„Ein halbes Brot“: Biden lässt 13.000 Dokumente zu Kennedy-Mord veröffentlichen
Die US-Regierung hat über 13.000 Geheimdokumente zum Attentat auf Präsident John F. Kennedy freigegeben. Einige Akten bleiben aber weiterhin unter Verschluss.
Washington, D.C. – Nach rund sechs Jahrzehnten der Ermordung des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy hat die Regierung in den USA tausende weitere Geheimdokumente zu dem Fall freigegeben. Das US-Nationalarchiv veröffentlichte am Donnerstag (15. Dezember) nach eigenen Angaben mehr als 13.000 Dokumente. Damit wurden inzwischen 97 Prozent der rund fünf Millionen Seiten freigegeben, die im Nationalarchiv zur Ermordung von „JFK“ gelagert sind.
US-Regierung will weiterhin „begrenzte“ Zahl zu JFK-Mord geheim halten
Die am Donnerstag veröffentlichten Dokumente – laut Nationalarchiv genau 13.173 – befassen sich unter anderem mit den internationalen Reisen und Kontakten des Kennedy-Attentäters Lee Harvey Oswald in den Wochen, Monaten und Jahren vor der Tat. US-Präsident Joe Biden erklärte derweil, eine „begrenzte“ Zahl von Dokumenten werde weiterhin unter Verschluss bleiben. Dies sei nötig, um „Schaden für die militärische Verteidigung, Geheimdienstoperationen, Polizeiarbeit oder Außenpolitik“ zu verhindern.
Der Demokrat war am 22. November 1963 im texanischen Dallas bei einer Fahrt im offenen Wagen von Schüssen tödlich getroffen worden. Eine offizielle Untersuchung war nach Kennedys Tod zu dem Ergebnis gekommen, dass der 46-jährige damalige US-Präsident von dem Einzeltäter Oswald erschossen wurde, der wiederum zwei Tage später von dem Nachtclub-Besitzer Jack Ruby getötet wurde.

Bis heute viele Verschwörungstheorien zu JFK-Mord
Der Anschlag auf den charismatischen Präsidenten löste weltweit Empörung aus. Bis heute ranken sich um die Hintergründe Verschwörungstheorien. So gibt es Spekulationen, der Kommunismus-Sympathisant Oswald sei von Kuba oder der Sowjetunion auf Kennedy angesetzt worden – oder von Kuba-feindlichen Gruppen mithilfe der Bundespolizei FBI. Andere glauben, politische Rivalen könnten hinter der Ermordung des Präsidenten stehen.
Zuletzt erreichte die Diskussion über die Hintergründe des Attentats auf Kennedy unter anderem durch den Film „JFK – Tatort Dallas“ des US-Regisseurs Oliver Stone aus dem Jahr 1991 einen Höhepunkt. Ein Gesetz verfügte im Jahr darauf die Veröffentlichung von nahezu allen Dokumenten zu Kennedys Tod – insgesamt mehr als fünf Millionen Seiten – binnen 25 Jahren, also bis 2017. Ausnahmen seien aber aus Gründen der nationalen Sicherheit möglich.
Experte nennt veröffentlichte Dokumente „halbes Brot“
Die „Mary Ferrell Stiftung“, die eine Online-Datenbank mit Aufzeichnungen im Zusammenhang mit dem Kennedy-Attentat unterhält, verklagte die Regierung von Joe Biden im Oktober und beschuldigte die Regierung, die Frist für die Freigabe aller Dokumente im Jahr 2017 nicht eingehalten zu haben.
Jefferson Morley, der Vizepräsident der Stiftung und Autor mehrerer Bücher über das Attentat, sagte am Donnerstag, dass er und andere Expertinnen und Experten gerade erst damit begonnen hätten, die Dokumente zu sichten. Er fügte aber hinzu, dass „die ersten Ergebnisse nicht ermutigend sind“, und verwies auf mehrere Schlüsseldokumente, die bei der Freigabe am Donnerstag unkenntlich gemacht wurden. Rex Bradford, der Präsident der Stiftung, nannte die Veröffentlichung „ein halbes Brot“.
Im vergangenen Jahr hatte die Biden-Regierung rund 1500 Dokumente freigegeben. Die Regierung von Bidens Vorgänger Donald Trump hatte in sieben Tranchen sogar mehr als 53.000 Dokumente freigegeben. (Erkan Pehlivan/AFP)