„Russische Armee macht keine Pausen“: Selenskyj erhöht Druck auf Westen - Klare Ansagen in Videobotschaft
In der Ukraine dürfen Männer in wehrpflichtigem Alter nicht mehr ihren Wohnort verlassen. Präsident Selenskyj fordert weitere Waffenlieferungen. News-Ticker.
- Kadyrow-Verbündeter Daudov droht Deutschland: Der Vorsitzende des tschetschenischen Parlaments hat in einem Video zu weiteren Kampfhandlungen aufgerufen.
- Ukraine erlebt Aufregung um Regel für Wehrpflichtige: Das Verlassen des Wohnorts ist jetzt nicht mehr erlaubt, Kommentatoren fürchten Probleme.
- Russland erhebt Folter-Vorwürfe gegen Ukraine: „Fakten unmenschlicher Behandlung“ würden jetzt geprüft.
- Dieser News-Ticker ist beendet. Den aktuellen News-Ticker zur militärischen Lage im Ukraine-Krieg finden Sie hier.
Update vom 6. Juli, 8.09 Uhr: Die ukrainischen Truppen haben nach eigenen Angaben einen Angriff des russischen Militärs im Gebiet Donbass im Osten der Ukraine zurückgeschlagen. „Die ukrainischen Kämpfer haben dem Feind bei einem versuchten Angriff im Umkreis der Ortschaften Werchnjokamkanka, Bilohoriwka und Hryhoriwka erhebliche Verluste zugefügt. Die Okkupanten haben sich zurückgezogen“, teilte der Generalstab in Kiew am Mittwoch mit. Die Ortschaften liegen 10 bis 15 Kilometer westlich der einstigen Großstadt Lyssytschansk, die Russlands Truppen am Wochenende erobert haben. Auch südlich davon im Raum Bachmut sei es gelungen, den russischen Vormarsch zu stoppen und bei den Angreifern für „Ausfälle“ zu sorgen, hieß es in dem Bericht. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.
Update vom 6. Juli, 6.27 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seinen Appell nach weiteren Waffenlieferungen aus dem Westen bekräftigt. Kiew werde seine Aktivitäten nicht reduzieren, um moderne und ausreichende Raketenabwehrsysteme für die Ukraine zu erhalten, sagte er am Dienstag in einer Videobotschaft. Die russische Armee habe aktuell erneut Stellungen im Land angegriffen. Dabei sei ein Teil der Raketen von ukrainischen Luftabwehrkräften abgeschossen worden. Schutz vor Raketenangriffen noch in diesem Jahr zu schaffen, sei eine maximale Aufgabe für den Staat, sagte Selenskyj. „Aber das Erfüllen dieser Aufgabe hängt nicht nur von uns ab, sondern auch vom Verständnis unserer Grundbedürfnisse durch unsere Partner.“
Zuletzt habe es in Kiew und anderen Regionen einige Zeit lang keinen Luftalarm gegeben, sagte der Präsident. „Man sollte in den Handlungen von Terroristen nicht nach Logik suchen. Die russische Armee macht keine Pausen“, meinte er. Sie habe nur eine Aufgabe: „Menschen das Leben zu nehmen, Menschen einzuschüchtern - damit sich auch wenige Tage ohne Luftalarm bereits wie ein Teil des Terrors anfühlen.“
Ukraine-Krieg: Kritik an Meldeauflagen - Rüffel für Militärführung folgt
Update vom 5. Juli, 22.25 Uhr: Nach heftiger Kritik an Meldeauflagen für Wehrpflichtige in der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Militärführung gerüffelt. Auf der nächsten Sitzung des Generalstabs sollen ihm Verteidigungsminister, Generalstabschef und Armeeoberbefehlshaber detailliert Bericht erstatten, forderte der 44-Jährige am Dienstag in einer Videobotschaft. „Ich verspreche dem Volk, die Sache zu klären, und bitte weiter den Generalstab, derartige Entscheidungen nicht ohne mich zu treffen.“ Es gebe „Unverständnis“ und „Entrüstung“ in der Gesellschaft.
