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Schlacht um das „Nordtor des Donbass“ – Was auf dem Spiel steht

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Von: Constantin Hoppe

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Ukraine-Krieg
Ein ukrainischer Kämpfer in der Region Saporischschja. (Archivfoto) © Dmytro Smoliyenko / Imago Images

Die Ukraine kann bei ihrer laufenden Gegenoffensive weitere Bodengewinne verzeichnen. Nun nähert sich das Militär der strategisch wichtigen Stadt Lyman.

Kiew – Im Zuge ihrer großangelegten Gegenoffensive in der Region Charkiw ist es dem ukrainischen Militär gelungen, seine Stellungen östlich des Flusses Oskil zu sichern. Das teilte das britische Verteidigungsministerium auf Twitter mit. Nun stehen die Truppen kurz vor der strategisch wichtigen Stadt Lyman: Den dort stationierten russischen Truppen droht nach Militärberichten die Einkesselung. Im Mai wurde die Stadt unter großen Verlusten von russischen Truppen erobert.

Die Kleinstadt Lyman, in der Region Donezk im Osten der Ukraine, wies vor dem Krieg gerade einmal 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf. Doch Lyman, das auch als das „Nordtor des Donbass“ bezeichnet wird, hat eine enorme strategische Bedeutung: Die Stadt ist ein Eisenbahnknotenpunkt. Von dort aus führen Bahnstrecken zu den wichtigen Industriezentren in der Region Donezk.

Ukraine-Krieg: Schlacht um Lyman – Sorge vor russischer Annexion

Wie die Experten Christian Mölling und András Rácz von der „Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik“ im ZDF erklärten, war die russische Offensive im Donbass während der vergangenen Monate des Ukraine-Konflikts auf Lyman als logistischen Knotenpunkt angewiesen.

Sollte die besetzte Stadt nun durch das ukrainische Militär befreit werden, würde das nicht nur den russischen Nachschublinien einen schweren Schlag versetzen, sondern gleichzeitig auch die Versorgung des ukrainischen Militärs im Osten des Landes stark vereinfachen. Doch die strategische Lage ist nicht der einzige Grund, warum die Rückeroberung der Stadt für die Ukraine eine so große Bedeutung hat.

Aufgrund der derzeit stattfindenden Scheinreferenden in den besetzen Regionen, befürchtet die Regierung in Kiew, dass diese zu einer Annexion der Gebiete durch Russland führen werden. Dazu zählt auch Lyman in der Region Donezk.

Ukraine-Krieg: Drohende Einkesselung bei Lyman – Russische Versorgungswege unter Beschuss

Wie russische Kriegsreporter am Mittwoch berichteten, konnte das ukrainische Militär bei Vorstößen nordöstlich und östlich von Lyman an Boden gewinnen. Nun steht auch die Siedlung Torske südlich der Kleinstadt vor einer möglichen Befreiung: Sollte diese zurückerobert werden, droht den russischen Truppen eine Blockade der Verbindungswege nach Kreminna und Swatowe im Luhansker Gebiet. Seit mehreren Tagen liegen die letzten offenen Verbindungswege ins russisch kontrollierte Hinterland in Reichweite ukrainischer Artilleriegeschütze. Ukrainische Verbände setzen demnach nordwestlich und südöstlich von Lyman zur Umfassung der von russischen Truppen gehaltenen Stadt am Fluss Siwerskyj Donez an. (con/dpa)

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