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Coronavirus in NRW: Neue Zahlen liegen vor - Nur Bayern hat mehr Infizierte

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Von: Maximilian Kettenbach, Alicia Greil

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Die Feuerwehr in Duisburg schaltete nun eine außergewöhnliche Facebook-Anzeige (Symbolbild).
Die Feuerwehr in Duisburg schaltete nun eine außergewöhnliche Facebook-Anzeige (Symbolbild). © picture-alliance/ dpa / Bernd Thissen

NRW ist vom Coronavirus besonders schwer betroffen. Bei einer Pressekonferenz wird Gesundheitsminister Laumann nun deutlich: Märkte für Schutzmaterialien seien nicht mehr existent, warnt er.

Update vom 6. April, 13.12 Uhr: Alle aktuellen Neuigkeiten zur Entwicklung der Corona-Lage in Nordrhein-Westfalen finden Sie in unserem neuen NRW-Ticker

Update vom 5. April, 13.51 Uhr: Laut einer aktuellen Auswertung der Deutschen Presse-Agentur wurden in Nordrhein-Westfalen bis Sonntagvormittag mehr als 19.400 Coronavirus-Infektionen sowie mindestens 250 Todesfälle infolge einer Covid-19-Erkrankung bestätigt. Dabei bezieht sich die dpa auf die Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI). 

Während in den Anfangszeiten des Coronavirus-Ausbruchs in Deutschland Nordrhein-Westfalen und vor allem der dortige Landkreis Heinsberg noch als die deutschen Coronavirus-Hochburgen galten, zieht Bayern nun zunehmend an NRW vorbei. Eine Zeit lang waren die beiden Bundesländer annähernd gleichauf, was die Infektionszahlen betrifft. Doch am Sonntagvormittag verzeichnete das RKI für Bayern mehr als 23.000 nachgewiesene Corona-Infektionen und mindestens 370 Todesfälle infolge von Covid-19. Daraus lässt sich schließen, dass Bayern derzeit das deutschlandweit am stärksten von Corona betroffene Bundesland ist. 

Coronavirus in NRW: Die meisten Bürger halten sich an das Kontaktverbot

Update vom 4. April, 17.10 Uhr: Bei Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen sind am Samstag in Nordrhein-Westfalen trotz des Corona-Kontaktverbotes Zehntausende in Parks und Innenstädten, an Flüssen und Seen spazieren gegangen. Die meisten hielten sich dabei an die Auflagen, sich maximal zu zweit in der Öffentlichkeit zu treffen und Abstand zu halten. Polizei und Ordnungsämter überwachten das Geschehen mit großem Personaleinsatz - in Düsseldorf auch mit einer Drohne aus der Luft. „Es ist viel los - die Leute laufen am Rhein hoch und runter. Aber Verstöße sind bisher selten, und wenn, reagieren die Leute auf Ansprache verständnisvoll“, sagte ein Polizeisprecher.

Während die Zahl der Todesfälle, die auf das

Coronavirus

zurückgeht, am Samstag um 26 auf insgesamt 250 angestiegen ist, verzeichnete

Nordrhein-Westfalen

auch  einen Anstieg der Infektionen. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, sind 19.405 Menschen bislang insgesamt infiziert.  

Kanzlerin Angela Merkel berät nun mit dem Krisen-Kabinett über weitere Corona-Maßnahmen in Deutschland.*

Neue Corona-Todesfälle in NRW - Duisburger Feuerwehr mit Hilferuf über Facebook

Update 14.35 Uhr: Die Zahl der Corona-Todesopfer in NRW ist am Samstag erneut angestiegen. Die Landesregierung meldete am Mittag 250 Todesfälle - das sind 26 mehr als am Freitagabend. 

Derweil ruft die Duisburger Feuerwehr um Hilfe. Sie sucht zum einen Spontanhelfer aus dem Gesundheitsbereich, aber auch Näherinnen und Näher, Schneiderinnen und Schneider, egal ob als Hobby oder Hauptberuf. Die Produktion an Behelfsmasken soll nämlich dringend gesteigert werden. 

