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Vergewaltigung als „Teil des Krieges“ - Wagenknecht schockiert in der ARD

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Von: Kathrin Reikowski

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Sahra Wagenknecht
Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht ruft zu einem „Startschuss für eine neue starke Friedensbewegung“ auf. © Monika Skolimowska/dpa

Sahra Wagenknecht im „Hart aber fair“-Kreuzfeuer: Nach ihrer Friedenskundgebung stellen ARD und Politikerinnen anderer Parteien ihre Thesen infrage.

Berlin - Sahra Wagenknecht, Politikerin der Links-Partei, saß nach ihrer „Friedenskundgebung“ zum Ukraine-Krieg am Wochenende in der ARD-Talkshow „Hart aber Fair“. Sie spricht sich darin erneut für einen Stopp der Waffenlieferungen aus - und sorgt mit einigen Äußerungen für großes Kopfschütteln bei den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Eine ihrer Thesen: „Alle Militärexperten sagen doch, dass die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen kann.“ Um eine Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete zu erreichen, müsse sich die Nato in einem ganz anderen Ausmaß engagieren, behauptet Wagenknecht. Und sagt später: „Wir lassen uns immer tiefer in diesen Krieg hineinziehen, anstatt ein Verhandlungsangebot zu machen.“ Für Äußerungen wie diese bekommt sie immer wieder Kontra von der FDP-Sicherheitsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Katrin Göring-Eckhardt (Die Grünen). „Kriege werden militärisch ausgefochten“, meint etwa Strack-Zimmermann. Und sagt später: „Wir dürfen nicht so naiv sein zu glauben, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der in irgendeiner Weise das kultivierte, das menschliche Miteinander beherrscht. Das tut Wladimir Putin nicht.“

Klamroth zu Wagenknecht: „Bin ich Teil der Lügenpresse?“

ARD-Moderator Louis Klamroth spricht Wagenknecht dann noch auf die von Wagenknecht und Alice Schwarzer organisierte Friedenskundgebung am Brandenburger Tor an. Er sei auf der Veranstaltung gewesen, habe aber keine einzige ukrainische, nur russische Fahnen gesehen. Außerdem sei er von einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern als „Lügenpresse“ beschimpft worden, zeigt einen Einspieler dazu.

Bei so einem Bericht sehe man immer nur Ausschnitte der Veranstaltung, meint Wagenknecht. Und windet sich auch dann um eine direkte Antwort, als Klamroth sie fragt: „Bin ich in Ihren Augen Lügenpresse?“. Ihr Manifest sei zumindest durch den Dreck gezogen worden, meint Wagenknecht.

Wagenknecht und die Vergewaltigungs-Vorwürfe gegen Russlands Soldaten in der Ukraine

Zum Ende bringt „Hart aber fair“ einen Einspieler aus der Ukraine - eine Frau, die in den von Russland besetzten Gebieten lebte, berichtet von einer Vergewaltigung durch russische Soldaten. Die Historikerin Martha Havryshko fasst zusammen, dass sich Vergewaltigung als Kriegswaffe in der Ukraine durchgesetzt habe, dass es zu einer Epidemie gekommen sei.

Damit konfrontiert Klamroth nun Wagenknecht: „Sie haben vorher gesagt, dass es unrealistisch sei, dass jeder einzelne russische Soldat die besetzten Gebiete verlässt. Heißt das nun, die ukrainischen Frauen sollen weiter unter russischer Besatzung leben?“ Wagenknecht setzt an: „Na ja, also ich meine, dass es solche Übergriffe gibt und dass das schauerlich ist und grässlich …“

„Übergriffe? Das ist Gewalt!“, fährt ihr Katrin Göring-Eckardt ins Wort. „Das ist furchtbar! Die Frauen werden das nie vergessen!“ Doch Wagenknecht entgegnet: „Das ist doch Teil des Krieges, das ist Teil jeden Krieges.“ Woraufhin Göring-Eckhardt nur noch ruft: „Wir reden aber über diesen Krieg, wir reden über die Frauen in der Ukraine!“

Einmal mehr setzt Wagenknecht eins drauf: „Die UN-Menschenrechtskommissarin hat immer wieder darauf hingewiesen, Kriegsverbrechen werden von beiden Seiten begangen, auch in diesem Krieg.“ Klamroth greift ein: „Frau Wagenknecht, da muss ich ihnen widersprechen, das kann ich so nicht stehen lassen.“ In einem Einspieler zeigt er, dass die UN lediglich Beweise für Vergewaltigungen durch russische Soldaten gefunden habe, dies als militärische Strategie Russlands interpretiert. Wagenknechts Antwort: Sie habe von Kriegsverbrechen gesprochen, nicht von Vergewaltigungen. (kat)

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