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Nizza-News-Blog: Frankreich verlängert Ausnahmezustand

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Von: Julian Spies, Maximilian Kettenbach, Patricia Kämpf, Haakon Nogge

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Tribute to the victims of the Nice attack
Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in Nizza. © dpa

Nizza - Am französischen Nationalfeiertag ist ein Attentäter mit einem Lkw in Nizza in eine Menschenmenge gerast, 84 Menschen starben. Der IS bekannte sich zu dem Anschlag. Offenbar war der Täter nicht alleine. Wir halten Sie im News-Ticker auf dem Laufenden.

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Update vom 23. Mai 2017: Bei dem Anschlag auf ein Popkonzert von US-Star Ariana Grande in der britischen Stadt Manchester sind mehrere Menschen getötet worden. Alle Infos in unserem News-Ticker.

Update vom 22. März 2017: Britischen Medienberichten zufolge wurden am Mittwoch vor dem Parlament in London mehrere Schüsse abgefeuert. Der Angreifer wurde daraufhin von der Polizei erschossen. Im News-Ticker auf Merkur.de halten wir Sie auf dem Laufenden.

+++ Eine Woche nach dem Anschlag von Nizza hat Frankreichs Parlament den Ausnahmezustand bis Anfang 2017 verlängert. Nach der Nationalversammlung stimmte auch der Senat am Donnerstag mit großer Mehrheit dafür, die Sonderrechte für die Behörden weitere sechs Monate in Kraft zu lassen. Das Gesetz erlaubt etwa Durchsuchungen und Hausarreste ohne Richterbeschluss. Der Ausnahmezustand war nach den Pariser Terroranschlägen vom 13. November verhängt worden. Ursprünglich sollte er Ende dieses Monats auslaufen, nach dem neuen Anschlag steuerte Paris aber um.

+++ Fünf nach dem Anschlag von Nizza Festgenommene werden nach mehrtägigem Polizeigewahrsam der Justiz vorgeführt. Sie stehen im Verdacht, vor der Tat Kontakt mit dem Angreifer Mohamed Lahouaiej Bouhlel gehabt zu haben, wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag unter Berufung auf die Pariser Staatsanwaltschaft meldete.

Bei den Verdächtigen handelt es sich um vier Männer im Alter von 22 bis 40 Jahren und eine 42 Jahre alte Frau. Einer der Männer soll dem mutmaßlichen Terroristen eine Pistole beschafft haben.

+++ Der französische Senat hat der Verlängerung des Ausnahmezustands nach dem Anschlag von Nizza zugestimmt, den Gesetzentwurf aber verschärft. Die Senatoren stimmten am Mittwochabend für eine Verlängerung um sechs Monate, zugleich aber für eine erweiterte und verschärfte Version des Gesetzes, die von dem Text abweicht, der zuvor von der Nationalversammlung beschlossen worden war. Damit ist die Verlängerung des Ausnahmezustands vorerst nicht verabschiedet, ein Vermittlungsausschuss soll einen Kompromiss suchen. Die Parlamentarier stehen unter Zeitdruck: Der nach den Pariser Terroranschlägen vom 13. November verhängte Ausnahmezustand ist bislang bis zum 26. Juli befristet.

+++ Eine makabere Kleinanzeige hat einem Franzosen nach dem Anschlag von Nizza zehn Monate Haft eingebracht. Der aus Nizza stammende 39-Jährige hatte im Internet Gegenstände angeboten, die er nach eigenen Angaben nach dem Lkw-Anschlag auf der Promenade des Anglais aufgesammelt hatte. Ein Gericht verurteilte den Mann deshalb am Mittwoch zu zehn Monaten Gefängnis.

"Objekte vom Massaker des 14. Juli, Preis Verhandlungssache", hieß es in der Anzeige. Drei begleitende Fotos zeigten einen Ring, eine Brille und eine Fahne. Gleichzeitig schrieb der Mann, er habe noch rund 20 weitere Fundstücke von der Strandpromenade, auf der ein Attentäter am Donnerstag vergangener Woche 84 Menschen mit einem Lastwagen getötet hatte, bevor er von Polizisten erschossen wurde.

Auf Internetkriminalität spezialisierte Polizeiexperten hatten die Anzeige am Montag entdeckt. Der Mann wurde von einem Gericht in Nizza wegen versuchten Betrugs verurteilt, weil er Dinge verkaufen wollte, die ihm nicht gehörten.