Unterdessen werden Zweifel an den RKI-Todeszahlen laut. Gibt es in Wahrheit viel weniger Corona-Tote in Deutschland? Österreich hat sie schon, die Maskenpflicht. Aber kommt sie auch in Deutschland?*

Corona in NRW: Klinik geräumt - 113 Infektionsfälle festgestellt

Update vom 4. April, 12.04 Uhr: Das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist von der Corona-Krise besonders stark getroffen. Gestern wurde dort nun das deutschlandweit erste Krankenhaus, die „MediClin Rose Klinik“ in Horn-Bad Meinberg, geräumt, nachdem bis Donnerstag mehr als 113 Covid-19-Infektionsfälle gemeldet worden waren. 

Inmitten dieser schweren Zeiten versuchen manche Veranstalter, mit Aktionen etwas Abwechslung und Aufmunterung in das durch die Corona-Vorschriften oft doch eher triste Alltagsleben der Bevölkerung zu bringen. Die Möglichkeiten sind zwar begrenzt - doch der Düsseldorfer Veranstalter D.Live hatte nun eine Idee, wie Kino trotz Kontaktverbot möglich ist: Er startete am Mittwoch in der NRW-Landeshauptstadt ein Autokino. Als Inspiration diente dabei ein bereits bestehendes Autokino in Essen, das seinen Bezahlvorgang und die Regeln für den Einlass erfolgreich an die Corona-Beschränkungen angepasst hat. In den nächsten Wochen sollen nun auch in Düsseldorf täglich Filme und Blockbuster auf der 400 Quadratmeter großen Leinwand gezeigt werden. 

Coronavirus in NRW: Düsseldorfer Veranstalter starten Autokino am Messeparkplatz

Für Michael Brill, Geschäftsführer von D.Live, „ist das Autokino die perfekte Lösung, um einerseits die notwendigen Verhaltensregeln einzuhalten und andererseits endlich mal wieder rauszukommen“, sagte er laut einem Bericht der Online-Ausgabe der Rheinischen Post. Etwa 500 Autos sind bei den Vorführungen auf Messeparkplatz P1 im Bereich Nord zugelassen. Ausschließlich die befestigten, gepflasterten Flächen, die zum Beispiel zu Messezeiten als Lkw-Fläche dienen, sind die einzig genutzten Areale.

Natürlich müssen die Sicherheitsvorgaben und die aktuellen Verhaltensregeln im öffentlichen Raum eingehalten werden. Sie sind Voraussetzung dafür, dass das Kino stattfinden kann. Der Besuch ist daher ausschließlich Autos gestattet, pro Pkw sind maximal zwei Personen zugelassen (plus eigene Kinder bis 14 Jahre) und die Autos werden vor Ort mit einem Abstand von zwei Metern platziert. Weitere Informationen, unter anderem zu den Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen, sowie den Online-Ticketshop finden sie auf der Internetseite des Düsseldorfer Autokinos.

Coronavirus in NRW: 113 Infizierte - Erste Klinik in Deutschland geräumt

Update vom 3. April, 19.10 Uhr: Im nordrhein-westfälischen Horn-Bad Meinberg bei Detmold wurde am Freitag das erste Krankenhaus in Deutschland geräumt. Bereits am Donnerstag bat die „MediClin Rose Klinik” den Landkreis um Hilfe, da die Zahl der infizierten Mitarbeiter und Patienten auf über 100 angestiegen war. In der Reha-Einrichtung werden unter anderem Krebspatienten behandelt. 

Rund hundert Sanitäter sowie Helfer der Feuerwehr, des Roten Kreuzes und des Technischen Hilfswerks transportierten die 157 Menschen aus der Klinik ab. In der Klinik waren bis Donnerstagabend 113 Infektionsfälle bekannt geworden.

Update vom 3. April, 17.40 Uhr: Ungeachtet der steigenden Corona-Infektionszahlen hat sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet gegen eine Mundschutzpflicht* ausgesprochen. „Wer Mundschutz tragen will, kann das tun“, meinte Laschet in einer Sondersendung der NRW-Lokalradios.

Coronavirus in NRW: Laschet hält Mundschutzpflicht „nicht für geboten“

„Die Frage ist nur, ob wir jetzt erneut, per Pflicht, bei 80 Millionen Menschen anordnen, dass man Mundschutz tragen muss und dann noch kontrolliert und Bußgelder ausstellen muss, wenn man den Mundschutz nicht anhat“, so Laschets Einwand. „Ich halte das nicht für geboten“, fügte er hinzu. 

