, meinte er weiter. Aktuell zieht Russland seine Truppen an der Ostgrenze zum Donbass zusammen, nachdem ein Angriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew schon in deren Vororten gescheitert war.
Russland-Ukraine-Krieg: Wolodymyr Selenskyj - Bürger sollen den Osten des Landes sofort verlassen
Update vom 7. April, 15.50 Uhr: Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert die Ukrainer dazu auf, den Osten des Landes sofort zu verlassen. Das berichtet der Fernsehsender n-tv am Donnerstagnachmittag. Sowohl die ukrainische Regierung als auch das transatlantische Verteidigungsbündnis NATO erwarten in den kommenden Wochen eine russische Großoffensive im Osten und Südosten des Staates mit seinen rund 44 Millionen Einwohnern.
Zuvor hatte der ukrainische Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, die verbliebenen Bürger erneut zum Verlassen des Gebietes aufgerufen. Es sei die vielleicht letzte Chance, schrieb Gajdaj auf Twitter. Die Gebiete um die Großstädte Luhansk (rund 400.000 Einwohner) und Donezk (rund 900.000 Einwohner) sind bereits seit der Annexion der Krim 2014 schwer umkämpft. Weder prorussische Separatisten noch die ukrainische Armee konnten die Gegenseite bislang zurückschlagen, wobei ein Großteil der Gebiete mittlerweile unter der Kontrolle der Separatisten steht.
Diese teilten an diesem Donnerstag zudem mit, dass sie einen Großteil der schwer umkämpften Stadt Mariupol (rund 400.000 Einwohner) am Asowschen Meer unter ihre Kontrolle gebracht hätten. Die NATO hatte in den vergangenen Tagen angekündigt, die ukrainischen Streitkräfte nun auch mit „schweren Waffen“ versorgen zu wollen. Tschechien hatte Anfang der Woche mehrere sowjetische T-72 Kampfpanzer und Schützenpanzer des Typs BVP-1 an die Ukraine geliefert. Die Regierung in Prag dementierte entsprechende Medienberichte nicht, ferner wurde ein Video des angeblichen Panzertransports bei Social Media geteilt. Jetzt stellt sich die Ukraine offenbar auf eine große Front im Osten ein, nachdem Russland seine Invasionstruppen im Norden vor der Hauptstadt Kiew wieder zurückgezogen hatte.
Russland-Ukraine-Krieg: Neue Hinweise auf russische Kriegsverbrechen
Update vom 7. April, 15.20 Uhr: Amnesty International berichtet von neuen Hinweisen auf russische Kriegsverbrechen in der Ukraine. Russische Truppen hätten ihren Informationen zufolge wiederholt unbewaffnete Menschen in deren Häusern oder auf offener Straße erschossen, teilte die Organisation am Donnerstag mit. Sie berief sich auf ukrainische Augenzeugen.
In einem Fall sei eine Frau mehrfach vergewaltigt worden, nachdem ihr Mann getötet worden sei. „Die schockierenden Bilder aus Butscha sind ganz offensichtlich nur die Spitze eines Eisbergs der Grausamkeit und Brutalität“, sagte Janine Uhlmannsiek, Expertin für Europa und Zentralasien bei Amnesty International in Deutschland. „Alle Belege sprechen dafür, dass wir es hier mit Kriegsverbrechen zu tun haben.“
Ein Amnesty-Team sprach den Angaben zufolge in den vergangenen Wochen mit mehr als 20 Menschen aus Orten nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew, die russische Gewalttaten miterlebt oder unmittelbar Kenntnis von den Gewalttaten erhalten hätten. Man habe alle Fälle „quergecheckt“ und sich die Aussagen von weiteren Quellen bestätigen lassen, sagte ein Amnesty-Sprecher der dpa.
In einem Fall habe etwa eine 46 Jahre alte Frau aus Bohdaniwka nordöstlich von Kiew berichtet, dass russische Soldaten in ihr Haus eingedrungen seien und sie und ihren Mann in den Heizungsraum gedrängt hätten. Dann hätten sie ihren Mann nach Zigaretten gefragt. Als der verneint habe, hätten sie ihm zunächst in den rechten Arm, dann in den Kopf geschossen. Die Frau gab an, dass ihr Mann noch sechs Stunden lang geatmet hätte, bis er schließlich in der Nacht gestorben sei.
Ukraine-Krieg: Irpin-Bürgermeister berichtet von Leichen auf den Straßen
Update vom 7. April, 12.06 Uhr: Irpin ist ein Vorort von Kiew, er war wie Butscha im Ukraine-Krieg von Putins Truppen besetzt. Nach deren Abzug wirft der Bürgermeister ihnen nun schwere Kriegsverbrechen vor: Die Soldaten hätten die Männer von Frauen und Kindern getrennt, sagte Olexander Markuschyn an diesem Donnerstag. Das berichtet die Zeitung Ukrajinska Prawda.
