Corona ohne Impfstoff besiegen - Forscher: „In vier bis fünf Wochen eliminiert“
Kann das Coronavirus auch ohne Impfstoff besiegt werden? Dieser Meinung ist ein Genomforscher - der neue Ideen zur Eindämmung hat.
- Derzeit wird akribisch an der Herstellung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus* gearbeitet.
- Doch braucht es diesen überhaupt, um Covid-19 einzudämmen?
- Aus der Wissenschaft gibt es nun einen neuen Vorschlag - mit dem das Coronavirus offenbar binnen weniger Wochen eliminiert werden könnte.
- Hier finden Sie die grundlegenden Fakten zum Coronavirus* und die Corona-News aus Deutschland. Außerdem finden Sie hier aktuelle Fallzahlen in Deutschland als Karte*. Derzeit gibt es die folgenden Empfehlungen zu Corona-Schutzmaßnahmen*.
München - Seit Ausbreitung des Coronavirus wird teils sehnsüchtig über einen Impfstoff gesprochen. Dabei steht dieser noch gar nicht zur Verfügung. Die Herstellung eines möglichen Impfstoffes hat sich zu einem globalen Wettrennen entwickelt - auch Deutschland mischt mit. Der Präsident des Bundesinstituts für Impfstoffe, Professor Klaus Cichutek, sah zuletzt gleich zwei deutsche Forschungsprojekte „nahe an der klinischen Prüfung.“
Aber braucht es diese Pharmamittel überhaupt? Ein Genomforscher schlägt nun eine Alternative zur Viruseindämmung vor.
Corona: Wissenschaftler stellt neue Idee vor: „Damit hätten wir das Virus in vier bis fünf Wochen eliminiert“
Ein Genom bezeichnet die Gesamtheit aller Gene im menschlichen Körper. Genomforscher beschäftigen sich mit diesen Genen und versuchen mit ihnen auch, Krankheiten zu erkennen und diesen vorzubeugen. So auch Hans Lehrach, Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik in Berlin.
Hans Lehrach ist sich sicher: Die Corona-Pandemie könnte auch ohne Impfstoff gestoppt werden – und das schon binnen weniger Wochen. Gegenüber focus.de erklärt der Forscher: „In der Theorie ist es eigentlich ganz einfach. Wir müssen den Infektionszyklus systematisch unterbrechen. In Deutschland leben rund 80 Millionen Menschen, im europäischen Schengenraum rund 400 Millionen. Würde man all diese Menschen in einem abgeschlossenen Raum, also den Landes- oder Schengengrenzen gleichzeitig testen, hätte man ein klares Bild über das Infektionsgeschehen.“
Infizierte müssten sich dann in eine zweiwöchige Quarantäne* begeben. Nachdem sie nicht mehr ansteckend sind, würde „die Reproduktionszahl* binnen kürzester Zeit auf Null sinken.“ Der Genomforscher sieht dadurch Licht am Ende des Tunnels der Corona-Eindämmung, denn „damit hätten wir das Virus innerhalb von vier bis fünf Wochen eliminiert.“
Coronavirus: Eindämmung auch ohne Impfstoff möglich? Eine Idee mit Hindernissen
In der Theorie liest sich dieser Vorschlag nicht schlecht. Doch bei genauerer Betrachtung gibt es Problemfelder. So geht die Wissenschaft derzeit zwar davon aus, dass Covid-19 nach einmaliger Infizierung wohl nicht mehr übertragen werden kann. Wie lange diese mögliche Immunität jedoch anhält, ist weiterhin nicht vollends klar*. Zudem koppelt Lehrach seine Ideen an eine enorme Zahl an Corona-Tests: „Mein Vorschlag wäre, den Menschen Kits mit mehreren Röhrchen zuzuschicken, mit denen sie selbst mehrfache Tests durchführen können.“
Doch hier lauert womöglich das nächste Hindernis. Es ist durchaus fraglich, ob überall ausreichende Tests gewährleistet werden können. Auch der Wissenschaftler sieht „sehr große logistische Probleme“. In Deutschland wurde in der Vergangenheit bereits über vermeintlich mangelnde Testkapazitäten* diskutiert, die Bundesrepublik hat die Situation derzeit jedoch im Griff. In Ländern mit schlechterem Gesundheitssystem ist die Lage aber vermutlich schwieriger.
Coronavirus: Braucht es einen Impfstoff überhaupt? „Können ganz Europa in einem Tag testen“
Können diese Kits jedoch in großer Menge zur Verfügung gestellt werden, zeigt sich Lehrach zuversichtlich: „Dieser Prozess müsste automatisiert werden. Daraufhin können wir alle Proben zusammenschütten, mithilfe von hochleistungsstarken Maschinen verarbeiten und analysieren. Das ist sehr schnell möglich, in einem einzigen Sequenzierlauf, der vielleicht einen Tag dauert, könnten wir die gesamte europäische Bevölkerung durchtesten.“
Lehrach zufolge ist auch der finanzielle Aspekt - ein Test koste womöglich ein paar Euro - stemmbar. Das Schaffen der Infrastruktur sei weitaus billiger als Menschen über mehrere Wochen in Kurzarbeit* zu schicken. Zudem könne das System auch bei möglichen zukünftigen Pandemien angewendet werden. Lehrach ist von seiner Idee überzeugt: „Letztendlich gibt und gab es schon solche Hürden. Die gab es auch dabei, einen Menschen auf den Mond zu schicken und wieder zurückzuholen – und dennoch haben wir sie gemeistert. Dann werden wir das auch schaffen.“
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