Update vom 31. Oktober, 9.40 Uhr: Die Grünen hoffen auf Impulse von der Weltklimakonferenz in Glasgow für die Koalitionsverhandlungen in Berlin. „Die COP kann den Koalitionsverhandlungen Rückenwind geben“, sagte Grünen-Klimaexpertin Lisa Badum den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Auch in Deutschland sind ehrgeizigere Klimaschutz-Maßnahmen nötig“, fügte sie hinzu.
Auch der Grünen-Klimaexperte Oliver Krischer forderte, „rasch ins Handeln zu kommen und geeignete Maßnahmen für mehr Klimaschutz auf den Weg zu bringen“. Der Erfolg der Weltklimakonferenz in Glasgow hänge davon ab, inwieweit es gelinge, neue, ambitioniertere und verlässliche Klimazusagen insbesondere der großen Emittenten zu erreichen, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Deutschland muss dabei eine Vorbildrolle einnehmen.“ Außerdem müsse die Gebergemeinschaft mehr Geld für die Klimafinanzierung zur Verfügung stellen und die Finanzierungslücke auf der COP26 schließen.
Update vom 31. Oktober, 8.30 Uhr: Vor dem Start der Weltklimakonferenz in Glasgow an diesem Sonntag fordert Klimaaktivistin Luisa Neubauer deutlich mehr Tempo und Ehrgeiz im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe. Keine der reichen Industrienationen, auch Deutschland nicht, halte sich gerade an seine Zusagen zum Klimaschutz, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Sie alle rauben dem globalen Süden und den jungen Generationen wissentlich ihre Perspektiven. Wo sind die Regierungen, die diesen Betrug beenden?“, fragte die 25-Jährige von Fridays For Future.
Seit dem als historisch gefeierten Klimaschutz-Abkommen von Paris im Jahr 2015 seien sechs Jahre vergangen - und die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase heute höher denn je, prangerte sie an. „So kann das nicht weitergehen. Diese Konferenz muss der Moment sein, in dem dieser Trend umgekehrt wird.“ Die Aktivistin, die auch Grünen-Mitglied ist, kündigte an, mit hunderten Mitstreiterinnen und Mitstreitern von Fridays for Future und anderen Bewegungen nach Glasgow zu reisen, „um Verantwortung für echten Wandel einzufordern“.
Erstmeldung vom 30. Oktober, 19.30 Uhr: Glasgow - Klimafrust und Demonstrationen auf der einen Seite - Dämpfen von Erwartungen auf der anderen. Die UN-Klimakonferenz (COP26) ab 31. Oktober in Glasgow ist für manche der letzte, alles entscheidende Punkt, um den Anstieg der Erderwärmung auf unter zwei Grad - oder noch weniger - zu begrenzen.
Für Deutschland nimmt Bundesumweltministerin Svenja Schulze an der Weltklimakonferenz teil. Sie dämpfte im Vorfeld die Erwartungen an COP26* und sagte dem SWR vorab: „Dass China im Ausland keine Kohlekraftwerke mehr finanziert“, sei ein starkes Signal, weil dabei eine relevante Summe an CO2 eingespart werden. Es sei deshalb wichtig, weitere solche Ziele zu erarbeiten und mit Staaten in Kontakt zu bleiben, die bisher noch nicht viel für den Klimaschutz tun*.
„Wenn wir uns nicht mehr anstrengen, werden die Folgen dramatisch sein“, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen der Augsburger Allgemeinen. Wie bei vielen andere Stimmen aus der Politik ist daraus die Angst zu hören, dass die Klimakonferenz in Glasgow scheitern könnte. Auch Gastgeber Boris Johnson hatte einen drastischen Vergleich mit dem römischen Reich gezogen und vor einem „Verlust der Zivilisation“ gewarnt*. Ähnliche Sorge ließ Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon verlauten.
„Wenn es der Weltgemeinschaft mit dem 1,5-Grad-Ziel ernst sei, müssen aus netten Ambitionen klare und realisierbare Maßnahmen werden“, sagte David Sassoli, Präsident des Europaparlaments. Den G20-Staaten, die für 80 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind, komme dabei eine Vorreiterrolle zu. „Wir müssen sehen, dass jeder von ihnen dem Beispiel der EU folgt und sich verpflichtet, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen.“
Mahnende Stimmen auch aus der deutschen Industrie: Die Industrie sei „in Sorge“, dass auf der Konferenz der „dringend notwendige globale große Wurf für den Klimaschutz erneut nicht gelingt“, sagte der Präsident des Industrieverbands BDI, Siegfried Russwurm. Er warnte zudem vor „nationalen Alleingängen“. Ein globales Problem wie der Klimawandel lasse sich nur global lösen.
Zeitgleich zur Konferenz werden Tausende Demonstranten in Glasgow erwartet. Am Samstag sollen Aktivistinnen und Aktivisten ankommen, die zu Fuß nach Glasgow kommen, darunter auch Personen aus Deutschland. Eine spanische Gruppe war mit der Fähre ins südenglische Portsmouth gefahren und von dort 30 Tage durch Großbritannien gewandert. Erste Aktionen gab es bereits.
Klimaaktivisten haben den George Square mit einer Kunstinstallation aus künstlichen Flammen, Rauch, Bannern und riesigen Feuerlöschern „in Brand gesetzt“, um die Staats- und Regierungschefs zur UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow zu begrüßen
Im Stadtzentrum war eine „Eröffnungszeremonie“ der Gruppe Extinction Rebellion geplant. Mitglieder von Ocean Rebellion legten sich berieits am Samstagmittag als „tote Meermenschen“ halb nackt nahe des Flusses Clyde unter Fischernetze, um auf Gefahren von Meeresbewohnern wie Delfinen, Haien und Walen aufmerksam zu machen. (dpa/kat) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.