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Eklat am Rande der Klimakonferenz? Erdogan sagt Teilnahme völlig überraschend ab - „Geht um unser Ansehen“

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Von: Bettina Menzel, Kathrin Reikowski

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In Schottland hat am Sonntag die Weltklimakonferenz begonnen. Recep Tayyip Erdogan wird kurzfristig nicht vor Ort sein, die anderen Regierungschefs drängen auf schnelles Handeln. Alle Infos im News-Ticker.

Update vom 1. November, 17.37 Uhr: Der chinesische Präsident Xi Jinping reiste selbst nicht zur UN-Klimakonferenz in Glasgow an und hielt dort auch keine Rede per Videoschalte. Am Montag veröffentlichte er jedoch zum Auftakt der Konferenz ein Statement, in dem er die Teilnehmer zur Einhaltung ihrer Klimaversprechen aufforderte: „Taten sind die einzige Möglichkeit, Visionen in die Realität umzusetzen“, heißt es in der Erklärung des Präsidenten, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Neben dem eigenen Handeln der Industrieländer fordert Xi Jinping auch mehr Unterstützung für die Entwicklungsländer.

Alle beteiligten Parteien sollten das gegenseitige Vertrauen stärken und ihre Zusammenarbeit ausbauen, um den Erfolg der Konferenz von Glasgow zu gewährleisten, sagte der Präsident der Deutschen Presse-Agentur zufolge. Konkrete Zusagen wurden indes nicht bekannt. Im Vorfeld hatte die chinesische Regierung bereits zugesagte Ziele wiederholt. Klimaschützer zeigten sich davon enttäuscht. So will China beispielsweise bis 2060 Klimaneutralität erreichen, der Höhepunkt der CO2-Emissionen soll im Jahr 2030 liegen und danach absinken. China ist im Kampf gegen die Erderwärmung ein zentraler Faktor, da das Land den höchsten Nettoausstoß von CO2 weltweit verursacht.

Boris Johnson: „Es ist eine Minute vor Mitternacht auf der Weltuntergangs-Uhr!“

Update vom 1. November, 17.20 Uhr: „Es ist eine Minute vor Mitternacht auf der Weltuntergangs-Uhr“, sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Montag beim Weltklimagipfel. Auch der US-Präsident warnte vor Tatenlosigkeit. Die Klimakonferenz müsse ein Jahrzehnt des Ehrgeizes einläuten, forderte Joe Biden am Montag.

Der UN-Generalsekretär António Guterres erinnerte daran, dass die Klimakrise für Inselstaaten und andere besonders verletzliche Länder ein „Todesurteil“ bedeute. Inselstaaten wie etwa Palau oder die Marshallinseln sind durch den Anstieg des Meeresspiegels buchstäblich vom Untergang bedroht.

Die USA und China zusammen sind für 40 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich, die G20-Länder stoßen insgesamt rund 80 Prozent aller Treibhausgase aus. Auf der UN-Klimakonferenz müssen sich die „Verursacher-Länder“ jenen Ländern stellen, die vom Klimawandel betroffen sind. Die EU hat zugesichert bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent werden zu wollen. China hat den weltweit höchsten Nettoausstoß von CO2 – etwa doppelt so viel wie die USA. Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping hatte jedoch bereits bei der G20-Konferenz gefehlt* und ist nun auch bei der Weltklimakonferenz in Glasgow nicht selbst vor Ort.

Scheidende Bundeskanzlerin Merkel wirbt für internationale CO2-Bepreisung

Update vom 1. November, 16.59 Uhr: Angela Merkel* (CDU) warb bei der Weltklimakonferenz für eine internationale CO2-Bepreisung. „Das Modell, das in Europa und in Deutschland mit dem Emissionshandel bereits umgesetzt wird, weist der Wirtschaft den Weg zur Klimaneutralität“, sagte die Bundeskanzlerin Angaben der FAZ zufolge am Montag.