Herzlose Reaktion: Milliardärin sorgt sich nach Anschlag von Nizza um Feuerwerk

+++ Nach dem Anschlag von Nizza hat die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen für öffentliche Veranstaltungen in Paris verschärft. Einige Aktionen wie ein Freiluftkino-Festival und die für den 7. August geplante Umwandelung des Prachtboulevards Champs-Élysées in eine Fußgängerzone wurden abgesagt, wie die Polizeipräfektur am Mittwoch mitteilte. 

Die am Mittwoch gestartete Sommeraktion „Paris Plages“, bei der ein Teil des Seine-Ufers zum Urlaubsstrand wird, soll besser geschützt werden. Unter anderem wurden Zufahrtsrampen versperrt. In Nizza war ein 31-Jähriger mit einem Lastwagen durch eine Menschenmenge gerast und hatte 84 Menschen getötet, bevor er von der Polizei erschossen wurde.

+++ Herzlose Reaktion: Während die Menschen weltweit mit Bestürzung und Trauer auf das Attentat von Nizza mit 86 Todesopfern reagieren, macht sich eine russische Milliardärin öffentlich darüber Sorgen, dass nach dem schrecklichen Geschehen in Nizza das Feuerwerk in Saint Tropez abgesagt wurde

+++ Fünf Tage nach dem Anschlag von Nizza hat Frankreich eine weitere Verlängerung des Ausnahmezustands auf den Weg gebracht. Der am Dienstag vorgelegte Gesetzentwurf der Regierung soll die Sonderrechte für die Behörden um drei Monate verlängern und ausweiten.

+++ Am Dienstag gab es die offizielle Bestätigung durch den Außenminister: Bei dem Terroranschlag in Nizza sind auch eine Lehrerin und zwei Schülerinnen aus Berlin getötet worden. Dies teilte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Dienstag in Berlin mit. 

+++ Nach der Terrorattacke von Nizza mit 84 Todesopfern berät die französische Regierung an diesem Dienstag über die Verlängerung des Ausnahmezustandes um weitere drei Monate. Premierminister Manuel Valls sagte laut französischen Medienberichten, dieser Schritt sei nötig.

Der Ausnahmezustand gilt seit November vergangenen Jahres, als islamistische Selbstmordattentäter in Paris 130 unschuldige Menschen in den Tod rissen. Er erlaubt es der Polizei, leichter Verdächtige unter Hausarrest zu stellen; auch Hausdurchsuchungen sind einfacher möglich.

Alle Informationen vom Montag

+++ Der Attentäter von Nizza hat nach Ermittlungserkenntnissen vor dem Anschlag ein „unbestreitbares Interesse“ für die islamistische Bewegung gezeigt. Das habe die Auswertung seines Computers ergeben, sagte der Pariser Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins am Montag. Unter anderem habe der 31-jährige Tunesier in den Tagen vor dem Anschlag nach Videos religiöser Gesänge gesucht, die islamistische Terrororganisationen als Propagandainstrument nutzen. Derzeit gebe es aber keine Belege für eine Zugehörigkeit zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die den Attentäter als ihren „Soldaten“ bezeichnet hatte.

+++ 84 Menschen sind gestorben, weil Mohamed Lahouaiej-Bouhlel sie mit einem LKW überfahren hat. Während Frankreich trauert, arbeiten die Ermittler fieberhaft daran, die Tat aufzuklären. An erster Stelle steht die Frage: Wer ist der Attentäter?

+++ Mehrere Hundert Menschen haben in einem Gottesdienst im Berliner Dom der Opfer des Anschlags von Nizza gedacht. Zu der Trauerfeier kamen am Montagmittag auch Schüler mit ihren Familien. Es wird befürchtet, dass zwei Schülerinnen und eine Lehrerin aus Berlin zu den Toten gehören. Neben den Geistlichen von evangelischer und katholischer Kirche wollte ein Imam am Gottesdienst teilnehmen. Auch der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Innensenator Frank Henkel (CDU) waren anwesend.