Zuvor hatten Armeeoberbefehlshaber Walerij Saluschnyj und der Generalstab mitgeteilt, dass wehrpflichtige Ukrainer für das Verlassen des Meldeorts eine Erlaubnis benötigen. Nach Kritik in sozialen Netzwerken wurde nachgeschoben, dass dies nur für das Verlassen des Regierungsbezirks notwendig sei. Grundlage sei eine Gesetzesnorm von 1992.
Kadyrow-Verbündeter Daudov droht Deutschland: „Wenn Putin uns nicht aufhält ...“
Update vom 5. Juli, 20.30 Uhr: Der Vorsitzende des tschetschenischen Parlaments Magomed Daudov hat in einem Video dem Westen und auch Deutschland gedroht. In einem Video, das über den Messenger-Dienst Telegram verbreitet wurde, feiert der 42-Jährige die Eroberung der Region Luhansk durch russischen Truppen. Daudov kündigte an, dass Russland auch weiter Städte entlang des Schwarzen Meers bis zur Hafenstadt Odessa erobert wird. „Wenn Putin uns nicht aufhält, werden wir – so Allah will – bis Berlin kommen“, drohte Daudov auch Deutschland und fügte hinzu: „Wir werden gewinnen, ohne Zweifel.“
Die tschetschenischen Truppen in der Ukraine würden allen voran den Islam und seine Werte verteidigen, erklärt Daudov in dem Video weiter. Der 42-Jährige gilt hinter Präsident Ramsan Kadyrow als zweitmächtigster Mann in der autonomen Republik Tschetschenien. Tschetschenische Streitkräfte nehmen seit den ersten Kriegstagen an Kampfhandlungen in der Ukraine teil.

Ukraine-News: Zwei Menschen sterben wohl bei Raketenangriff auf Slowjansk
Update vom 5. Juli, 17 Uhr: Russland hat die ostukrainische Stadt Slowjansk am Dienstag (5. Juli) mit Raketen beschossen - nach ukrainischen Angaben sind dabei mindestens zwei Menschen getötet worden. Sieben weitere seien verletzt, erklärte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, auf Telegram. „Wieder einmal zielen die Russen absichtlich auf Orte, an denen sich Zivilisten aufhalten. Das ist schlicht und ergreifend Terrorismus“, schrieb er weiter.
Laut Bürgermeister Wadym Liach griffen die russischen Soldaten den zentralen Markt der Stadt an. Mehrere Raketen schlugen laut AFP-Journalisten auf dem Marktplatz und in angrenzenden Straßen ein. Der Markt geriet in Brand, die Feuerwehr versuchte, die Flammen zu löschen. Die Stadt steht bereits seit Tagen unter Raketenbeschuss.

Ukraine-News: Selenskyj geht nicht von militärischer Beteiligung von Belarus aus
Update vom 5. Juli, 16.43 Uhr: Der ukrainische Präsident Selenskyj geht nicht von einem Eingreifen des Nachbarlandes Belarus in den Krieg mit Russland aus. „Wir glauben, dass Belarus sich nicht in diesen Krieg hineinziehen lassen wird. Aber es gibt Provokationen, und sie werden weitergehen“, sagte Selenskyj in einer Video-Ansprache auf einer Veranstaltung der Gruppe „The Economist“.
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hatte der Ukraine am Sonntag (3. Juli) Raketenangriffe auf sein Land vorgeworfen. Die Geschosse seien jedoch abgefangen worden, sagte er.
Das mit Russland verbündete Belarus diente nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs als Basis für die russischen Streitkräfte. Jetzt sorgte Lukaschenko außerdem mit der Aussage für Aufsehen, Belarus und Russland hätten „praktisch eine gemeinsame Armee“.