„Diejenigen, die ihnen nicht gefielen - und das sind Fakten, es gibt Zeugen -, haben sie erschossen. Diejenigen, die nicht gehorchten, haben sie erschossen“, sagte Markuschyn demnach. Die Toten seien dann absichtlich von Panzern überrollt worden. „Wir haben die Leichen mit Schaufeln vom Asphalt gekratzt.“
Markuschyn sagte, außerdem hätten die russischen Soldaten Frauen vergewaltigt. „Die russischen Invasoren töteten und demütigten nicht nur Frauen, sondern raubten auch gnadenlos die Wohnungen der Irpiner aus“, sagte Markuschyn. Gestohlen worden sei alles - von Waschmaschinen bis Unterwäsche.
Aus den nahe gelegenen Städten Butscha und Hostomel waren ebenfalls Gräueltaten gemeldet worden. Dort sollen russische Truppen Hunderte Zivilisten ermordet haben.
Ukrainischer Innenminister: Borodjanka bei Kiew im Krieg stark zerstört
Update vom 7. April, 9.10 Uhr: Nach Butscha nun Borodjanka? Der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj hat von großen Zerstörungen in der Kleinstadt berichtet - sie sei derzeit „eine der am stärksten zerstörten Städte in der Region Kiew“, sagte Monastyrskyj. Das berichten ukrainische Medien an diesem Donnerstagmorgen.
Einwohner hätten erzählt, dass russische Truppen in den ersten Kriegstagen aus geringer Höhe mit Flugzeugen Raketen auf ihre Häuser abgeworfen hätten. Anschließend seien auch Rettungskräfte beschossen worden und hätten deshalb vorerst ihre Arbeit einstellen müssen. Diese Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.
Ukraine-Krieg: Suche nach getöteten Zivilisten in Kiewer Vorort Borodjanka
Menschen, die damals unter den Trümmern verschüttet worden seien, könnten mittlerweile nicht mehr am Leben sein, sagte Monastyrskyj. Am Mittwoch hatte der ukrainische Zivilschutz mitgeteilt, dass in Borodjanka mit der Suche nach zivilen Todesopfern begonnen wurde. Zuvor sei die 35 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt gelegene Siedlung von Minen geräumt worden, hieß es.
Angaben der ukrainische Generalstaatsanwaltschaft zufolge soll es in Borodjanka die meisten Opfer in der Region Kiew geben. Bislang haben die Behörden aber noch keine Zahlen für diesen Ort genannt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am 5. April von einer Spitze des Eisbergs: Ihm lägen Informationen vor, dass in Orten Borodjanka noch mehr Menschen getötet worden seien. AFP-Reporter, die das Gebiet kurz besuchten, sahen keine Leichen auf den Straßen, doch berichteten Einheimische von vielen Toten.
Ukraine-Krieg-News: Selenskyj befürchtet neue Offensive in Ostukraine
Update vom 7. April, 6.57 Uhr: Selenskyj warnt in einer neuen Videobotschaft vor einer großen Offensive des russischen Militärs im Osten der Ukraine. Moskau baue weiter Kampfkraft auf, um seine Ambitionen im Donbass-Gebiet zu verwirklichen. Die Regierung in Kiew rief Menschen in den Gebieten Luhansk, Donezk und Charkiw bereits zur Flucht auf. Sie rechnet damit, dass von der Hauptstadt Kiew abgezogene russische Truppen im Osten eingesetzt werden. Selenskyj betonte: „Wir werden kämpfen und uns nicht zurückziehen“. Das ukrainische Militär meldete weitere Kämpfe und Angriffe aus dem Osten des Landes.
Mutmaßliche Tötung von Zivilisten - unzählige Vermisste im schwer umkämpften Hostomel
In einer Garage im Kiewer Vorort Hostomel wurden nach dem Abzug russischer Truppen ukrainischen Angaben zufolge elf Leichen gefunden. Die Polizei habe diese am Mittwoch entdeckt, berichtete die Ukrajinska Prawda und berief sich auf einen Telegram-Eintrag des ehemaligen Innenministers Arsen Awakow. Demnach soll es sich bei den Getöteten um Zivilisten handeln, die von russischen Soldaten getötet worden seien. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Das nordwestlich der Hauptstadt gelegene Hostomel mit dem nahen Flugplatz war seit Beginn des Kriegs schwer umkämpft. Der Großteil der ursprünglich 16.000 Einwohner floh. Der lokalen Militärverwaltung zufolge wurden rund 400 Bewohner von Hostomel vermisst.
