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Coronavirus-Studie des RKI: Wo ist das Infektionsrisiko am größten? Deutliches Ergebnis überrascht

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Von: Luisa Billmayer

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Corona in Deutschland: Das Robert-Koch-Institut hat Infektionsumfelder untersucht. An manchen Orten gab es schon besonders viele Corona-Ausbrüche.

Berlin - Die Erforschung des Coronavirus* hält Wissenschaftler weltweit auf Trab. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) ist maßgeblich an der Beobachtung und Forschung während der Corona-Pandemie beteiligt. Das Institut hat eine Studie veröffentlicht, die Auskunft über das Ausbruchsverhalten gibt.

Sobald im Zusammenhang eines Infektionsfalls eine oder mehrere weitere Ansteckungen auftauchen, wird von einem Ausbruch gesprochen. Das RKI hat aufgeschlüsselt nach Infektionsumfeld erfasst, wo sich Menschen angesteckt haben (Datenstand 11. August).

Coronavirus: RKI-Studie über das Ausbruchsverhalten

Dabei zeigt sich, dass die meisten Menschen sich im privaten Haushalt ansteckten. 3.902 Ausbrüche wurden dort bis zu untersuchten Datenstand registriert. Platz zwei belegen Senioren- und Pflegeheime - dort gab es bereits 709 Ausbrüche. Auch am Arbeitsplatz finden Ausbrüche statt. 412 Ausbrüche wurden dort registriert. 402 Ausbrüche gab es in Krankenhäusern, 276 in anderen medizinischen Einrichtungen, wie Arztpraxen und Reha-Kliniken.

Insgesamt konnte das RKI 6.804 Ausbrüche einem Umfeld zuordnen. Vor dem Hintergrund dieser Gesamtzahl ergibt sich, dass eine deutliche Mehrheit, 57 Prozent, der Ausbrüche im privaten Haushalt stattfinden. Platz belegen Alten- und Pflegeheime (10 Prozent). Auch am Arbeitsplatz (6 Prozent), im Krankenhaus (6 Prozent) und anderen medizinischen Einrichtungen (4 Prozent) fanden bisher relativ viele Ausbrüche statt.

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Des Weiteren zeigt sich, dass die Ausbruchsintensität ja nach Umfeld variierte. Bei manchen Ausbrüchen wurden mehr, bei anderen weniger Menschen infiziert. Hier zeigt sich, dass Ausbrüche im privaten Umfeld zwar am häufigsten vorkamen, dabei aber relativ wenige Menschen angesteckt wurden - im Schnitt 3,2 Personen.

RKI-Studie: Corona-Ausbrüche in Flüchtlingsheimen besonders intensiv

Am intensivsten fallen Ausbrüche hingegen in Flüchtlings- und Asylbewerberunterkünften aus. Mit 199 Ausbrüchen kam das bisher zwar relativ selten vor, im Schnitt steckten sich bei einem Ausbruch aber 20,8 Personen an. Auch in Alten- und Pflegeheimen und Seniorentagesstätten steckten sich im Schnitt rund 18 Personen je Ausbruch an.

An das RKI übermittelte Ausbrüche (mit mindestens zwei laborbestätigten Fällen) nach Infektionsumfeld (Datenstand 11.8.2020). (Auswahl, Quelle: RKI)

InfektionsumfeldAusbrücheFälledurchschnittliche Fallzahl pro Ausbruch
Privater Haushalt3.90212.3153,2
Alten-/Pflegeheim70913.31418,8
Arbeitsplatz, unspezifisch4125.82414,1
Krankenhaus4024.10710,2
Flüchtlings-, Asylbewerberheim1994.14620,8
Seniorentagesstätte4684518,4
Schule311504,8

An Schulen gab es mit 31 Ausbrüchen noch relativ wenig Auffälligkeiten. Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln hat das RKI wenige Ausbrüche gezählt. Kein einziger Ausbruch in einer Bahn wurde erfasst. Dazu schreibt das RKI erklärend: „Ausbrüche in der Bahn lassen sich u.U. schwer ermitteln, da die Identität eines Kontaktes nicht immer nachvollziehbar ist, eine Untererfassung ist möglich.“

Video: Coronavirus: Diese Altersgruppe steckt sich im Moment besonders häufig an

Weltweit läuft die Erforschung des Coronavirus* auf Hochtouren. Die RKI unterlief derweil eine Panne. Auch der Ursprung des Virus ist noch umstritten. Die Hoffnung, dass das Coronavirus zum Vorteil des Menschen mutiert, besteht weiterhin. Laut einem Virologen gibt es Anzeichen, dass genau das bereits eingetreten sei. Außerdem gibt es Vermutungen, dass das Coronavirus noch früher ansteckend sein könnte als bisher angenommen. Schweizer Forscher wollen neue Erkenntnisse über die unbemerkte Ansteckung gewonnen haben. Immer mehr Corona-Patienten leiden unter Spätfolgen der Krankheit. Jetzt gibt es in Hannover eine Ambulanz für Betroffene.

In Frankreich machen sich die Behörden unterdessen große Sorgen. In einem Ferienort wurden rund 100 Leute positiv getestet. Unterdessen versucht US-Präsident Donald Trump, die Pandemie mit Blutplasma-Behandlungen in den Griff zu bekommen. Zwei US-Forschungsteams fanden nun in Studien heraus, dass die derzeitigen Epidemien in Europa und Nordamerika erst im zweiten Anlauf ausgelöst wurden.(lb) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks

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