Die Ukraine gibt ihrerseits an, von Belarus aus seien wiederholt Raketen auf ukrainisches Gebiet abgeschossen worden. „Viele Raketen unterschiedlichen Kalibers wurden von belarussischem Territorium aus abgefeuert und haben der Ukraine viel Leid zugefügt“, sagte Selenskyj. Er rief die belarussische Bevölkerung auf, „alles zu tun, um nicht in diesen Krieg hineingezogen zu werden“. Die Ukraine sei jedoch für den Fall eines Angriffs „bereit“.
Ukraine-Krieg: Russland will Militär stärken
Update vom 5. Juli, 16.08 Uhr: Seit viereinhalb Monaten herrscht in der Ukraine Krieg - nun will Russland seine Wirtschaft stärker auf die Bedürfnisse des Militärs ausrichten. Das Unterhaus des Parlaments in Moskau billigte am Dienstag (5. Juli) in erster Lesung einen Regierungs-Vorschlag für ein Änderungspaket. Dieses sieht unter anderem vor, dass einzelne Branchen zur Belieferung der Streitkräfte verpflichtet werden können. Zudem könnten Arbeiter dort zu Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit sowie zum Verzicht auf Urlaub gezwungen werden.
Kritiker und internationale Militärexperten weisen immer wieder darauf hin, dass Russland in den vergangenen Monaten in der Ukraine deutlich mehr Soldaten und Ausrüstung verloren haben dürfte, als offiziell angegeben. Der russische Vizeregierungschef Juri Borissow begründete das Vorhaben unter anderem mit dem erhöhten Sanktionsdruck auf Russland und mit westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Um in Kraft zu treten, müssen die Gesetzesänderungen noch in zweiter und dritter Lesung verabschiedet, vom Oberhaus des Parlaments gebilligt und schließlich von Wladimir Putin unterzeichnet werden.
Ukraine-News: Atombehörde warnt vor Unfallgefahr an ukrainischen Atomkraftwerken
Update vom 5. Juli, 15.53 Uhr: Die internationale Atomenergiebehörde IAEA warnt vor wachsender Unfallgefahr im von russischen Streitkräften besetzten Atomkraftwerk Saporischschja. Das ukrainische Management und die lokalen AKW-Mitarbeiter seien extremem Stress und schwierigen Arbeitsbedingungen ausgesetzt. „Jeden Tag, an dem das so weitergeht, steigt das Risiko für einen Unfall oder eine Verletzung der Sicherheit“, sagte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi am Dienstag bei einem Vortrag an der australischen Nationaluniversität in Canberra. Seit März ist das AKW unter russischer Kontrolle, kürzlich wurden angebliche Pläne Russlands bekannt, die Kühlbecken zu leeren.

Ukraine-Krieg: Bürgermeister von Slowjansk meldet massives Bombardement der Stadt
Update vom 5. Juli, 14.40 Uhr: Die ostukrainische Stadt Slowjansk ist am Dienstag (5. Juli) nach Angaben ihres Bürgermeisters von der russische Armee massiv unter Beschuss genommen worden. „Slowjansk! Massives Bombardement der Stadt. Im Zentrum, im Norden. Alle in die Luftschutzkeller“, schrieb der Bürgermeister Wadym Liach auf Facebook. Die Stadt, die vor Beginn des Ukraine-Krieges 100.000 Einwohner zählte, ist offenbar das nächste Ziel der russischen Streitkräfte bei ihrem Vormarsch in der Region Donezk.
Ex-Separatisten-Boss warnt Putin nun vor Niederlage
Update vom 5. Juli, 14.24 Uhr: Von einem früheren Separatistenchef in der Ostukraine kommt Kritik an Wladimir Putin – in Form eines wenig schmeichelhaften Vergleichs. Statt energisch zu handeln, warte man im Kreml vergeblich auf ein Waffenstillstandsangebot, schrieb Igor Girkin auf Telegram. „Genau wie Napoleon 1812 (übrigens auch im Kreml), der - statt der Lage nach angemessen zu handeln - hoffnungslos und trübselig auf Unterhändler aus St. Petersburg wartete.“
Der französische Kaiser hatte nach der Eroberung Moskaus auf Russlands Kapitulation gehofft, musste aber, als diese ausblieb und Moskau in Flammen aufging, im Winter den Rückzug antreten, auf dem das französische Heer vernichtend geschlagen wurde.