Die USA wollen die Ukraine besonders mit weiteren Panzerabwehrwaffen vom Typ Javelin unterstützen wollen. Dazu sollen 100 Millionen Dollar (91,3 Mio Euro) genutzt werden, die die US-Regierung für weitere Waffenlieferungen genehmigt hatte, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Man sei außerdem mit den Ukrainern im Gespräch über die Lieferung weiterer Drohnen vom Typ Switchblade. Davon seien bereits 100 geschickt worden. Die Switchblades sind Mini-Drohnen, die lange über dem Boden kreisen können, um dort auf ein Ziel zu lauern und gezielt anzugreifen. Dabei zerstören sie sich dann selbst.
Update vom 6. April, 18.35 Uhr: Die USA gehen davon aus, dass sich die russischen Streitkräfte nun vollständig aus den Gebieten bei Kiew und Tschernihiw zurückgezogen haben, um sich in Belarus und Russland neu zu formieren und zu verstärken. Das teilte ein Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums mit.
Zu den Gräueltaten von Butscha teilte er mit, die USA habe Erkenntnisse, dass die Taten „vorsätzlich“, „geplant“ und „sehr, sehr bewusst“ durchgeführt worden seien. Es sei nicht einfach herauszufinden, was die russischen Streitkräfte zu solchen Taten motiviert habe, sie hätten aber eine Botschaft der „russischen Brutalität“ an die Welt senden sollen, so der Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums.
Ukraine-Krieg: Setzt Russland mobile Krematorien ein? Mariupoler Stadtrat schockiert mit Behauptung
Erstmeldung: Kiew – Es ist eine schier unfassbare Meldung, über die The Kyiv Independent aktuell berichtet. Wie der Stadtrat von Mariupol, der umkämpften Hafenstadt, behauptet, soll das russische Militär mobile Krematorien einsetzen, um Beweise für seine Kriegsverbrechen zu vernichten. Dem Stadtrat zufolge würden Russlands Spezialbrigaden die Leichen ermordeter Zivilisten verbrennen. Zehntausende Zivilisten könnten in Mariupol getötet worden sein, so der Stadtrat. Die Information ist aktuell nicht unabhängig überprüfbar.
Ukraine-Krieg: Videoaufnahmen von Schüssen auf Zivilisten in Butscha
Nach der Entdeckung zahlreicher Gräueltaten in Butscha* kommen immer neue Informationen ans Licht. Die New York Times veröffentlichte in der Nacht von ihr verifizierte Videoaufnahmen, die tödliche Schüsse russischer Soldaten auf einen Zivilisten in Butscha belegen sollen. Das ukrainische Video stamme von Ende Februar - kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Die Militärverwaltung von Homostel - eines Nachbarorts von Butscha - erklärte laut lokalen Medien, dort würden nach der russischen Besatzung rund 400 Bewohner vermisst. Mehrere Bewohner von Hostomel seien auch in Butscha gefunden worden. Moskau bestreitet die Vorwürfe und spricht von einer Inszenierung der Kriegsverbrechen, allerdings ohne Beweise oder Belege.
Neue Explosionen in der Ukraine: Krieg dauert an - Tausende Menschen gerettet
Selenskyj sagte in einer in der Nacht verbreiteten Videobotschaft, die ukrainischen Streitkräfte hielten die meisten Gebiete, in die Russland versucht habe vorzudringen. Am schwierigsten sei die Lage im Donbass und im Gebiet Charkiw im Osten des Landes. Russland sei zudem dabei, mehr Truppen für eine neue Offensive in die Ukraine zu schicken. Ukrainische Medien berichteten in der Nacht über Explosionen in den Gebieten Lwiw (Lemberg) im Westen und Dnipropetrowsk im Südosten des Landes. Informationen über Opfer oder Schäden gab es aber vorerst nicht.
Am Dienstag war es nach Angaben aus Kiew gelungen, 3800 Menschen aus umkämpften Gebieten zu retten, darunter rund 2200 Menschen aus der größtenteils zerstörten Stadt Mariupol und dem nahen Berdjansk. Das russische Verteidigungsministerium meldete laut Agentur Tass, binnen 24 Stunden seien mehr als 18 600 Menschen aus „gefährlichen Bezirken“ der Ukraine, der Region Luhansk und Donezk gerettet worden. Zugleich kündigte das Verteidigungsministerium weitere Gefechte um Mariupol an, da die Ukraine Aufforderungen zum Abzug ignoriere. (dpa/AFP/kh/aka) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.