+++ Pulverfass Frankreich: Bei der Schweigeminute für die Opfer des Anschlags von Nizza ist Frankreichs Regierungschef Manuel Valls offenbar ausgebuht worden. Am Tatort auf dem Strandboulevard der Mittelmeer-Stadt bedachten Teilnehmer den Premierminister und weitere Regierungsvertreter am Montag vor und nach dem Innehalten mit Unmutsäußerungen, wie der Sender BFMTV berichtete. Feuerwehrleute und Rettungskräfte erhielten dagegen Applaus.
+++ Mit einer Schweigeminute hat Frankreich der Opfer des Anschlags von Nizza gedacht. Am Tatort auf dem berühmten Strandboulevard der Mittelmeer-Stadt versammelten sich am Montagmittag Tausende Menschen. Der zu der Gedenkfeier angereiste Premierminister Manuel Valls wurden von der Menge ausgebuht, wie der Sender BFMTV berichtete. Präsident François Hollande hielt im Pariser Innenministerium an der Seite von Vertretern der Sicherheitskräfte inne. Ein 31-Jähriger hatte am Donnerstag - dem französischen Nationalfeiertag - einen Lastwagen durch eine Menschenmenge gesteuert und 84 Menschen getötet, bevor er von der Polizei erschossen wurde.

Nizza-Anschlag: Pressekonferenz angesetzt

+++ Bis zum Sonntagabend waren 52 der 84 Toten formal identifiziert, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Vermisst werden weiterhin drei Berlinerinnen. Darunter zwei Schüler und eine Lehrerin. „Es ist alles so schrecklich. Ich kann nicht mehr schlafen“, sagte Rita S., Mutter der Lehrerin, der Bild-Zeitung. „Das Warten ist das Schlimmste, weil es ja noch nicht offiziell bestätigt ist. Wissen Sie, wie oft ich bei Polizei und Kriminalamt anrufe? Aber die können noch nichts sagen.“ Das Auswärtige Amt hatte am Freitagabend nur bestätigt, dass unter den Verletzten eine Deutsche sei, ging aber generell davon aus, dass sich Deutsche unter den Todesopfern befinden. Berlin gedenkt an diesem Montag mit einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer des Anschlags.

+++ Für 12.00 Uhr ist in ganz Frankreich eine Schweigeminute für die Opfer von Nizza geplant.

+++ Der Pariser Staatsanwalt François Molins informiert die Öffentlichkeit am Montagnachmittag über den Stand der Ermittlungen nach dem Anschlag von Nizza. Die Behörde kündigte eine Pressekonferenz für 16.30 Uhr an.

+++ Die französischen Ermittler haben noch keinen Nachweis über eventuelle Verbindungen des Attentäters von Nizza zu Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat (IS). „Das ist ein Anschlag, zu dem (die Terrormiliz) Islamischer Staat sich bekannt hat“, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Montag dem Radiosender RTL. „Jetzt müssen wir wissen, welche Verbindungen es gibt zwischen demjenigen, der diesen abscheulichen Anschlag begangen hat, und den Terror-Netzwerken. Und diese Verbindungen sind bisher von der Untersuchung nicht bewiesen.“

+++ Nun hat Frankreich Ex-Präsident Nicolas Sarkozy der Pariser Regierung Nachlässigkeit im Kampf gegen den Terror vorgeworfen. „Ich möchte sagen, dass nicht alles getan wurde, was in den vergangenen 18 Monaten (seit dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“) hätte getan werden müssen“, sagte Sarkozy in einem Interview des Fernsehsenders TF1 am Sonntagabend. Der Parteichef der konservativen Republikaner forderte unter anderem eine bessere Überwachung von Menschen, die als radikalisiert eingestuft wurden.

Premierminister Manuel Valls und Innenminister Bernard Cazeneuve hielten dagegen, dass bislang keine Regierung so viel für den Kampf gegen den Terrorismus getan habe wie die aktuelle. Seit 2013 seien 16 Anschläge in Frankreich vereitelt worden.

Nizza-Anschlag: Attentäter hatte wohl Hintermänner

+++ Eine weitere der nach dem Anschlag von Nizza festgenommenen Personen aus dem Umfeld des 31-jährigen Tunesiers Mohamed Lahouaiej-Bouhlel ist wieder auf freiem Fuß. In einem Fall sei der Polizeigewahrsam aufgehoben worden, hieß es am Montagmorgen aus Pariser Justizkreisen. Sechs weitere Personen seien noch in Gewahrsam. Bereits am Sonntag war bekanntgeworden, dass die zunächst ebenfalls vorläufig festgenommene Ex-Frau des 31-Jährigen wieder freigelassen wurde.