Die vorgelegten nationalen CO2-Minderungsziele seien nicht ausreichend, um das Pariser Klimaabkommen umzusetzen. Dieses sieht vor, die Erderwärmung auf unter zwei Grad, möglichst 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Aktuell steuert die Welt auf eine Erwärmung von rund 2,7 Grad in diesem Jahrhundert zu, warnen Umweltexperten und die UNO. Die scheidende Kanzlerin zeigte sich dennoch optimistisch: „Wir müssen und wir können das Pariser Klimaabkommen umsetzen.“ Zudem sicherte sie ärmeren Staaten finanzielle Unterstützung für den Kampf gegen die Klimakrise zu. Entwicklungsländer sollen mit 100 Milliarden US-Dollar jährlich unterstützt werden, die Summe solle bis 2023 zur Verfügung stehen. Für Merkel selbst schließt sich mit der UN-Klimakonferenz in Glasgow ein Kreis. Sie hatte im Jahr 1995 die erste Klimakonferenz in Bonn als Umweltministerin begleitet.

Türkischer Präsident Erdogan sagt Teilnahme an Weltklimakonferenz kurzfristig ab

Update vom 1. November, 14.12 Uhr: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat seine Teilnahme an der Weltklimakonferenz (COP26) kurzfristig abgesagt. Als Begründung verwies Erdogan am Montag auf Bedenken hinsichtlich der Sicherheit bei dem Gipfeltreffen im schottischen Glasgow. Erdogan hatte sich am Sonntag am Rande des G20-Gipfels in Rom mit US-Präsident Joe Biden getroffen und wollte eigentlich am Montag nach Glasgow weiterreisen.

Doch stattdessen flog er in die Türkei zurück. Erdogan sagte Journalisten an Bord seiner Regierungsmaschine, dass die Organisatoren des UN-Klimagipfels nicht auf die Forderungen seiner Delegation hinsichtlich der Sicherheitsvorkehrungen eingegangen seien. „Es ging nicht nur um unsere eigene Sicherheit, sondern auch um das Ansehen unseres Landes“, sagte der Präsident nach Angaben der amtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.

Laut einem Bericht des Online-Portals „Middle East Eye“ drehte sich der Streit um die Größe von Erdogans Delegation. Die Organisatoren hatten demnach eine Begrenzung der türkischen Reisedelegation gefordert.

Recep Tayyip Erdogan
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. © Burhan Ozbilici/AP/dpa

Weltklimagipfel: USA betont Führungsrolle beim Kampf gegen den Klimawandel

Update vom 1. November, 12.11 Uhr: „Die ist zurück am Tisch“. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz in Glasgow zu ambitionierten Zielen im Kampf gegen die Erderwärmung aufgerufen. Ziel seiner Regierung sei es, einen „deutlich gesteigerten globalen Ehrgeiz zu erreichen“ und „das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten“, sagte der US-Sonderbeauftragte für Klima, John Kerry, vor den Beratungen der Staats- und Regierungschefs am Montag beim Weltklimagipfel.

Die USA seien mit einer „sehr starken“ Delegation in Glasgow vertreten, sagte Kerry weiter. Neben Präsident Joe Biden seien mehrere Regierungsmitglieder und Behördenchefs sowie 50 Mitglieder des US-Kongresses zu der Klimakonferenz nach Schottland gereist. Hauptziel bei den Verhandlungen in Glasgow sei es, die Länder, die noch nicht auf Kurs seien, um das sogenannte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, zu ehrgeizigeren Zielen zu bewegen.

Die Botschaft laute: „Die USA sind zurück am Tisch“, sagte die Nationale Klimaberaterin des Weißen Hauses, Gina McCarthy. Bidens Vorgänger Donald Trump hatte die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen geführt und sich internationalen Anstrengungen zu mehr Klimaschutz verweigert. Nach Bidens Amtsantritt traten die USA dem Pariser Abkommen dann wieder bei.

Weltklimakonferenz: „Überschwemmungen in Deutschland ohne Klimawandel nicht möglich“

Update vom 31. Oktober, 18.15 Uhr: Zu Beginn der UN-Weltklimakonferenz stand Deutschland im Fokus. Die verheerenden Überschwemmungen im Juli in Deutschland sind prominent als Beispiel für die Folgen des Klimawandels erwähnt worden. „Die Überschwemmungen in Deutschland und Belgien, die wären ohne den Einfluss des Klimawandels nicht möglich gewesen“, sagte der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas, am Sonntag bei einer Pressekonferenz. Das gelte ebenfalls für die Hitzewellen im Sommer im Westen Kanadas und der USA. 

