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Umwelt-Katastrophe Amazonas - neue Studie liefert erschütternden Vergleich: „Corona darf das nicht überdecken“

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Von: Fabian Müller

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Alles fokussiert sich auf die Corona-Pandemie, vieles wird dabei außer Acht gelassen. Karl Lauterbach machte auf Twitter auf ein besonders drängendes Problem aufmerksam.

Berlin - Das Coronavirus* und die damit einhergehende politische und wirtschaftliche Krise überlagern derzeit alles. Kaum eine Nachricht kommt ohne Bezug auf Corona aus, kaum ein Thema wird diskutiert, ohne auf die Pandemie* zu verweisen. Davor warnt SPD-Bundestagsmitglied Karl Lauterbach mit dem Verweis auf eine neue Studie zum Regenwald-Sterben, die das World Resources Institute (WRI) veröffentlicht hat. 

Lauterbach macht darauf aufmerksam, dass der Regenwald bei einer Rodung von 25 bis 40 Prozent „kippen“ würde. Das bedeutet: „Er kann dann nicht mehr genug Regen produzieren, vertrocknet und scheidet dann mehr CO2 aus als er aufnimmt“, schreibt Lauterbach auf Twitter. Dies sei schon in den kommenden Jahren möglich. „Die Coronakrise* darf das nicht überdecken.“ 

Amazonas-Regenwald in Brasilien: Alle sechs Sekunden wird Fläche eines Fußballfeldes gerodet 

Das WRI, eine Denkfabrik für Umweltfragen aus Washington, hat errechnet, dass im vergangenen Jahr weltweit rund 3,8 Millionen Hektar unberührter - und damit besonders wichtiger - Primärwald verloren gegangen sind. Das entspräche rund einem Fußballfeld - alle sechs Sekunden. Eine erschreckende Vorstellung. Ausgewertet wurden in der Studie die Daten der Internetplattform Global Forest Watch. Insgesamt wurde den Daten zufolge 2019 sogar eine Fläche von rund 11,9 Millionen Hektar tropischer Urwald abgeholzt. 

Weltweit wird weiterhin massiv Regenwald abgeholzt.
Weltweit wird weiterhin massiv Regenwald abgeholzt. © dpa / Marcelo Sayao

Ein Drittel der Fläche des gerodeten Primärwaldes liege in Brasilien (1,36 Millionen Hektar), dort sei die Lage besonders dramatisch. Die zahlreichen Großbrände der vergangenen Jahre haben darauf aber kaum einen Einfluss. Dahinter folgen die Wälder der Demokratische Republik Kongo (0,48 Millionen Hektar) und Indonesiens (0,32). Abholzung findet in vielen Ländern gezielt statt, um landwirtschaftliche Flächen zu schaffen. 

Rodung des Amazonas-Regenwaldes in Brasilien: Coronavirus zusätzliches Übel für die Wälder

Durch den Verlust des Primärwaldes sind der Studie zufolge weltweit 1,8 Gigatonnen Kohlendioxid freigesetzt worden, das entspräche dem jährlichen Ausstoß von 400 Millionen Autos. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 lag der weltweite CO2-Ausstoß bei rund 36,6 Gigatonnen

Die Verfasser der Studie sehen, ähnlich wie Lauterbach, die Coronavirus-Pandemie* als zusätzliches Übel für die Wälder. Beispielsweise könnten Länder gezwungen sein, als Konjunkturmaßnahme und zum Zweck der Rohstoffgewinnung, Wälder vermehrt abzuholzen.

In Indonesien war das während der asiatischen Finanzkrise der Fall. Die Länder sollten, so die Forscher, aber eher in die Wiederherstellung der Wälder investieren, eine solide Bewirtschaftung der Wälder würde sogar Arbeitsplätze schaffen. Und die grüne Lunge unseres Planten mit ihren vielen vom aussterben bedrohten Arten bekäme eine echte Chance. 

Jetzt droht eine Umwelt-Katastrophe in Sri Lanka: Ein Öl-Tanker brennt vor der Küste.

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