+++ Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass der Attentäter von Nizza Helfer hatte. Der Schlüssel hierzu liegt offenbar im SMS-Verkehr: Mehr als 200 Ermittler werteten die Kurznachrichten des Mannes aus. Am Sonntagabend saßen laut Nachrichtenagentur AFP sieben Personen aus dem Umfeld des Tunesiers Mohamed Lahouaiej-Bouhlel in Polizeigewahrsam. Ein Albaner soll dem Attentäter eine Pistole Kaliber 7.65 besorgt haben. Kurz vor der Tat hatte dieser nach mehr Waffen verlangt - per SMS. 

+++ Ein portugiesisches Passagierflugzeug ist einen Tag nach dem Terroranschlag von Nizza im französischen Luftraum von einem Kampfflugzeug der Luftwaffe abgefangen worden. Wie die Zeitung „Diário de Notícias“ am Sonntag in ihrer Online-Ausgabe berichtete, hatte der Pilot der Maschine der staatlichen Fluggesellschaft TAP am Freitag infolge einer Störung der Funkverbindung nicht auf Anfragen der französischen Fluglotsen reagiert.

Daraufhin habe die französische Luftwaffe das vorgesehene Sicherheitsprotokoll ausgelöst und ein Kampfflugzeug aufsteigen lassen, das sich in der Luft neben die TAP-Maschine gesetzt habe, berichtete das angesehene Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Der Pilot des Militärflugzeuges habe direkten Kontakt zur Cockpit-Besatzung der Passagiermaschine aufnehmen und sich davon überzeugen können, dass alles in Ordnung gewesen sei. Das TAP-Flugzeug, das sich mit 140 Insassen an Bord auf der Route von Lissabon nach Kopenhagen befunden hatte, habe seinen Flug fortsetzen können.

+++ Papst Franziskus will einem Medienbericht zufolge die Angehörigen der Opfer des Anschlags von Nizza treffen. Dies sagte der Präsident der Organisation „Französisch-Italienische Freundschaft“, Paolo Celi, am Sonntag der Nachrichtenagentur Ansa. Demnach habe Franziskus ihn am Samstagabend überraschend angerufen und ihn gemeinsam mit den Angehörigen der Opfer, den beteiligten Rettungskräften und einem Vertreter der Stadt Nizza in den Vatikan eingeladen.

Nizza-Anschlag: Attentäter machte Selfie am Steuer des Todes-Lkw

+++ Der Attentäter von Nizza hat kurz vor seinem Anschlag mit einem Lastwagen noch eine SMS-Nachricht abgesetzt, in der er laut französischen Ermittlerkreisen eine Waffenlieferung erwähnte. In der SMS habe Mohamed Lahouaiej-Bouhlel seine Genugtuung darüber zum Ausdruck gebracht, dass er ein Pistole vom Kaliber 7.65 habe, hieß es in mit dem Fall vertrauten Kreisen in Frankreich. Außerdem habe er "die Lieferung weiterer Waffen" erwähnt.

Der 31-jährige Tunesier habe von sich auch "ein Foto am Steuer des Lastwagens aufgenommen", bevor er es per SMS verschickte. Das Foto sei zwischen dem 11. und 14. Juli entstanden. Die Ermittler versuchten nun, "alle Empfänger" dieser Mitteilungen zu identifizieren.

+++ Der Attentäter von Nizza hat den Anschlag nach Erkenntnissen der Ermittler gezielt vorbereitet. Aus Justizkreisen hieß es am Sonntag, er habe die Strandpromenade mit dem gemieteten Lastwagen bereits Tage vorher ausgespäht. Womöglich hatte der 31-Jährige auch Helfer: Die Polizei gab zwei weitere Festnahmen bekannt. Dabei soll es sich um ein albanisches Paar handeln, das "logistische Unterstützung" geleistet haben könnte.

Die Ermittler befragten am Wochenende zahlreiche Zeugen und werteten Material aus, das in der Wohnung von Mohamed Lahouaiej-Bouhlel gefunden wurde. Dabei stellten sie fest, dass der Tunesier schon am 12. und 13. Juli die Strandpromenade von Nizza mit dem gemieteten 19-Tonner abfuhr, mit dem er dann am Nationalfeiertag in die feiernde Menge fuhr.

