#MeToo: Deneuve bittet Opfer sexueller Gewalt um Entschuldigung

Eine Woche nach dem umstrittenen Aufruf gegen die #MeToo-Bewegung hat die französische Schauspielerin Catherine Deneuve die Opfer sexueller Gewalt um Entschuldigung gebeten.
Zugleich distanzierte sie sich in einem am Montag in der Zeitung "Libération" veröffentlichten Brief von einigen Mit-Unterzeichnerinnen des Textes, der international Aufsehen erregt hat. Für einen Fehler hält sie ihre Unterschrift allerdings nicht.
Mit dem nun bekannt gewordenen Schreiben wendet sich die 74 Jahre alte Filmdiva explizit an "alle Opfer niederträchtiger Taten": "Wenn sie sich durch den Aufruf in der Zeitung 'Le Monde' angegriffen fühlen, bitte ich sie - und nur sie - hiermit um Entschuldigung", schreibt Deneuve.
Kritik an Pornodarstellerin
Scharfe Kritik übte die Schauspielerin zugleich an öffentlichen Äußerungen von bestimmten Mit-Unterzeichnerinnen des Aufrufs. Sie kritisierte insbesondere die Radiomoderatorin und frühere Pornodarstellerin Brigitte Lahaie, die im Fernsehen behauptet hatte, bei einer Vergewaltigung hätten manche Frauen einen Orgasmus. "Das ist schlimmer, als allen Opfern dieses Verbrechens ins Gesicht zu spucken", schrieb Deneuve.
In dem umstrittenen Aufruf hatten rund 100 Frauen einen neuen "Puritanismus" beklagt und die Urheberinnen der #MeToo-Debatte angegriffen: Die Veröffentlichung von Männernamen führe dazu, dass viele auf eine Stufe mit Sexualstraftätern gestellt würden. Die "Freiheit zu belästigen" sei "unerlässlich für die sexuelle Freiheit", hieß es darin.
„Mediale Lynchjustiz“ und „Klima der Zensur“
Den Aufruf selbst halte sie weiter für legitim, betonte Deneuve: Derzeit nehme sich jede und jeder "das Recht heraus, zu urteilen, zu richten und zu verteufeln", schrieb sie. Folge sei oft eine "mediale Lynchjustiz" und ein "Klima der Zensur", beklagte sie. Sie selbst vertraue bei sexueller Gewalt auf die Justiz.
Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood ("Der Report der Magd") argumentierte dagegen, die Debatte zeige das Versagen des Rechtsstaats. "Allzu oft bekommen Frauen und andere Opfer von sexuellem Missbrauch keine faire Gerichtsverhandlung", schrieb sie in der Zeitung "The Globe and Mail". "Deshalb nutzen sie ein neues Instrument: Das Internet."
Berlusconi dankte Devenue
Der Aufruf der Frauen um Deneuve hat verdeutlicht, wie sehr die Debatte polarisiert. Französische Feministinnen verurteilten das Schreiben; die US-Schauspielerin Asia Argento, die dem ehemaligen Film- und Fernsehmogul Harvey Weinstein Vergewaltigung vorwirft, warf den Urheberinnen des Aufrufs vor, "Frauenfeindlichkeit verinnerlicht" zu haben.
Beifall kam dagegen von prominenten Männern: Der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi, der für seine "Bunga-Bunga"-Partys mit Prostituierten berüchtigt ist, dankte Deneuve für ihr Engagement für die Männerwelt.
In Frankreich gibt es eine Entsprechung zu dem Schlagwort #MeToo (Ich auch), unter dem auf Twitter zahlreiche Frauen weltweit über Missbrauch berichten: Dort heißt der Hashtag #balancetonporc (Verpfeif' das Schwein).
AFP