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Ukraine-Krieg: Russland-Truppen weitgehend blockiert - USA melden nächsten Rückschlag für Putin

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Von: Bettina Menzel, Andreas Schmid

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Der Krieg in der Ukraine geht weiter. Während Mariupol wohl gefallen ist, kommt der Vormarsch Russlands im Westen nicht voran. News-Ticker.

Update vom 28. März, 21.44 Uhr: Die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol ist offenbar kurz davor zu fallen. Nach wochenlangem heftigem Beschuss und Berichten über katastrophale humanitäre Zustände sei die Stadt Großteils unter Kontrolle Russlands. Das berichtet CNN am Montag unter Berufung auf den Bürgermeister Mariupols. „Nicht alles steht in unserer Macht (...). Leider sind wir heute in den Händen der Besatzer“, wird Vadym Biochenko zitiert. Der Bürgermeister forderte anschließend eine komplette Evakuierung der verbliebenen Bevölkerung Mariupols. Knapp 160.000 Menschen sind von den 400.000 Einwohnern vor Kriegsbeginn demnach noch vor Ort.

Gelingt Russland die Einnahme Mariupols hat Putins Armee die komplette Kontrolle über das Asowsche Meer erlangt.

Update vom 28. März, 20.51 Uhr: Russische Truppen kommen offenbar nur noch schwer voran. Sie seien in mehreren Teilen der Ukraine weitgehend blockiert, sagte ein hochrangiger US-Verteidigungsbeamter am Montag gegenüber US-Reportern. Der Fernsehsender CNN veröffentlichte die Zitate.

Die Lage in Mariupol, Tschernihiw, Mykolajiw und Charkiw habe sich nicht verändert, sagte der nicht namentlich genannte Beamte. „Sie haben keine Fortschritte bei der Annäherung an Kiew gemacht, sie haben keine Fortschritte im Norden gemacht, weder in Czernihiw noch in Charkiw“, sagte der Beamte über die russischen Streitkräfte.

Ukraine-Krieg: Offenbar mindestens 5000 Todesopfer in Mariupol

Update vom 28. März, 18.37 Uhr: In der von russischen Truppen belagerten Stadt Mariupol sind nach ukrainischen Angaben mindestens 5000 Menschen getötet worden. „Etwa 5000 Todesopfer wurden beerdigt“, sagte am Montag die ukrainische Verantwortliche für Flüchtlingskorridore, Tetjana Lomakina, der Nachrichtenagentur AFP. Allerdings würden seit ungefähr zehn Tagen wegen der anhaltenden Bombardements durch die russischen Truppen in Mariupol keine Bestattungen mehr vorgenommen, die Zahl der Todesopfer könnte sogar bei „ungefähr 10.000“ liegen.

Update vom 28. März, 17.09 Uhr: Die Ukraine hat offenbar die bisher von russischen Truppen kontrollierte Stadt Irpin zurückerobert. Das sagte der Bürgermeister von Irpin, Oleksandr Markushyn. Gegenüber dem US-Sender CNN erklärte er: „Irpin wurde gestern Abend befreit. Jetzt müssen wir die Stadt vollständig räumen. Es gibt verwundete russische Soldaten. Sie bieten an, sich zu ergeben oder sie werden vernichtet.“ Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Auf Markushyns Telegram-Kanal hieß es am Montagnachmittag zudem, dass aus Irpin geflüchtete Ukrainer der Stadt weiterhin fernbleiben sollen. „Kehren Sie bitte nicht nach Irpin zurück, denn dort ist es jetzt nicht sicher.“ Irpin hat rund 50.000 Einwohner und liegt in der Nähe von Kiew.

Update vom 28. März, 16.45: Nach Angaben von The Kyiv Independent sind in der umkämpften Hafenstadt Mariupol im Ukraine-Krieg bislang knapp 5000 Menschen, darunter 210 Kinder, getötet worden. Die Angaben lassen sich aktuell nicht unabhängig überprüfen.