Laschet hatte zuvor bereits mit dem Thema Mundschutz* gefremdelt: Anfang der Woche hatte der Ministerpräsident für Spott im Netz gesorgt, als er sich in der Uniklinik Aachen mit einem Mundschutz gezeigt hatte, der lediglich den Mund bedeckte und seine Nase frei ließ.

Coronavirus in NRW: Laumann besorgt um Altenheime und Pflegeeinrichtungen

Erstmeldung: Täglich steigende Infizierten- und Totenzahlen, Probleme bei der Versorgung mit Schutzmaterial und Altenheime als zunehmende Corona-Brennpunkte - Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ging am Freitagmittag in aller Deutlichkeit auf die Krisensituation ein, in der sich das Bundesland - ebenso wie der Rest Deutschlands und viele andere Länder weltweit - befindet. 

„Altenheime sind der sensibelste Bereich, über den wir überhaupt reden“, betonte Laumann. Mittlerweile gebe es in 134 vorstationären Pflegeeinrichtungen in NRW Corona-Infizierte. Außerdem seien in Altenheimen insgesamt 79 Menschen nach einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Auch die aktuellen Corona-Zahlen für die gesamte Bevölkerung in NRW stellte Laumann vor. Derzeit gebe es in dem Bundesland 18.534 Infizierte und 220 Menschen, die an den Folgen einer Coronavirusinfektion verstorben sind. 1659 Menschen würden aktuell in Krankenhäusern wegen Corona behandelt, davon 599 auf Intensivstation. Von den 599 Intensiv-Patienten müssten momentan 480 beatmet werden. 

Coronavirus in NRW: Die Entwicklung der Infektionszahlen gehe in die richtige Richtung, sagt Laumann

„Es guckt jetzt ja alles immer aus gutem Grund dahin, wie entwickelt sich die Zahl der Neuinfektionen*. Wir brauchen jetzt 9,4 Tage, bis sich die Zahlen verdoppeln“, berichtete Laumann weiter. „Am Dienstag habe ich im Parlament noch 8.4 Tage vortragen müssen.“ Die Entwicklung gehe also in die richtige Richtung, worüber Laumann sehr froh sei. „Spannend“ werde nun allerdings, wie sich die Corona-Zahlen in der Karwoche entwickeln. 

„Wenn es so weitergeht mit 9,4 Tagen werden wir Ende des Monats 136.000 Infizierte in NRW haben“, prognostiziert Laumann. Würde sich die Anzahl an Tagen, bis sich die Neuinfektionen verdoppeln, auf 16 Tage reduzieren lassen, gäbe es bis Ende April nur etwas über 60.000 Infizierte. „Das macht einen großen Unterschied für unser Gesundheitssystem“, betonte Laumann. 

Neben Altenheimen macht noch ein anderer Bereich dem Gesundheitsminister jedoch große Sorgen. „Die Märkte für Schutzmaterialien sind nicht mehr existent“, sagte Laumann, und war dabei sichtlich in Rage. „Es gibt keinen Markt mehr. In einer solchen Situation finde ich schon, dass ein Land in der Lage sein muss, zu wissen, wo liegt was in Nordrhein-Westfalen und wo gibt es in Nordrhein-Westfalen außerhalb der Krankenhäuser Beatmungsgeräte?“ 

Coronavirus in NRW: Epidemie-Gesetz von Opposition wegen verfassungsrechtlicher Bedenken kritisiert

Fragen, die er mithilfe des von der NRW-Landesregierung geplanten Epidemie-Gesetzes beantwortet wissen will. Denn aus seiner Sicht sei es unverantwortlich, solche Daten erst zu erheben, wenn der Peak in der Corona-Krise schon erreicht ist. Das Gesetz wurde von den oppositionellen Parteien SPD und Grüne jedoch mit Verweise auf verfassungsrechtliche Bedenken kritisiert. Es sieht unter anderem vor, dass das zuständige NRW-Ministerium die Schaffung zusätzlicher Behandlungskapazitäten in Krankenhäusern anordnen kann. Auch sollen die zuständigen Behörden unter bestimmten Voraussetzungen medizinisches, pflegerisches oder sanitäres Material* für die Patientenversorgung beschlagnahmen können.

