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Trump wegen Corona-Krise unter Beschuss - jetzt wenden sich auch frühere Anhänger ab

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Von: Sabine Oberpriller

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Donald Trump trägt keine Atemmaske und fand das Coronavirus zu lange unbedenklich - jetzt kommt Kritik auch von Medien, die Trump ehemals gewogen waren. Es wird eng. Und Trump tobt.

München - Es war nicht das Osterfest, das US-Präsident Donald Trump sich und seinen Bürgern ausgemalt hatte. Dieser Tage waren von Trump vor allem Ausdrücke wie „Fake News“ und Wutausbrüche gegen die Medien, seine Berater und die Weltgesundheitsorganisation zu hören. Grund für die Nervosität: US-Medien, auch solche, die Trump früher gewogen waren, rekonstruieren Trumps fatal langsame und chaotische Entscheidungen in der Corona-Krise.

Coronavirus in den USA: Trump schlägt um sich

Einem seiner wichtigsten Berater, dem Top-Virologen Anthony Fauci, drohte Trump sogar, nachdem der eingeräumt hatte, mit früheren Maßnahmen hätte die Corona-Pandemie nicht das gegenwärtige Ausmaß angenommen. Nun wickelte die New York Times auf drei Zeitungsseiten geradezu minutiös auf, was Trump seit Bekanntwerden der Corona-Epedemie gesagt und gemacht - beziehungsweise nicht gemacht hat.

Dabei kommt heraus, dass vor allem die Ignoranz des Präsidenten, seine Beratungsresistenz und seine Fixierung auf seine Wiederwahl der Grund für die fatalen Verzögerungen waren. Trump setzte nämlich auf eine starke Konjunktur und auf einen Handelsdeal mit China als stärkste Argumente für seine Wiederwahl. Ein Shutdown wegen der Corona-Pandemie* passte ihm einfach nicht in den Kram. Amtsvorgänger Barack Obama stellt dem 73-Jährigen unterdessen ein desaströses Zeugnis aus.

Coronavirus: Trump bekommt Gegenwind auch von früheren Anhängern

Die Folge: Mehr als 600.000 Infizierte und 26.000 Tote laut Johns-Hopkins-Universität am 15. April. Mehrere Hundert Tote täglich in New York. Nichts nützen da all die täglichen Mitteilungen Trumps, in denen er sich stolzgeschwellt für sein Vorgehen in der Corona-Krise lobt - es gibt massiven Gegenwind, auch von früheren Anhängern. Der Präsident reagiert cholerisch. Auf Twitter greift er seinen Lieblingssender FoxNews an: Der dortige Moderator sei noch schlimmer als die anderen Journalisten, schreibt er da. „Was zum Teufel ist mit FoxNews los?“

Im Beitrag der New York Times, den zuerst rnd.de aufgegriffen hat, spätestens wird das ganze Ausmaß von Trumps Patzern deutlich. Dort ist nachzulesen, wie Trumps Gesundheits- und Wirtschaftsexperten wochenlang miteinander rangen. Dass hochrangige Beamte der Seuchenbekämpfungsbehörde und Sicherheitsberater schon Mitte Januar vor dem Coronavirus* warnten - und weggenickt wurden. Wie Trumps Wirtschaftsberater Peter Navarro mit seinen Warnungen vor einer halben Million Toten in den USA abgewiesen wurde.

Dass Trump Ende Januar öffentlich erklärte: „Wir haben alles unter Kontrolle. Alles wird gut.” - Während der Gesundheitsminister ihn bereits zum zweiten Mal versucht haben soll, seinen Präsidenten wachzurütteln, wie die New York Times berichtet. Wie die US-Regierung sich weigerte, in fünf Städten frühzeitige Tests* zu finanzieren.

Coronavirus: Trump erscheint erst Ende Februar im Briefing Room

Laut New York Times erschien Trump am 26. Februar überhaupt zum ersten Mal im Briefing Room des Weißen Hauses. Was passierte, lässt sich auch in den deutschen Medien verfolgen:  „15 Amerikaner seien infiziert, in ein paar Tagen werde die Zahl „bei null” sein, verkündete Trump selbstsicher: „Das ist ein guter Job, den wir gemacht haben.”

Und auch wie die Geschichte weitergeht, ist bekannt: Erst am 16. März ordnete Trump an, soziale Kontakte zu begrenzen und Versammlungen mit mehr als zehn Personen zu vermeiden. Wie viele Amerikaner sich da bereits infiziert hatten? 4226, und das waren nur die nachgewiesenen Fälle.

*Merkur.de ist teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

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