Ukraine-Krieg: Charkiw seit Ausbruch unter schwerem Beschuss – „russischsprachige Stadt“

Update vom 28. März, 15.50 Uhr: In der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw sind seit Beginn der russischen Angriffe nach ukrainischen Angaben fast 1180 mehrgeschossige Wohnhäuser zerstört worden. Außerdem seien mehr als 50 Kindergärten, fast 70 Schulen und 15 Krankenhäuser vernichtet worden, sagte der Charkiwer Bürgermeister Ihor Terechow am Montag nach Angaben der Agentur Unian. Binnen 24 Stunden hätten die russischen Truppen Charkiw fast 60 Mal mit Artillerie und Mörsern beschossen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Rund 30 Prozent der Bevölkerung hätten die Stadt verlassen, sagte Terechow. Einige Menschen seien aber auch wieder zurückgekehrt. Charkiw hatte vor Kriegsbeginn rund 1,5 Millionen Einwohner und ist nach Kiew die zweitgrößte Stadt der Ukraine. Seit der russischen Invasion vor viereinhalb Wochen wird die Stadt aus der Luft und mit Artillerie angegriffen.

Der Stadtrand von Kiew ist durch die russische Armee zerstört worden.
Der Stadtrand von Kiew ist durch die russische Armee zerstört worden. © Rodrigo Abd/dpa

Die Bewohner ausgebombter Häuser werden nach Angaben Terechows in verbliebenen Schulen, Kindergärten sowie Kellern und U-Bahn-Stationen untergebracht. Trotz der Angriffe seien die Supermärkte in Charkiw weiter geöffnet, und es gebe alle notwendigen Lebensmittel. Charkiw werde auch mit humanitärer Hilfe aus anderen Städten versorgt. Aus den USA sei zudem eine Medikamentenlieferung im Wert von 880 000 Dollar eingetroffen.

„Charkiw ist eine russischsprachige Stadt“, zitierte die Zeitung Ukrajinska Prawda Terechow. Zu Beginn des Krieges habe praktisch jeder vierte Einwohner Verwandte oder Bekannte in Russland gehabt. Viele hätten auch Freunde in Russland gehabt. „Die Menschen hätten sich niemals in ihrem schlimmsten Traum vorstellen können, dass Russland die Ukraine und Charkiw angreift“, sagte Terechow.

Ukraine befürchtet nun russischen Durchbruch auf Kiew - Selenskyj wirft Russland Mord an Bürgermeistern vor

Update vom 28. März, 15.30 Uhr: In einem Interview hat Wolodymyr Selenskyj über im Ukraine-Krieg getötete Bürgermeister gesprochen. „Russen entführen die Bürgermeister unserer Städte. Einige von ihnen können wir nicht finden. Einige von ihnen haben wir bereits gefunden, und sie sind tot“, sagte der ukrainische Präsident gegenüber The Economist. Im selben Interview warf er Deutschland vor, „oft Fehler“* zu machen.

Update vom 28. März, 11.48 Uhr: Meldungen über Brände rund um das Gebiet des im Jahr 1986 havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl sollen falsch sein. In der Sperrzone sind ukrainischen Angaben zufolge keine größeren Brände mehr festgestellt worden. Aufnahmen von Satelliten würden derzeit keine derartigen Wärmequellen feststellen, teilte der ukrainische Zivilschutzdienst am Montag mit. Anderslautende Informationen seien falsch.

Vergangene Woche hatte das Parlament unter Berufung auf europäische Satellitendaten über mehrere große Feuer in dem weitgehend von russischen Truppen kontrollierten Sperrgebiet informiert. Auslöser der Feuer sei Beschuss gewesen. „In der Sperrzone haben große Brände begonnen, die sehr ernste Folgen haben können“, schrieb die stellvertretende ukrainische Regierungschefin Iryna Wereschtschuk noch am Sonntagabend auf Telegram (siehe Erstmeldung).

