Update vom 8. November, 8.30 Uhr: Obwohl sich Deutschland seit fast einer Woche im Lockdown Light befindet, steigen die Corona-Zahlen weiter dramatisch an. Noch am Samstag meldete das Robert Koch-Institut einen absoluten Rekordwert, 23.399 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Da am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter aktuelle Zahlen liefern und somit an Sonntagen für gewöhnlich niedrigere Zahlen gemeldet werden, ist nun auch die Zahl der Neuinfektionen an diesem Sonntag absolut rekordverdächtig. 16.017 Personen wurden demnach in den vergangenen 24 Stunden positiv auf das Coronavirus getestet. Am vergangenen Sonntag waren es noch 14.177 gemeldete Neuinfektionen.
Update vom 7. November, 22.09 Uhr: In den letzten vier Tagen hatte der wichtige R-Wert jeweils unter 1,0 gelegen - zuletzt am Freitagabend nur sehr knapp mit 0,99. Am Samstagabend stieg der Wert wieder über die kritische Marke - er kletterte auf 1,04.
Unterdessen haben mehrere Tausend Menschen in Leipzig gegen die Corona-Auflagen demonstriert. Die Polizei musste die Veranstaltung auflösen, im Anschluss kam es zu teils hässlichen Szenen in den Straßen.
Update vom 7. November, 12.43 Uhr: Erneut sind sich Deutschlands Top-Virologen uneinig. Hendrik Streeck kritisierte Merkels „Lockdown Light“-Strategie. Dafür erhielt er Gegenwind von Christian Drosten. In Leipzig sorgen Corona-Maßnahmen-Gegner der Initiative „Querdenker“ am Samstag für eine angespannte Lage. Es findet eine Demo statt. Die Polizei Sachsen ist mit Unterstützung der Bundes- und der Bereitschaftspolizie im Einsatz.
Update vom 7. November, 9.00 Uhr: Am Samstagmorgen meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 23.399 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Damit wurde erneut der Negativ-Rekord gebrochen. Von dem intensiven Infektionsgeschehen scheint fast ganz Deutschland betroffen zu sein. Der Grenzwert von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche (7-Tages-Inzidenz) ist in 366 von 412 vom RKI definierten Gebieten überschritten.
„Die Zahlen des RKI sind unbrauchbar, um Politik zu machen, um daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen“, kritisierte Hygiene-Experte Klaus-Dieter Zastrow die Bewertung der Neuinfektionen gegen über Bild. Seine Kritik begründet Zastrow mit der Anzahl der durchgeführten Tests: „Wir wissen gar nicht, wie groß die Bezugsgröße ist. Damals waren es 300, 400 Tausend pro Woche (im Frühjar, Anmerkung der Redaktion). Jetzt sind wir bei 1,5 Millionen, aber genau weiß das auch keiner.“
Das RKI veröffentlicht eine regelmäßig aktualisierte Liste, die genau aufschlüsselt, wie viele Menschen getestet wurden und welche Positivrate dadurch entsteht. Hier zeigt sich deutlich, dass das Infektionsgeschehen auch trotz der höheren Anzahl an Tests sehr hoch ist. Für die Kalenderwoche 44 (26. Oktober bis 2. November) ergab sich eine Quote von 7,26 - von 100 durchgeführten Tests fielen rund sieben positiv aus.
Höher waren die Werte bisher nur während der ersten Corona-Welle im März und April. Für die KW 14 (30. März bis 5. April) meldete das RKI bisher den höchsten Wert: 9,03. Für die aktuelle Kalenderwoche liegen noch keine Werte vor. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass der bisherige Rekordwerte überschritten wird.
Update vom 6. November, 20.17 Uhr: Wer aus einem ausländischen Corona-Risikogebiet kommt, muss sich ab Sonntag vor der Einreise nach Deutschland online registrieren. Die Seite www.einreiseanmeldung.de soll dann weltweit abrufbar sein, wie die Bundesministerien für Gesundheit und Inneres am Freitag mitteilten. Die neue Seite ersetzt die bisherigen Aussteigekarten in Papierform, die in Flugzeugen ausgegeben wurden.
Die Informationen gehen an die Gesundheitsämter am Zielort des Reisenden. So sollen sie kontrollieren können, ob jemand die Quarantänepflicht einhält. Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, dass Reisende aus ausländischen Risikogebieten ohne triftigen Reisegrund zehn Tage lang in Quarantäne gehen müssen, mit Ausnahmen für notwendige Reisen und Pendler. Frühestens am fünften Tag nach der Einreise kann man einen Corona-Test machen - und die Quarantäne vorzeitig beenden, falls der Test negativ ausfällt. Die Umsetzung ist allerdings Ländersache. Die Daten werden nach offiziellen Angaben verschlüsselt und nur dem zuständigen Gesundheitsamt zugänglich gemacht. 14 Tage nach der Einreise sollen sie automatisch wieder gelöscht werden.
