2020 auf Ghandis Spuren? Zukunftsforscher erklärt Greta Thunbergs Aussichten
Greta Thunberg und die „Friday‘s for future“-Bewegung waren im vergangenen Jahr ein Top-Thema. Ein Zukunftsforscher erklärte nun, wie es mit der Klima-Bewegung weitergehen wird.
- Greta Thunberg und die Klima-Bewegung prägten das vergangene Jahr.
- Ein Zukunftsforscher erklärte nun wie es mit der Schwedin und der Bewegung weitergeht.
- Er spricht dabei von der „Blauen Revolution“, die das „Grüne Denken“ ersetzen wird.
Frankfurt/Main - Greta Thunberg war eine der dominantesten Figuren des Jahres 2019. Ihre Überfahrt in die USA auf einem Segelboot und zurück geriet zum Medienevent, ihre Rede beim UN-Klimagipfel (die Merkur.de* im Video bereitstellt), war ein Meilenstein für die Klima-Bewegung. Für ihr Auftreten und ihre Aussagen wird Greta Thunberg im einen Lager überschwänglich gefeiert, im anderen heftig kritisiert. Doch wie geht es mit der Klima-Bewegung weiter? Wird sie ihr Ziel erreichen, verläuft sie im Sande oder steht am Ende ein Kompromiss? Der Zukunftsforscher Matthias Horx erklärte nun, wie es nach seiner Analyse 2020 und darüber hinaus mit Greta und der von ihr mit losgetretenen Bewegung weitergeht.
Greta Thunberg im Zukunftsreport: Wir stehen vor einem „Kipp-Punkt“
Die Klimaschutz-Diskussion und die gefeierte sowie gehasste Aktivistin Greta Thunberg werden nach Ansicht des Zukunftsforschers Matthias Horx die Topthemen im Jahr 2020 und im kommenden Jahrzehnt bleiben. „Das Auftauchen und die unglaubliche Wirkung von Greta Thunberg signalisiert, dass wir vor einem „Tipping Point“, einem Kipppunkt, stehen“, sagte Horx der dpa.
„Solche charismatischen Symbol-Personen treten immer dann auf die Bühne der Zeitgeschichte, wenn ein starker Werte- und Bedeutungswandel ansteht.“ Als Beispiele nennt Horx Jeanne d'Arc, Gandhi oder John F. Kennedy. „Je mehr diese Symbolfiguren bekämpft und gehasst werden, desto stärker wird der Wandel“, sagte der Soziologe und Leiter des Zukunftsinstituts in Frankfurt am Main voraus.
Greta Thunberg und Klima-Debatte: Aktuell noch „Phase des Schuldgeschreis“
Derzeit befinde sich die Debatte um den Klimawandel noch in einer „Phase des Schuldgeschreis, der Leugnung, einer Art apokalyptischen Populismus“, so Horx. Dazu passt die gerade erst losgetretene Debatte um einen Klima-Song des WDR-Kinderchores. Die Medien seien voll von Stimmen, die behaupteten: „Der Klimawandel lässt sich nicht mehr verhindern, alles zu spät und die Menschheit ist dem Untergang geweiht.“ In der Psychologie sei dann die Rede von einer „Akzeptanzschwelle“, die erst einmal überschritten werden müsse, damit sich Wandel vollziehen könne. „Die 2020er Jahre werden letztlich das Jahrzehnt der globalen ökologischen Wende, des Durchbruchs neuer postfossiler Technologien und neuer gesellschaftlicher Reaktionen.“
Horx nennt diese Entwicklung in seinem Zukunftsreport 2020 die „Blaue Revolution“ oder auch „Blaue Wende“ - in Abgrenzung zum „Grünen Denken“. „Das Grüne Denken läuft eher auf Verzicht, Einschränkung, Reduktion und damit ewige Verteilungs- und Berechtigungskonflikte hinaus. Wir haben heute im Grunde alle Technologie, die wir für eine Dekarbonisierung brauchen, wir müssen sie nur intelligent zusammenfügen. Das wird passieren, allem Gezeter und allem Pessimismus zum Trotz.“
Zukunft der Klima-Bewegung: So geht Entwicklung weiter
Mit der Dekarbonisierung ist die Umstellung auf eine Wirtschaftsweise gemeint, die den Ausstoß von Kohlendioxid nachhaltig reduziert. Zu konkreten Maßnahmen im Klimaschutz sagte der Trend- und Zukunftsforscher: „Wir bekommen in den nächsten Jahren einen massiven Boom der Elektromobilität, die Anzahl der Elektroautos wird sich jedes Jahr verdoppeln. Dazu wird die „Kopenhagenisierung“ Fahrt aufnehmen, die Verdrängung der Autos aus den Innenstädten, so wie es die skandinavischen Länder bereits praktizieren.“

In Deutschland seien immer noch die meisten Menschen gegen einen Fokus auf andere Verkehrsmittel als dem Auto. „Aber wenn es dann in die Realität umgesetzt ist, sehen alle die Vorteile und sind dafür. Ähnlich wird das mit Tempo 130 auf den Autobahnen gehen. Das kann allerdings - bei den fanatischen Benzinautofreaks in Deutschland - noch bis 2030 dauern.“
Zukunftsforscher sagt radikalen Unternehmenswandel voraus
Horx spricht auch von einem „Big Business Change“, einem Unternehmenswandel, der in den nächsten Jahren Unternehmenskulturen und Geschäftsmodelle in vielen Branchen und Konzernen verändern werde. „Ein immer größerer Teil der Unternehmen setzt sich inzwischen intensiv mit dem Klimawandel auseinander und versucht, Innovationen im Bereich nachhaltiger Materialien und intelligenter Kreisläufe zu entwickeln. Besonders die Mode-Industrie steht vor einem radikalen Wandel. Die Zeit von „Fast Fashion“ sind vorbei. Die Autoindustrie ist in einem radikalen Selbstwandel-Prozess und der Finanzsektor steht massiv unter Druck, die Dekarbonisierung aktiv zu finanzieren.“
Zudem prognostiziert Horx einen Trend, der die Zukunft noch stärker prägen wird als gemeinhin angenommen: „Es ist der jugendrebellische Trend. Wir stehen vor einer Rückkehr der Revolten. Hongkong, Tunesien, Libanon, Chile, Iran, Irak - überall gehen die Jugendlichen und Zornigen auf die Straße.“
Die Konflikte rund um den Klimawandel bekommt auch Bayerns Ministerpräsident zu spüren: Markus Söder steht für seinen Klimakurs gleich von mehreren Seiten in der Kritik, wie Merkur.de* berichtet. In einem Interview macht Jürgen von der Lippe eine klare Ansage in Richtung Greta Thunberg. Auf Twitter wird er dafür scharf angegriffen und veräppelt.
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dpa/rjs
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