Girkin ist ein russischer Ex-Geheimdienstler, der 2014 sowohl bei der von Moskau betriebenen Annexion der Krim als auch später bei den separatistischen Abspaltungsversuchen im ukrainischen Donbass-Gebiet eine zentrale Rolle spielte. Als „Verteidigungsminister“ leitete er zeitweise den militärischen Aufstand gegen Kiew im Osten der Ukraine. Der 51-Jährige gilt als Hardliner und Sprachrohr der einflussreichen Nationalisten in Russland. Er hat seit Jahren einen Krieg gegen die Ukraine gefordert.
Girkin warnte vor einer militärischen Niederlage Moskaus und verlangt die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft. Anders sei der Krieg nicht zu gewinnen, meint er. Nach der Einnahme von Lyssytschansk sei das „Offensivpotenzial“ der dort kämpfenden Einheiten erschöpft. Ohne frische Reserven und Nachschub an Waffen seien keine nennenswerten Gebietsgewinne mehr zu erwarten, prognostizierte er.
Ukraine: Wehrpflichtige Männer dürfen Wohnort nicht mehr verlassen – „Idiotie“
Update vom 5. Juli, 13.34 Uhr: Das ukrainische Verteidigungsministerium hat Männern im wehrpflichtigen Alter das Verlassen ihres Wohnorts untersagt. Der Generalstab der Armee bat am Dienstag (5. Juli) auf Facebook, mit Verständnis auf diese Anordnung zu reagieren.
Für das Verlassen des gemeldeten Wohnorts benötigen Männer zwischen 18 und 60 nun eine Erlaubnis des zugehörigen Kreiswehrersatzamts. Kontrollen finden derzeit vor allem an den Grenzen zwischen den Regierungsbezirken und an Kontrollpunkten an Stadtgrenzen statt. Grundlage des Erlasses ist das Wehrpflichtgesetz von 1992.
Unter dem Facebook-Beitrag schrieben innerhalb kurzer Zeit Hunderte entrüstete Ukrainer Kommentare. Dem Ministerium wurde „Idiotie“ vorgeworfen. Die Anordnung werde die Korruption bei den Kreiswehrersatzämtern fördern, hieß es etwa. Befürchtet wurde noch mehr wirtschaftliches Chaos, weil Fahrer für Züge, Busse und Lastwagen ausfallen könnten.
Viele Ukrainer leben gar nicht an ihrem Meldeort. Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs am 24. Februar flohen Zehntausende Wehrpflichtige in sicherere Gebiete im Westen des Landes. Das Verlassen der Ukraine wurde ihnen bereits mit Verhängung des Kriegsrechts vor rund viereinhalb Monaten untersagt.
Russland erhebt Folter-Vorwürfe gegen Ukraine – „Fakten unmenschlicher Behandlung“
Update vom 5. Juli, 12.44 Uhr: Moskau wirft Kiew Folter russischer Kriegsgefangener vor. Es seien deshalb Ermittlungen eingeleitet worden, teilte das staatliche Ermittlungskomitee in Moskau mit. Es würden „Fakten unmenschlicher Behandlung“ festgenommener russischer Soldaten geprüft.
Moskau und Kiew hatten vergangene Woche je 144 Kriegsgefangene ausgetauscht. Russische Soldaten berichteten laut Ermittlungskomitee anschließend von „erlittener Gewalt“. So habe ein Soldat angegeben, dass ihn ukrainische Ärzte ohne Betäubung behandelt sowie „geschlagen und mit Strom gefoltert“ hätten. Zudem sei er tagelang ohne Wasser und Nahrung gewesen, sagte der Soldat den russischen Angaben zufolge. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
Besetzte Region Cherson: Ex-Geheimdienstler neuer Regierungschef
Update vom 5. Juli, 10.47 Uhr: Ein Ex-Geheimdienstagent hat sein Amt als neuer Regierungschef der besetzten Region Cherson angetreten. Das teilte der pro-russische Regionalverwaltungschef Wladimir Saldo auf Telegram mit. Sergej Elisejew war bislang erster stellvertretender Regierungschef der Exklave Kaliningrad, um die es aktuell einen Transit-Streit gibt.