Taalas verglich den Zustand des Klimas mit Athleten, die verbotene Substanzen einnehmen. Das Klima sei durch die Treibhausgase der Menschen „wie gedopt“ - klimatische Ereignisse würden dadurch verstärkt. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen sind vor allem in Deutschland sichtbar geworden. Mitte Juli hatten Unwetter mit ungewöhnlich starken Regenfällen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen eine Katastrophe ausgelöst. Rund 190 Menschen kamen ums Leben.

UN-Weltklimakonferenz: Zug-Chaos bei Anfahrt - Teilnehmer können nicht anreisen

Update vom 31. Oktober, 15.30 Uhr: Schwere Störungen im Zugverkehr durch England haben am Sonntag für viele Teilnehmer die Reise zur UN-Klimakonferenz COP26 ins schottische Glasgow unmöglich gemacht. Der Zugbetreiber Avanti West Coast riet von Fahrten ab und forderte Passagiere auf, erst an diesem Montag zu reisen. Die Fahrkarten blieben gültig, hieß es.

Betroffen war auch der Journalist Jim Pickard von der Financial Times. Er twitterte, sein Zug nach Glasgow sei südlich der englischen Stadt Milton Keynes wegen eines umgestürzten Baums nicht weiter gekommen - „das fühlt sich an wie eine Metapher für die Klimagespräche“. Nach zwei Stunden Warten ging es zurück nach London.

Auch die alternative Zugroute nach Schottland entlang der Ostküste war beschädigt. Erst am Vortag hatte Avanti die Ankunft des „Klimazugs“ in Glasgow mit zahlreichen Aktivistinnen und Aktivisten an Bord gefeiert, darunter die wohl bekannteste Klimademonstrantin Greta Thunberg.

Klimakonferenz in Glasgow hat begonnen: Thunberg verteidigt radikalere Proteste – „Menschen verärgern“

Update vom 31. Oktober, 12.50 Uhr: Im Gespräch mit der BBC hat die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg radikalere Protestformen verteidigt. „Um das klarzustellen: Solange niemand verletzt wird (...), muss man einige Menschen manchmal verärgern“, sagte die 18-Jährige zum Auftakt des UN-Klimagipfels in Glasgow. „Die Schulstreik-Bewegung wäre nie so bekannt geworden, wenn es keine Reibungen gegeben hätte, wenn einige Leute nicht angepisst gewesen wären“, betonte Thunberg dabei.

In Großbritannien hatten zuletzt Klimaaktivisten, die eine flächendeckende Isolierung von Häusern fordern, mehrfach wichtige Autobahnen blockiert und damit Staus ausgelöst. Die Regierung erwirkte einstweilige Verfügungen gegen die Gruppe Insulate Britain und kritisierte das Vorgehen der Demonstranten scharf.

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg steht an der Euston Station, bevor sie einen Zug nach Glasgow besteigt, wo der COP26-Gipfel stattfindet.
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg steht an der Euston Station, bevor sie einen Zug nach Glasgow besteigt, wo der COP26-Gipfel stattfindet. © Kirsty O'connor/dpa

Thunberg war am Samstag in Glasgow angekommen. Zahlreiche Klimaaktivisten, die ebenfalls mit dem Zug in die schottische Großstadt reisten, empfingen die 18-Jährige begeistert. Polizisten mussten Thunberg abschirmen. Nach eigenen Angaben wurde sie nicht offiziell zur COP26 eingeladen. In Glasgow will sie einen Klimaprotest anführen.

Start des Weltklimagipfels in Glasgow: „Die Welt ist noch lange nicht auf 1,5 Grad-Kurs“

Update vom 31. Oktober, 12.20 Uhr: Mit etwas Verzögerung hat die Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow offiziell begonnen. Unter dem Vorsitz von Großbritannien verhandeln ab diesem Sonntag Regierungsvertreterinnen und -vertreter aus rund 200 Staaten zwei Wochen lang über eine ambitioniertere globale Klimapolitik. Ausrichter der Veranstaltung sind die Vereinten Nationen. Die offizielle Eröffnungszeremonie, deren Beginn sich um etwa eine Stunde verzögerte, begann mit einer Schweigeminute für die Opfer der Corona-Pandemie.