Nizza-Anschlag: 18 Schwerverletzte kämpfen weiter um ihr Leben

+++ Nach dem Anschlag von Nizza kämpfen noch immer 18 Schwerverletzte um ihr Leben. Die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine teilte am Sonntag in Nizza mit, darunter sei auch ein Kind. Insgesamt werden nach ihren Angaben noch 85 Menschen im Krankenhaus behandelt. Die Zahl der Toten wird von den Behörden weiterhin mit 84 angegeben.

Die Polizei ließ derweil die Ex-Frau des Attentäters wieder frei. Sie war nach dem Anschlag mehrfach verhört worden. Damit sind noch sechs Menschen in Polizeigewahrsam. Dabei handelt es sich überwiegend um Personen aus dem Umfeld des Tunesiers, der am Donnerstagabend in Nizza mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gefahren war.

+++ Der Attentäter von Nizza hat nach einem Zeitungsbericht vor der Bluttat sein ganzes Geld abgehoben. Er habe innerhalb einer Woche sein Konto geleert, berichtete die Sonntagszeitung „Le Journal du Dimanche“ unter Berufung auf Ermittlerkreise. Am Tag vor dem Angriff mit einem Lastwagen auf eine feiernde Menschenmenge in der südfranzösischen Stadt habe er auch sein Auto verkauft und seinem näheren Umfeld seine Radikalisierung gestanden.

+++ Im Zuge der Ermittlungen nach dem Anschlag von Nizza sind in Frankreich am Sonntag zwei weitere Personen festgenommen worden. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Justizkreise meldete. Nach den Anschläge waren schon vier Männer und die Ex-Frau des Attentäters festgenommen worden.

Nizza-Anschlag: Trauernde Menschen versammeln sich

+++ Auch am zweiten Abend nach dem Attentat von Nizza haben zahlreiche Menschen in tiefer Ergriffenheit der Opfer gedacht. Die Trauernden versammelten sich am späten Samstagabend 48 Stunden nach dem Anschlag eines 31 Jahre alten Tunesiers vor allem wieder vor dem Mahnmal aus Blumen und Kerzen an der Proménade des Anglais. Wie auch schon am Abend zuvor herrschte vor allem Schweigen.

Viele trösteten sich gegenseitig. Andere vergruben ihr Gesicht in den eigenen Armen. Ein junges Mädchen brach weinend in den Armen einer Freundin zusammen. „Warum wir“, stand auf einer der zahlreichen Botschaften zwischen den Blumen, Kerzen und Plüschtieren.

+++ Die Opfer des Anschlags in Nizza sollen nach Angaben der französischen Regierung ab der kommenden Woche finanzielle Hilfe bekommen. Wie die Staatssekretärin für Opferhilfe, Juliette Méadel, am Samstag sagte, werden die ersten Zahlungen aus dem Fonds für Terroropfer und Opfer anderer Straftaten Ende kommender Woche geleistet.

+++ Nach dem schweren Anschlag in Nizza hat der französische Innenminister Bernard Cazeneuve am Samstag alle willigen "patriotischen Bürger" zum Reservedienst bei den Sicherheitskräften aufgerufen. Der Appell richte sich an französische Staatsbürger mit und ohne militärische Ausbildung und ebenso an ehemalige Soldaten, gab Cazeneuve bekannt.

+++ Die Promenade des Anglais ist gut anderthalb Tage nach dem Attentat in Nizza wieder komplett für Fußgänger geöffnet. Am frühen Samstagnachmittag wurden auch die Fahrbahn und die Fußgängerpassage zur Meerseite hin wieder geöffnet, auf der sich die schrecklichen Ereignisse am späten Donnerstagabend abgespielt hatten. Bereits am Freitagabend war die Straßenseite zur Innenstadt hin freigegeben worden.

Nizza-Anschlag: Hollande sagt Staatsbesuche ab

+++ Der französische Staatschef François Hollande hat seine am Mittwoch geplanten Besuche in Österreich, Tschechien und der Slowakei abgesagt. Seine Reisen nach Portugal und Irland, am Dienstag und Donnerstag, seien nicht davon betroffen, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf den Elyséepalast am Samstag berichtete. Bei seiner Tour wolle Hollande nach dem Brexit für eine stärkere europäische Zusammenarbeit werben.

