Beirut - Mindestens 165 Menschen starben nach der heftigen Explosion im Hafen von Beirut. Viele prangern nun an, die Katastrophe sei vermeidbar gewesen. Das Vertrauen der libanesischen Bevölkerung in die Regierung ist schwer erschüttert. In der Hauptstadt kam in der Folge zu massiven Protesten und Ministerpräsident Diab erklärte am Montagabend seinen Rücktritt.
Während die Suche nach Verletzten nach wie vor anhält, stellt sich die große Frage nach der Ursache für die Detonation. Wie konnte es dazu kommen, dass 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat über Jahre hinweg ungesichert im Hafen lagern? Diab erklärte die „chronische Korruption" für verantwortlich. Mehrere Hafenarbeiter wurden zwischenzeitlich festgenommen.
Dabei hätte die Regierung wohl einschreiten können. Dass legen zumindest die Aussagen eines Insiders nahe, den der Spiegel unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Reuters zitiert.
„Es gab die Gefahr, dass das Material, sofern es gestohlen worden wäre, für Terroranschläge genutzt werden könnte“, schildert er, „ich habe sie gewarnt, dass dies Beirut zerstören kann, wenn es explodiert.“
Er soll Mitverfasser eines Warn-Briefes gewesen sein, der angeblich bereits am 20. Juli an die libanesische Regierung verschickt worden war. Im Schreiben hätten Sicherheitsexperten ausdrücklich vor den gelagerten Chemikalien gewarnt und es direkt an Ministerpräsident Hassan Diab sowie Präsident Michel Aoun gesendet.
Dass die Warnung - wenn es sie tatsächlich gab - zu lange auf taube Ohren gestoßen ist, musste die Bevölkerung Beiruts nun leidvoll erfahren. Eine Reaktion der Regierung auf die Vorwürfe blieb bis heute aus und erscheint nach dem vollzogenen Rücktritt nun auch unwahrscheinlich. (moe)