„In Glasgow kann und muss die Weltgemeinschaft die noch offenen Fragen zu den Regeln der internationalen Zusammenarbeit beim Klimaschutz abschließend klären. Wenn das gelingt, dann kann Glasgow eine neue Phase der internationalen Klima-Zusammenarbeit einleiten“, sagte die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zum Auftakt der Konferenz. Jetzt müsse es darum gehen, einen Schwerpunkt auf die konkrete Umsetzung der Klimaziele zu legen. „Das ist dringend nötig: Die Welt ist noch lange nicht auf 1,5 Grad-Kurs“, sagte Schulze. Gemeint ist das oberste Ziel der Vertragsstaaten, die Erderhitzung möglichst unter 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu halten. Darauf hatten sich die Staaten bei der entscheidenden Weltklimakonferenz in Paris vor sechs Jahren verbindlich verständigt.

UN-Klimakonferenz: „COP26 ist der Moment der Wahrheit für die Welt“

Update vom 31. Oktober, 10 Uhr: Unmittelbar vor dem Start der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow hat der britische Premierminister Boris Johnson die Weltgemeinschaft erneut mit Nachdruck zum Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen. „COP26 ist der Moment der Wahrheit für die Welt“, sagte Johnson einer Mitteilung vom Samstagabend zufolge. „Die Frage, die alle stellen, ist, ob wir die Chance nutzen oder sie verstreichen lassen.“ Johnson will am Sonntagabend vom G20-Gipfel in Rom nach Glasgow fliegen. Er hoffe, dass die Staats- und Regierungschefs mit entschiedenen Maßnahmen im Gepäck in die schottische Stadt reisen.

Weltklimakonferenz in Glasgow: Grüne hoffen auf Impulse für Koalitionsverhandlungen in Deutschland

Update vom 31. Oktober, 9.40 Uhr: Die Grünen hoffen auf Impulse von der Weltklimakonferenz in Glasgow für die Koalitionsverhandlungen in Berlin. „Die COP kann den Koalitionsverhandlungen Rückenwind geben“, sagte Grünen-Klimaexpertin Lisa Badum den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Auch in Deutschland sind ehrgeizigere Klimaschutz-Maßnahmen nötig“, fügte sie hinzu.

Auch der Grünen-Klimaexperte Oliver Krischer forderte, „rasch ins Handeln zu kommen und geeignete Maßnahmen für mehr Klimaschutz auf den Weg zu bringen“. Der Erfolg der Weltklimakonferenz in Glasgow hänge davon ab, inwieweit es gelinge, neue, ambitioniertere und verlässliche Klimazusagen insbesondere der großen Emittenten zu erreichen, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Deutschland muss dabei eine Vorbildrolle einnehmen.“ Außerdem müsse die Gebergemeinschaft mehr Geld für die Klimafinanzierung zur Verfügung stellen und die Finanzierungslücke auf der COP26 schließen.

„Wo sind die Regierungen, die diesen Betrug beenden?“ Klimaaktivisten Neubauer fordert Tempo

Update vom 31. Oktober, 8.30 Uhr: Vor dem Start der Weltklimakonferenz in Glasgow an diesem Sonntag fordert Klimaaktivistin Luisa Neubauer deutlich mehr Tempo und Ehrgeiz im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe. Keine der reichen Industrienationen, auch Deutschland nicht, halte sich gerade an seine Zusagen zum Klimaschutz, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Sie alle rauben dem globalen Süden und den jungen Generationen wissentlich ihre Perspektiven. Wo sind die Regierungen, die diesen Betrug beenden?“, fragte die 25-Jährige von Fridays For Future.

Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei einer Fridays-For-Future-Demonstration in Berlin.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei einer Fridays-For-Future-Demonstration in Berlin. © Michael Taeger/Imago

Seit dem als historisch gefeierten Klimaschutz-Abkommen von Paris im Jahr 2015 seien sechs Jahre vergangen - und die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase heute höher denn je, prangerte sie an. „So kann das nicht weitergehen. Diese Konferenz muss der Moment sein, in dem dieser Trend umgekehrt wird.“ Die Aktivistin, die auch Grünen-Mitglied ist, kündigte an, mit hunderten Mitstreiterinnen und Mitstreitern von Fridays for Future und anderen Bewegungen nach Glasgow zu reisen, „um Verantwortung für echten Wandel einzufordern“.