+++ Überschattet von dem Anschlag soll am Samstagmittag das deutsch-französische Fest auf dem Pariser Platz in Berlin eröffnet werden. Nachdem das Fest für Freitag abgesagt worden war, soll am Samstag wie geplant die französische Band „Air“ vor dem Brandenburger Tor spielen.

Vor der französischen Botschaft legten Menschen Blumen, Fahnen, selbstgemalte Bilder und Transparente nieder. Auch mit Kerzen wurde der Opfer gedacht. Sie sei immer noch fassungslos, sagte Susanne Schmidt (55) aus Berlin am Morgen vor der französischen Botschaft. „Mir kommen die Tränen, wenn ich das sehe.“

Die französische Botschaft am Brandenburger Tor war am Freitagabend in den Farben der französischen Trikolore blau, weiß, rot angestrahlt worden. Unter den Opfern sind auch drei Deutsche, zwei Schüler und eine Lehrerin aus Berlin. Sie gelten offiziell als vermisst.

Nizza-Anschlag: Viele Opfer noch nicht identifiziert

+++ 16 Todesopfer konnten bislang nicht identifiziert werden. Das teilte die französische Nachrichtenagentur AFP am Samstag nach Informationen eines Krankenhaussprechers mit.

+++ Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist laut der Gruppe

Nizza-Attentäter
Mohamed Lahouaiej-Bouhlel, der Attentäter von Nizza, hatte nach Angaben seines Vaters psychische Probleme und war nicht religiös. © AFP

nahestehenden Kreisen für den Angriff in Nizza verantwortlich. Der Angreifer sei einer der Soldaten des IS gewesen, teilte die der Terrormiliz nahestehende Nachrichtenagentur Amak am Samstag im Internet mit. Der Anschlag habe Bürgern der Länder gegolten, die gegen die Miliz kämpfen. Für eine Mitgliedschaft des Tunesiers in der Dschihadistenmiliz gibt es allerdings keine Bestätigung. Die französische Regierung davon aus, dass sich der Täter sehr schnell radikalisiert hat.

+++ Vier Männer aus dem näheren Umfeld des Attentäters wurden festgenommen, wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Samstag nach Informationen aus Ermittlerkreisen berichtete. Die am Freitag festgenommene Ex-Frau des 31-jährigen Tunesiers befinde sich noch immer in Polizeigewahrsam.

+++ Bundesjustizminister Heiko Maas sieht weiterhin auch die Bundesrepublik im Fokus des internationalen Terrorismus.

+++  Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) warnte derweil vor einem Generalverdacht gegen Muslime. Er rate dringend davon ab, "jetzt Muslime pauschal zu verdächtigen", sagte de Maizière der "Bild"-Zeitung (Samstagsausgabe). "Das wäre für den gesellschaftlichen Zusammenhalt fatal und angesichts der weit überwiegenden Zahl von Muslimen, die hier aufgewachsen sind und sich als Teil unserer Gesellschaft verstehen, auch schlicht falsch."

Gleichzeitig gab der CDU-Politiker zu bedenken, dass "islamistische Extremisten die Religion missbrauchen, um Morde zu rechtfertigen." Umso wichtiger sei es, "dass sich die Muslime selbst davon in aller Klarheit distanzieren."

+++ Der Deutsche Reiseverband (DRV) erwartet keine dramatischen Folgen für den Tourismus in Frankreich. Das legten die Erfahrungen mit früheren Angriffen in Frankreich, aber auch in anderen Ländern wie der Türkei nahe, sagte Verbandssprecherin Sibylle Zeuch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

+++ US-Präsident Barack Obama wandte sich scharf gegen Forderungen, die in seinem Land lebenden Muslime strikt zu überwachen. Derartige Vorschläge seien "abstoßend" und ein "Affront gegen alles, wofür wir als Amerikaner stehen", sagte Obama am Freitag in Washington. Der US-Präsident reagierte damit auf Forderungen des prominenten Republikaners Newt Gingrich.

Der frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses hatte nach dem Anschlag in der südfranzösischen Stadt verlangt, die in den USA lebenden Muslime daraufhin zu überprüfen, ob sie an das islamische Recht der Scharia glaubten. Sei dies der Fall, müssten sie ausgewiesen werden.