Der 51-jährige Russe ist Absolvent der Akademie des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB und war laut der Website der Region Kaliningrad in verschiedenen Funktionen für den Dienst tätig.
Nach der Einnahme der Region Cherson hatte der Kreml erklärt, die Bewohner sollten selbst über ihre Zukunft entscheiden. Seitdem wird die Region immer näher an Russland herangeführt. Es wurden russische Pässe ausgegeben und der russische Rubel als Zahlungsmittel eingeführt. Die eingesetzten Lokalbehörden wollen ein Referendum über den offiziellen Anschluss an Russland abhalten.
Ukraine-News: Selenskyj warnt vor Energie-Krise im Winter
Update vom 5. Juli, 10.24 Uhr: In Deutschland warnt CSU-Chef Markus Söder vor einem „eiskalten Winter“. Wolodymyr Selenskyj treibt die gleiche Sorge um - im Kriegsgebiet. Die Ukraine müsse sich schon jetzt auf den Winter vorbereiten, unter anderem um die Energieversorgung zu sichern, sagte der Präsident in seiner täglichen Videoansprache.
Große Teile der Wirtschaft seien von Kämpfen und russischen Angriffen lahmgelegt worden. Tausende Unternehmen stünden still. Zugleich müsse es beim Wiederaufbau um mehr gehen als nur darum, zerstörte Wände wieder hochzuziehen: „Die Ukraine muss das freieste, modernste und sicherste Land in Europa werden.“ Aktuell läuft noch die Ukraine-Wiederaufbau-Konferenz in Lugano.
„Wir müssen sie brechen“, sagt Selenskyj über Russen – und spricht über Verluste
Update vom 5. Juli, 6.39 Uhr: In der Nacht zum Dienstag wurde in fast der gesamten Ukraine erneut Luftalarm ausgelöst. Aus dem nordöstlichen Gebiet Sumy wurde Beschuss mit Raketen und Granaten gemeldet, der mehrere Menschen verletzt habe.
Während Russland das ukrainische Gebiet Luhansk unter seine Kontrolle gebracht hat, wird in der benachbarten Region Donezk weitergekämpft. An der Grenze zur Region Luhansk seien bei Bilohoriwka und Werchnjokamjanske erfolgreich russische Angriffe abgewehrt worden, teilte der ukrainische Generalstab am Montagabend bei Facebook mit. Umkämpft sei ebenso das Wärmekraftwerk Wuhlehirsk westlich des bereits von prorussischen Separatisten eroberten Switlodarsk.
Selenskyjs Berater Olexij Arestowytsch zeigte sich zuversichtlich, dass ukrainische Truppen nach der Aufgabe von Lyssytschansk die Verteidigungslinien an anderen Frontabschnitten stabilisieren können. Insgesamt könne man jedoch sagen, dass Russlands Militär das Gebiet Luhansk erobert habe, räumte er bei Youtube ein.

Selenskyj äußerte sich nur kurz zum Verlauf der Kampfhandlungen im Osten des Landes, wo ukrainische Truppen am Wochenende die Stadt Lyssytschansk aufgeben mussten. Die russischen Streitkräfte haben damit das Gebiet Luhansk größtenteils unter ihre Kontrolle gebracht – was als eines ihrer zentralen Kriegsziele galt. Die ukrainischen Streitkräfte fügten dem russischen Militär jeden Tag Verluste bei, sagte Selenskyj. „Wir müssen sie brechen.“ Das werde zwar Zeit und „übermenschliche Anstrengungen“ erfordern, es gebe aber keine Alternative, um die Zukunft der Ukraine zu sichern. Selenskyj zeigte sich überzeugt, dass besetzte Gebiete zurückerobert würden.