Laumann hält weiter an dem Gesetz fest. „Ich habe mich heute entschieden, noch einmal einen Brief an den NRW-Landtag zu schicken“, teilte Laumann bei der Konferenz am Freitag mit. Darin wolle er darum werben, dass Gesetz, das von der Landesregierung zur Bewältigung dieser Krise eingebracht wurde, Zustimmung vom Landtag finden solle. „Ich will auch ganz klar sagen, dass als Ultima Ratio auch der Paragraf 15 für mich wichtig ist“, betonte Laumann. Das ist vermutlich der Paragraf, der die Behörden laut Gesetzesentwurf dazu bevollmächtigt, von Menschen, „die zur Ausübung der Heilkunde befugt sind oder über eine abgeschlossene Ausbildung in der Pflege, im Rettungsdienst oder in einem anderen Gesundheitsberuf verfügen, die Erbringung von Dienst-, Sach- und Werkleistungen“ zu verlangen. Er müsse die Versorgung mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stünden, sicherstellen, rechtfertigte Laumann diesen Gesetzesabschnitt.

„Natürlich geht die Freiwilligkeit einer Verpflichtung vor“, räumte der CDU-Politiker ein. „Aber wir wissen sehr genau, dass das medizinische Personal doppelt so viel von Infektionen betroffen ist wie der Rest der Bevölkerung. Man muss also ein gewisses Verständnis dafür haben, dass ich dafür werbe, dass wir diese Gesetzesgrundlage als Ultima Ratio bekommen.“ 

Coronavirus in NRW: „Alles, was wir vorgeschlagen haben, halte ich für notwendig“, betont Laumann

Er wäre mit Sicherheit der glücklichste Mensch in NRW, wenn diese Gesetze nicht zum Einsatz kommen müssten, betonte Laumann. Auf die Nachfrage eines Journalisten, welche Teile des geplanten Epidemie-Gesetzes er für absolut notwendig halte, und in welchen Punkten er nochmal nachverhandeln würde, machte Laumann eine deutliche Ansage: „Alles, was wir vorgeschlagen haben, halte ich für notwendig, sonst hätten wir es nicht vorgeschlagen.“ 

Anschließend widmete er sich erneut den Problem-Themen medizinische Ausrüstung und Schutzmaterial. „Wer hätte denn vor einem Vierteljahr geglaubt, dass die Märkte für medizinisches Schutzmaterial* so zusammenbrechen, wie das in der aktuellen Krise der Fall ist“, fragte er und betonte außerdem, dass auch die Verfügbarkeit von Beatmungsgeräten zu einem großen Problem für das Gesundheitssystem werden könne. „Das Problem ist, dass am Ende einfach das Gerät da sein muss. Deswegen will ich als erstes einfach feststellen, wo gibt es außerhalb von Krankenhäusern Beatmungs- und Narkosegeräte. Ich will sie jetzt noch gar nicht haben, aber ich will wissen, wo sie sind“, forderte Laumann und rechtfertigte damit erneut den Gesetzesentwurf. 

Zum Ende der Konferenz kam Laumann außerdem noch auf einen Ansatz für eine Exit-Strategie zu sprechen, der sich auf breitere Corona-Testungen fokussiert. Zwar werde in NRW bereits jetzt relativ breit getestet, da etwa 90 Prozent der Getesteten nicht infiziert seien. Dennoch gäbe es bestimmte Kriterien und Richtlinien, anhand derer eine Testung erfolgt. Ärzte würden dabei beachten, ob eine Person Symptome* zeige, sich in einem Krisengebiet aufgehalten habe oder Kontakt zu einer infizierten Person hatte. „Ein Teil einer Exit-Überlegung könnte sein, wenn wir vom Material her dazu in der Lage wären, erheblich mehr zu testen“, schlug der Politiker vor.

Übrigens: Die nordrhein-westfälische Staatskanzlei hat eine Internetseite eingerichtet, auf der sich Bürger zu neuen Corona-Entwicklungen in NRW informieren können

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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