Das neue System entlaste die Gesundheitsämter, erklärte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU): „Sie erfahren schnell und zuverlässig, wer aus einem Risikogebiet kommt und sich in Quarantäne begeben muss.“ Dies könne die Entstehung neuer Infektionsherde vermeiden helfen. Innenminister Horst Seehofer (CSU) betonte, die neue Internetseite erleichtere auch Bürgerinnen und Bürgern das Leben. „Mit der digitalen Einreiseanmeldung beenden wir endlich die Zettelwirtschaft im Reiseverkehr.“
Am Freitag meldete das RKI einen neuen Rekordwert bei der Zahl der Corona-Neuinfektionen. Die 21.506 neuen Fälle ließen den Mittelwert an Neuinfektionen für die letzten sieben Tage auf über 17.000 steigen. Das entspricht einem Anstieg von 24 Prozent im Vergleich zur vorherigen Woche. Damit ist es der niedrigste prozentuale Anstieg an Neuinfektionen seit einem Monat.
Update vom 6. November, 15.50 Uhr: Wegen des Teil-Lockdowns in der Coronavirus-Pandemie gibt es in Deutschland erste Indizien, dass auch Weihnachten* und Silvester 2020 ganz anders verlaufen - einsamer und ohne größere Feste.
Update vom 6. November, 15.45 Uhr: Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat bereits auf den Vorstoß des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl (CDU) reagiert. Der 60-jährige Schwabe will Corona-Quarantäne-Brecher notfalls durch die Polizei in ein Krankenhaus einweisen lassen.
Der Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, befürchtet jedoch einigen Widerstand der Verweigerer, mit dem sich die Polizisten befassen müssten: „Ich sehe Schwierigkeiten auf uns zukommen.“ Kusterer riet zu Alternativen.
Update vom 6. November, 15.30 Uhr: Ein deutsches Nachbarland hat besonders schwer mit der zweiten Corona-Welle zu kämpfen: Luxemburg. Das mit rund 600.000 Einwohnern zweitkleinste Land der Europäischen Union (EU) kommt aktuell auf eine 7-Tage-Inzidenz von 750.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte das Großherzogtum schon vor einiger Zeit als ein Corona-Risikogebiet eingestuft, ehe im Herbst die Zahlen auch in der Bundesrepublik wieder deutlich stiegen.
Update vom 6. November, 15 Uhr: Polarisierende Initiative aus Baden-Württemberg: Innenminister und CDU-Bundesvize Thomas Strobl will Corona-Quarantäne-Verweigerer zwangsweise in ein geschlossenes Krankenhaus einweisen lassen.
Zunächst hatten Stuttgarter Zeitung (hinter einer Bezahlschranke) und Stuttgarter Nachrichten darüber berichtet. Strobl richtete sich demnach in einem Schreiben diesbezüglich an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und Sozialminister Manfred Lucha (beide Die Grünen).
„Das Innenministerium sieht den Bedarf für ein solches geschlossenes Krankenhaus“, zitiert die dpa aus dem Schreiben. Die örtliche Polizei solle demnach bereits nach dem ersten bekannten Quarantäne-Verstoß sofort das gerichtliche Verfahren zur „zwangsweisen Absonderung in einem geschlossenen Krankenhaus einleiten“.
Update vom 6. November, 13.37 Uhr: In der Bundestagsdebatte über eine Infektionsschutzgesetz-Reform (siehe vorheriges Update) gab es auch scharfe Wortmeldungen.
Die Oppositionsfraktionen zogen Corona-Einschränkungen zwar nicht grundsätzlich in Zweifel - sie kritisierten aber die Gesetzesvorlage der GroKo unter Kanzlerin Angela Merkel* (CDU*). So befand FDP-Chef Christian Lindner, diese sei „ein rechtspolitisches Feigenblatt, um bereits getroffene Entscheidungen nachträglich zu legitimieren“.
Auch Grüne* und die Linke* forderten eine stärkere parlamentarische Kontrolle der Maßnahmen. Grundsatzkritik gab es von der AfD*, welche die Corona-Einschränkungen als „absurd“ bezeichnete. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warb vor den Abgeordneten um Verständnis: „Das war und ist eine bittere Medizin, aber die Medizin hat gewirkt.“
Update vom 6. November, 10.16 Uhr: Die geplante Neufassung des Infektionsschutzgesetzes, auf die sich SPD* und Union geeinigt hatten und über die der Bundestag an diesem Freitag berät, benennt eine Reihe konkreter möglicher Corona-Schutzmaßnahmen, die beim Erreichen bestimmter Schwellenwerte verhängt werden sollen.
In der Gesetzesvorlage, die der Nachrichtenagentur AFP bereits Anfang dieser Woche vorlag, heißt es demnach: „Die Anordnung der Schutzmaßnahmen muss ihrerseits verhältnismäßig sein.“ Wie weit die Maßnahmen gehen, soll weiterhin von der Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen* in einem bestimmten Gebiet abhängen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte in der Bundestags-Plenarsitzung am Freitag ankündigt, dass diese Schwellenwerte neu definiert werden könnten (siehe vorheriges Update). Die AFP zitierte aus der Gesetzesvorlage: „Schwerwiegende Schutzmaßnahmen“ kommen bei Überschreitung des Schwellenwerts von 50 in Frage. Bereits ab einem Schwellenwert ab 35 seien „stark einschränkende Schutzmaßnahmen“ angezeigt.