Ukraine-Krieg: Errichtung von Fluchtkorridoren nicht möglich - „Provokationen“ auf den Routen

Update vom 28. März, 11.04 Uhr: Aufgrund der Bedrohung durch russische Truppen können an diesem Montag Angaben aus Kiew zufolge keine Fluchtkorridore zur Evakuierung von Zivilisten eingerichtet werden. Es gebe Geheimdienstinformationen über mögliche „Provokationen“ auf den Routen, sagte die stellvertretende Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Montag. Die Ukraine und Russland werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, die Evakuierung von Zivilisten aus besonders umkämpften Gebieten zu sabotieren.

Die ukrainische Zeitung Prawda berichtete unterdessen unter Berufung auf verschiedene Regionalverwaltungen von andauerndem russischem Beschuss in verschiedenen Landesteilen. In der Region um Kiew habe es Raketeneinschläge gegeben sowie Kämpfe entlang einer Autobahn. In Tschernihiw im Norden wehrten ukrainische Soldaten demnach in der vergangenen Nacht russische Angriffe ab. Auch die Gebiete Schytomyr und Charkiw seien mit Raketen und Bomben beschossen worden.

Russische Truppen sollen Vorstoß auf Kiew planen

Erstmeldung/Überblick: Kiew - Im Ukraine-Krieg* wollen russische Truppen ukrainischen Angaben zufolge Verteidigungsanlagen im Umkreis von Kiew* durchbrechen und weiter in Richtung der Hauptstadt vorstoßen. Im Nordwesten und im Osten wehre die ukrainische Armee Versuche russischer Soldaten ab, die Kontrolle über wichtige Straßen und Siedlungen zu übernehmen, teilte der ukrainische Generalstab am Montagvormittag (28. März) mit. Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte unterdessen Aufnahmen von gepanzerten Fahrzeugen, die rund 40 Kilometer von Kiew entfernt den Ort Salissja verlassen haben und auf der Fernstraße E95 unterwegs sein sollen.

Ukraine-Krieg: Selenskyj-Seite meldet Feuer an Atomruine Tschernobyl - Zuspitzung der Lage in Mariupol

Die Angaben beider Seiten lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Der ukrainische Generalstab berichtete am Morgen zudem von andauernden Kämpfen auch in anderen Landesteilen - darunter in den Regionen Mykolajiw und Saporischschja im Süden.

Die Sperrzone rund um das Atomkraftwerk Tschernobyl ist von russischen Streitkräften besetzt*. Nun sollen in dem Gebiet erneut Brände ausgebrochen sein. „In der Sperrzone haben große Brände begonnen, die sehr ernste Folgen haben können“, schrieb die stellvertretende ukrainische Regierungschefin Iryna Wereschtschuk am Sonntagabend auf Telegram. Allerdings sei es wegen der russischen Truppen im Moment „unmöglich, die Brände vollständig zu kontrollieren und zu löschen“. Anfang der Woche könnte es neue Verhandlungen im Ukraine-Krieg geben*.

Kiew am Sonntag (27. März): Mitglieder der Territorialen Verteidigung wärmen sich an einem Feuer an einem Kontrollpunkt.
Kiew am Sonntag (27. März): Mitglieder der Territorialen Verteidigung wärmen sich an einem Feuer an einem Kontrollpunkt. © Rodrigo Abd/AP/dpa

Ukraine-Krieg: Armee startet Gegenangriff gegen russische Truppen

Zuvor hatte die russische Regierung angekündigt, sich im Ukraine-Krieg auf die „Befreiung des Donbass“ konzentrieren* zu wollen. „Dies bedeutet eine potenzielle oder starke Verschlechterung rund um Mariupol“, teilte der ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch in einer auf dem Telegram-Konto des Präsidenten veröffentlichten Videobotschaft mit. Die ukrainische Armee ging indes mancherorts zum Gegenangriff über und konnte vereinzelt um Kiew und in der Umgebung der Stadt Charkiw russische Truppen zurückdrängen, heißt es. Diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Mehr zu den Reaktionen aus Deutschland auf dem Ukraine-Krieg lesen Sie in unserem News-Ticker*. (bm/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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