Familienmitglied: "Er war kein Moslem, aber er war ein Mistkerl"

+++ Der Attentäter von Nizza war nach Aussage seines Vaters als Jugendlicher wegen psychischer Probleme in ärztlicher Behandlung. Mohamed Lahouaiej-Bouhlel, der am Donnerstagabend mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast war und mindestens 84 Menschen tötete bevor er von der Polizei erschossen wurde, hatte demnach zwischen 2002 und 2004 auch einen Nervenzusammenbruch erlitten. „Er wurde cholerisch, er schrie, schlug alles kaputt, was er fand“, sagte der Vater Mohamed Mondher Lahouaiej-Bouhlel an seinem Wohnort im Osten Tunesiens der Nachrichtenagentur AFP.

Ein Arzt habe dem Anfang 1985 geborenen Sohn damals Medikamente verschrieben, sagte der Vater weiter. Die Familie habe mit dem Sohn kaum noch Kontakt gehabt, nachdem dieser nach Frankreich gegangen war. Das Datum des Wegzugs vermochte der Vater dem Bericht vom Freitagabend zufolge nicht zu nennen. 

Er versicherte aber, dass sein Sohn nicht religiös gewesen sei. „Er betete nicht, er fastete nicht, er trank Alkohol und nahm sogar Drogen“, sagte der Vater. Ein Familienmitglied bestätigte das am Samstag der Online-Ausgabe der britischen Zeitung „Daily Mail“. „Er trank Alkohol, er aß Schweinefleisch und er nahm Drogen.“ Der 31-Jährige Tunesier sei kein Moslem gewesen.  „Er schlug seine Frau, also meine Cousine, er war ein Mistkerl“.

Im März war Lahouaiej-Bouhlel nach Darstellung des der Pariser Staatsanwalts François Molins' zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden, unter anderem wegen Bedrohung, Diebstahls und Sachbeschädigung. Als Gefährder sei der Täter bislang aber nicht in Erscheinung getreten, sagte Molins. Hinweise auf eine islamistische Gesinnung gab es offenbar nicht.

Anschlag in Nizza: Das passierte am Donnerstagabend

Schon wieder Frankreich: Nach Charlie Hebdo, dem Bataclan und Paris traf es nun Nizza. Am Nationalfeiertag raste ein 31-jähriger Franko-Tunesier gegen 23 Uhr an der Promenade des Anglais in eine Menschenmasse. Er soll dabei sogar gewendet haben, um möglichst viele Menschen zu treffen. Frankreichs Staatschef François Hollande hat umgehend eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen: Sie beginnt am Samstag und dauert bis Montag, sagte Premierminister Manuel Valls am Freitag nach einem Treffen des Sicherheitskabinetts in Paris. An öffentlichen Gebäuden sollten die Fahnen ab Freitag auf Halbmast gehängt werden.

Der Lkw-Angreifer von Nizza hatte mit einer Pistole das Feuer eröffnet, bevor er von Polizisten erschossen wurde, wie es am Freitag aus Ermittlerkreisen hieß. Auch Regionalpräsident Christian Estrosi sagte, der Mann habe "mehrfach geschossen".

Der Attentäter ist formell identifiziert. Es handele sich um einen 31-jährigen Franko-Tunesier, der aus Nizza kommt. Seine Ausweispapiere wurden im Tatwagen gefunden. Er soll nach ersten Erkenntnissen der französischen Polizei nicht politisch radikalisiert gewesen sein.

ARD-Reporter Richard Gutjahr war am Donnerstag vor Ort in Nizza und filmte die furchtbare Tat.

Promenade des Anglais: Hier ereignete sich der Anschlag in Nizza

Anschlag in Nizza: So reagierten Politiker

François Hollande (Frankreichs Präsident): „Der Horror, der Horror hat wieder zugeschlagen. Frankreich weint, aber Frankreich ist stark. Der terroristische Charakter des Angriffs kann nicht geleugnet werden. Ganz Frankreich ist vom islamistischen Terrorismus bedroht. Wir müssen alles tun, um gegen die Geißel des Terrorismus kämpfen zu können."

Angela Merkel (Bundeskanzlerin): „Deutschland steht im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite Frankreichs. Und ich bin sehr überzeugt, dass trotz aller Schwierigkeiten wir diesen Kampf gewinnen werden.“ 

In unserem Ticker vom Freitag können Sie die Ereignisse des Anschlags in Nizza nachlesen: Wir waren die gesamte Nacht für Sie wach.

pak/dpa

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