Klimakonferenz in Glasgow: Angst vorm Scheitern wächst

Erstmeldung vom 30. Oktober, 19.30 Uhr: Glasgow - Klimafrust und Demonstrationen auf der einen Seite - Dämpfen von Erwartungen auf der anderen. Die UN-Klimakonferenz (COP26) ab 31. Oktober in Glasgow ist für manche der letzte, alles entscheidende Punkt, um den Anstieg der Erderwärmung auf unter zwei Grad - oder noch weniger - zu begrenzen.

Für Deutschland nimmt Bundesumweltministerin Svenja Schulze an der Weltklimakonferenz teil. Sie dämpfte im Vorfeld die Erwartungen an COP26* und sagte dem SWR vorab: „Dass China im Ausland keine Kohlekraftwerke mehr finanziert“, sei ein starkes Signal, weil dabei eine relevante Summe an CO2 eingespart werden. Es sei deshalb wichtig, weitere solche Ziele zu erarbeiten und mit Staaten in Kontakt zu bleiben, die bisher noch nicht viel für den Klimaschutz tun*.

UN-Klimakonferenz: Angst vor einem Scheitern wächst

„Wenn wir uns nicht mehr anstrengen, werden die Folgen dramatisch sein“, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen der Augsburger Allgemeinen. Wie bei vielen andere Stimmen aus der Politik ist daraus die Angst zu hören, dass die Klimakonferenz in Glasgow scheitern könnte. Auch Gastgeber Boris Johnson hatte einen drastischen Vergleich mit dem römischen Reich gezogen und vor einem „Verlust der Zivilisation“ gewarnt*. Ähnliche Sorge ließ Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon verlauten.

„Wenn es der Weltgemeinschaft mit dem 1,5-Grad-Ziel ernst sei, müssen aus netten Ambitionen klare und realisierbare Maßnahmen werden“, sagte David Sassoli, Präsident des Europaparlaments. Den G20-Staaten, die für 80 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind, komme dabei eine Vorreiterrolle zu. „Wir müssen sehen, dass jeder von ihnen dem Beispiel der EU folgt und sich verpflichtet, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen.“

Mahnende Stimmen auch aus der deutschen Industrie: Die Industrie sei „in Sorge“, dass auf der Konferenz der „dringend notwendige globale große Wurf für den Klimaschutz erneut nicht gelingt“, sagte der Präsident des Industrieverbands BDI, Siegfried Russwurm. Er warnte zudem vor „nationalen Alleingängen“. Ein globales Problem wie der Klimawandel lasse sich nur global lösen.

Klimakonferenz in Glasgow: Diese Proteste planen Klimaaktivisten

Zeitgleich zur Konferenz werden Tausende Demonstranten in Glasgow erwartet. Am Samstag sollen Aktivistinnen und Aktivisten ankommen, die zu Fuß nach Glasgow kommen, darunter auch Personen aus Deutschland. Eine spanische Gruppe war mit der Fähre ins südenglische Portsmouth gefahren und von dort 30 Tage durch Großbritannien gewandert. Erste Aktionen gab es bereits.

Klimaaktivisten haben den George Square mit einer Kunstinstallation aus künstlichen Flammen, Rauch, Bannern und riesigen Feuerlöschern „in Brand gesetzt“, um die Staats- und Regierungschefs zur UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow zu begrüßen

Protestaktion am Rande der Klimakonferenz.
Protestaktion am Rande der Klimakonferenz. © Andrew Milligan/dpa

Im Stadtzentrum war eine „Eröffnungszeremonie“ der Gruppe Extinction Rebellion geplant. Mitglieder von Ocean Rebellion legten sich berieits am Samstagmittag als „tote Meermenschen“ halb nackt nahe des Flusses Clyde unter Fischernetze, um auf Gefahren von Meeresbewohnern wie Delfinen, Haien und Walen aufmerksam zu machen. (dpa/kat) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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