Ukraine-Krieg: Keine Medikamente, kaum Wasser und Nahrung – Lage in Stadt Mariupol kritisch
Update vom 4. Juli, 21.46 Uhr: Die Menschen im Ukraine-Krieg leiden nicht nur unter direktem Beschuss, sondern auch unter den indirekten Folgen des Krieges. In der von russischen Truppen besetzten Stadt Mariupol sterben Bewohner offenbar aufgrund des Fehlens von Medikamenten. In der Stadt mangele es an Medikamenten für Krebspatienten, Menschen mit Diabetes, Tuberkulose und Schilddrüsenproblemen, teilte der Bürgermeister Vadym Boychenko am Montag auf Telegram mit. Auch der Zugang zu ausreichend Nahrung und Trinkwasser sei eingeschränkt. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.
Ukraine-Krieg: Ukrainische Gebiet meldet Gewinne und Verlust im Donezker Gebiet
Update vom 4. Juli, 19.47 Uhr: Am Wochenende zog sich die ukrainische Armee endgültig aus Lyssytschansk zurück, damit steht das gesamte Gebiet Luhansk nun unter russischer Kontrolle. Der ukrainische Generalstab berichtete am Montagabend auf Facebook von einer Verschiebung der Kämpfe ins benachbarte Donezker Gebiet und meldete von dort Gewinne und Verluste.
An der Grenze der beiden Regionen seien bei Bilohoriwka und Werchnjokamjanske erfolgreich russische Angriffe abgewehrt worden, teilte der Generalstab demnach mit. Umkämpft sei das Wärmekraftwerk Wuhlehirsk westlich des bereits von prorussischen Separatisten eroberten Switlodarsk.
Gebietsgewinne hätten die russischen Truppen hingegen nördlich von Slowjansk bei Masaniwka erzielt. Darüber hinaus seien ukrainische Positionen an weiten Teilen der Front mit Artillerie, Raketenwerfern und Mörsern und von der russischen Luftwaffe beschossen worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.
Ukraine-Krieg: Moskau will Platz vor britischer Botschaft umbenennen
Update vom 4. Juli, 17.24 Uhr: Provokation in Russlands Hauptstadt: Moskau will einen Platz vor der britischen Botschaft nach dem gerade eroberten Gebiet Luhansk umbenennen. In einer Online-Umfrage hätten sich die Moskauer mehrheitlich für diesen Standort ausgesprochen, um ihn der „Volksrepublik Luhansk“ zu widmen, teilte die Stadtverwaltung mit. Zur Auswahl standen demnach auch Orte unweit des deutschen Konsulats sowie ein Bereich unweit der Botschaften Litauens und Belgiens. Schon Ende Juni hatte die Stadt Moskau den Platz vor der US-Botschaft in „Platz der Donezker Volksrepublik“ umbenannt.
Putin will Truppen „ausruhen“ lassen – doch Separatistenchef fordert schon mehr

Erstmeldung vom 4. Juli 2022: Luhansk/München – Der russischen Invasion in die Ukraine waren unter anderem plakative Forderungen aus den Separatistengebieten in Luhansk und Donezk vorausgegangen. Nun kommen aus Luhansk neuerliche Rufe nach aggressivem Vorgehen; pikanterweise unter Bezugnahme auf westliche Waffenlieferungen. Sie könnten Vorbote weiterer Angriffe sein – wobei Wladimir Putin am Montag die offensive Rhetorik eher seinen Untergebenen überließ.
Erst am Wochenende hatte Moskau den Fall Lyssytschansks, der letzten bislang ukrainisch kontrollierten Stadt im Gebiet Luhansk gemeldet. Damit hat der Kreml eines seiner wichtigsten Kriegsziele erreicht. Doch für Leonid Pasechnik, Anführer der selbsternannten Volksrepublik Luhansk, ist das nicht genug: Er will die ukrainischen Truppen weiter zurückgedrängt sehen. Pasechnik forderte im russischen Fernsehen einen weiteren Sicherheitspuffer und erinnerte den Kreml an das Ziel der „Entnazifizierung und Entmilitarisierung der gesamten Ukraine“, wie die Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete.
