Neuer nordkoreanischer Raketentest gescheitert
Seoul/Peking - Neue Provokation: Ausgerechnet zum Besuch von US-Vizepräsident Pence in Südkorea startet Nordkoreas Militär wieder eine Rakete. Der Versuch scheitert zwar. Aber wie reagieren jetzt die USA?
Mit einem neuen Raketentest hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die USA herausgefordert. Trotz aller Warnungen startete das nordkoreanische Militär am Sonntag einen Flugkörper von der Ostküste des Landes nahe der Hafenstadt Sinpo. Nach Angaben des südkoreanischen und amerikanischen Militärs scheiterte der Raketentest allerdings kurz nach dem Start.
Der Flugkörper „explodierte fast sofort“, wie das US-Pazifikkommando berichtete. Man habe „etwas aufgespürt und verfolgt, was nach unserer Einschätzung ein nordkoreanischer Raketenstart“ gewesen sei, teilte das US-Pazifikkommando mit. Um welche Art von Rakete es sich gehandelt habe, werde noch geprüft.
US-Verteidigungsminister James Mattis teilte wenige Stunden nach dem Vorfall mit: „Der Präsident und sein Militärstab wissen über den jüngsten missglückten Raketenstart Nordkoreas Bescheid. Der Präsident hat dem nichts hinzuzufügen.“
Der Raketentest erfolgte nur einen Tag nach einer gigantischen Militärparade in Pjöngjang anlässlich des 105. Geburtstags von Staatsgründer Kim Il Sung. US-Präsident Donald Trump, der mit einem Alleingang gegen Nordkorea gedroht hatte, wurde über den Test informiert.
Pence zu Besuch in Südkorea
Die neue Provokation überschattet den Besuch von US-Vizepräsident Mike Pence, der an diesem Sonntag (16.00 Uhr Ortszeit/09.00 Uhr MESZ) in Seoul erwartet wurde. Pence wollte vor dem Hintergrund der verschärften Spannungen um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm die Solidarität der USA mit dem südkoreanischen Verbündeten bekunden.
Pence wurde nach Infomationen des US-Senders CNN kurz nach einem Zwischenstopp in Alaska über den Raketentest informiert und hatte auch direkten Kontakt mit Präsident Donald Trump.
Während der bereits seit langem geplanten Reise wird er mit Übergangspräsident Hwang Kyo Ahn zusammentreffen. Auf seinem Programm steht unter anderem, mit US-Soldaten, die in der militärischen Pufferzone an der streng bewachten Grenze zwischen Nord- und Südkorea stationiert sind, Ostern zu feiern. Zudem will er Gespräche mit der südkoreanischen Regierung führen. In Seoul trat am Sonntagmorgen der Nationale Sicherheitsrat zusammen.
Am Montag reist Pence weiter nach Tokio. Sowohl Japan als auch Südkorea werden unmittelbar von Nordkorea bedroht und dürften vor militärischen Aktionen der USA warnen, die einen Flächenbrand in der Region auslösen könnten.
Nordkoreas Provokationen
Weltweit war befürchtet worden, dass Nordkorea anlässlich des 105. Geburtstags von Kim Il Sung einen sechsten Atomwaffentest vornehmen könnte. US-Experten zufolge zeigten Satellitenbilder verdächtige Aktivitäten auf dem Testgelände Punggye Ri.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un - ein Enkel Kim Il Sungs - hatte allein im vergangenen Jahr zwei Atomwaffentests vornehmen lassen. Gleichzeitig arbeitet die nordkoreanische Führung an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten. Das stalinistisch geführte Land verstößt damit gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrats.
Wie viele nordkoreanische Raketen funktionieren?
Bei der Militärparade in Pjöngjang waren am Samstag 56 Raketen verschiedener Bauart präsentiert worden, darunter möglicherweise auch auch eine neue ballistische Interkontinentalrakete. Experten zweifelten allerdings an der Echtheit aller bei der Parade präsentierten Raketen.
Der Konflikt um das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm hatte sich zuletzt verschärft. US-Präsident Trump drohte, die USA seien notfalls zu einem Alleingang bereit, wenn China nicht den Druck auf seine Verbündeten in Pjöngjang erhöhe. Washington kündigte an, wegen der Gefahr aus Nordkorea "militärische Optionen" zu prüfen. Vergangene Woche schickte die US-Armee einen Flugzeugträger und mehrere Kriegsschiffe zur Koreanischen Halbinsel.
Im Gegenzug drohte Nordkorea den USA, einen Atomangriff mit einem entsprechenden Gegenschlag zu vergelten. Nordkorea sei bereit, einen "vollständigen Krieg mit einem vollständigen Krieg zu beantworten", sagte die Nummer zwei des stalinistisch geführten Landes, Choe Ryong Hae. "Wir sind bereit, auf jeden Atomangriff mit einem Atomangriff auf unsere Weise zu reagieren."
afp/dpa