Ukraine-Krieg: Separatisten fordern weitere Eroberungen von Putin - „Erreichen leider unser Gebiet“
„Das Territorium der Republik wurde befreit. Leider wurde die Sicherheit der Bewohner der Republik auf unserem Territorium nicht vollständig gewährleistet“, sagte Pasechnik dem Bericht zufolge im TV-Sender Perwy kanal. Der Separatistenchef argumentierte dabei mit Mehrfachraketenwerfern, die der Westen an die Ukraine geliefert habe: „Sie erreichen leider unser Gebiet“, sagte Pasechnik. Er fügte hinzu: „Wir müssen den Feind zumindest in ein Gebiet drängen, das für uns sicher ist.“
Kremlchef Wladimir Putin hatte im Februar die beiden sogenannten Volksrepubliken offiziell anerkannt – und zunächst den Befehl zum Einmarsch in die Gebiete gegeben, offiziell um den „Frieden zu sichern“. Wenig später schrieb sich Moskau in einem im Westen stark kritisierten Narrativ „Entnazifizierung“ und „Entmilitarisierung“ der Ukraine auf die Fahne. „Niemand hat diese Aufgabe abgesagt“, erklärte Pasechnik nun. Die Äußerung im wichtigen Medium kann als Kampfansage an Kiew gelesen werden. Sie stärkt aber auch den Erfolgsdruck auf den Kreml.
Putin äußert sich zum Ukraine-Krieg: Soldaten sollen „ausruhen“ - Minister kündigt weitere Kämpfe an
Doch ohnehin kündigte auch Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Montag (4. Juli) eine fortgesetzte Offensive an. „Die Streitkräfte der Russischen Föderation setzen die militärische Spezial-Operation fort“, sagte er bei einem Treffen mit Putin – in Russland wird nach wie vor von einer „Spezial-Operation“ statt von einem Krieg gesprochen. Putin selbst erklärte indes, russische Soldaten, die an der Eroberung von Luhansk beteiligt gewesen sind, sollten sich nun erst einmal „ausruhen“, um Kräfte für weitere Kämpfe zu sammeln. Andere Einheiten wiederum sollten ihre „Aufgaben“ weiter erfüllen, sagte Putin zu Schoigu - in der Hoffnung, dass „in ihren Richtungen alles so ablaufen wird wie in Luhansk“. Der Kremlchef zeichnete zudem zwei Generäle mit dem Orden „Held Russlands“ aus.
In Lyssytschansk sind nach ukrainischen Angaben von einstmals mehr als 100.000 Einwohnern nur noch wenige Tausend übrig geblieben. Der Militärgouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, nannte am Montag im ukrainischen Fernsehen eine Größenordnung von etwa 10.000. In der Nachbarstadt Sjewjerodonezk, die sich ebenfalls unter russischer Kontrolle befindet, seien nur noch etwa 8000 Menschen verblieben. Auch dort lebten vor Beginn des Krieg mehr als 100.000. Beobachter äußerten zuletzt immer wieder die Sorge, Russland wolle die Gebiete durch brutale Angriffe entvölkern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht Lyssytschansk alledings noch nicht als verloren an. „Wenn das Kommando unserer Armee Menschen von bestimmten Punkten der Front abzieht, wo der Feind den größten Feuervorteil hat - insbesondere Lyssytschansk -, bedeutet das nur eins: Dass wir dank unserer Taktik, dank der verstärkten Versorgung mit modernen Waffen, zurückkommen werden“, sagte er noch am Sonntag in einer Videobotschaft. Die Ukraine feierte am Montag auch einen symbolischen Triumph: Auf der Schlangeninsel vor der Schwarzmeerküste hissten Truppen nach dem Abzug russischer Soldaten die ukrainische Flagge. (fn)