Die bisherige Fassung des Infektionsschutzgesetzes galt als zu wenig konkret, sie ist nicht für eine bundesweite Pandemie ausgelegt. Die Neufassung soll eine rechtliche Klarstellung sicherstellen, damit die von den Ländern verhängten Maßnahmen künftig besser vor den Gerichten Bestand haben.
Update vom 6. November, 9.13 Uhr: Zur Stunde berät der Bundestag über eine Reform des Infektionsschutzgesetzes in der Corona-Pandemie*. Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU*) sehen unter anderem neue Regeln bei Verdienstausfällen vor. So sollen Entschädigungsansprüche für Eltern verlängert und erweitert werden, die wegen einer Kinder-Betreuung nicht arbeiten können.
Zudem soll eine genauere Gesetzesgrundlage für Schließungen von Einrichtungen und andere Corona-Beschränkungen geschaffen werden. „Wir wollen neue Schwellenwerte bei den Neuinfektionen festlegen - als Messlatte für die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen“, sagte Spahn in seiner Einführungsrede im Plenum in Berlin.
Update vom 6. November, 06.17: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen hat die 20.000er-Marke übertroffen. Das Robert-Koch-Institut meldete am Freitagmorgen erstmals 21.506 bekannte Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Zum Vergleich: am Donnerstag (30. Oktober) lag die Zahl noch bei 16.774. Ein neuer Rekord seit Anbeginn der Pandemie.
Update vom 05. November, 22.30 Uhr: Spektakulärer Aufruf in der Coronavirus-Pandemie.
Die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKR) hat an diesem Donnerstag alle verfügbaren examinierten Pflegefachkräfte wegen Covid-19 um Unterstützung gebeten.
Marc Schreiner, Geschäftsführer der BKG, erklärte: „Wir wollen alle Möglichkeiten nutzen, das Personal in den Krankenhäusern zu verstärken. Doch neben den enormen Anstrengungen, die die Beschäftigten in den Kliniken heute schon erbringen, brauchen wir Hilfe von außen. Wir haben zahlreiche examinierte Pflegekräfte in der Stadt. An sie wenden wir uns mit der Bitte, die ehemaligen Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhäusern zu unterstützen.“
Laut Berliner Zeitung sagte die Charité-Pflegedirektorin Judith Heepe dem Sender Radio1: „Es zeichnet sich in der zweiten Welle ab, dass die Situation deutlich ernster ist. Wir haben bereits jetzt deutlich mehr Patienten und täglich kommen neue hinzu.“
Auch sie will demnach schnell neue Pflegekräfte gewinnen, die explizit Covid-19-Patienten betreuen wollen.
Update vom 05. November, 22 Uhr: Aktuell wirkt es, als käme die deutsche Wirtschaft vergleichsweise gut durch die weltweite Corona-Krise. Das gilt aber längst nicht für alle Unternehmen und Konzerne.
Wie die ARD-Tagesschau am Donnerstagabend berichtet, hat die schwer getroffene Fluggesellschaft Lufthansa zwischen Juli und September einen Verlust von rund zwei Milliarden Euro geschrieben. Der Konzern-Verlust sei damit in diesem Corona-Jahr 2020 auf mittlerweile 5,6 Milliarden Euro angestiegen, hieß es weiter.
Erstmeldung vom 05. November: München/Berlin - Am Donnerstag (5. November) stellte das Robert-Koch-Institut (RKI) 19.900 Corona*-Neuinfektionen binnen 24 Stunden in Deutschland fest. Das vor Wochen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)* ausgegebene Schreckensszenario ist damit Realität - und zwar schon weit vor Weihnachten.
In dieser kniffligen Lage sind viele deutsche Labore weit mehr als ausgelastet. Kurzum: Sie kommen in der zweiten Welle der Corona-Pandemie schlichtweg nicht mit den sogenannten PCR-Tests hinterher. Der Rückstau ist gewaltig. Die Folge: Zehntausende Bürger wissen nach einem Corona-Test tagelang nicht, ob sie nun positiv sind oder nicht.
Wie n-tv.de berichtet, wurden in der vergangenen Woche (KW 44) von 69 deutschen Laboren fast 98.931 nicht bearbeitete Tests gemeldet. Das Nachrichtenportal beruft sich bei seinem Bericht auf Erhebungen des RKI. Demnach würden 55 Labore erhebliche Probleme bei der Bearbeitung der Tests melden. Konkret: Es fehlen Kapazitäten und Personal.
Kalenderwochen im Vergleich | Labore mit Rückstau bei Corona-Tests | Nicht ausgewertete PCR-Tests |
KW 44 (26.10. bis 01.11.) | 69 | 98.931 |
KW 43 (19.10. bis 25.10.) | 57 | 68.574 |
KW 40 (28.09. bis 04.10.) | 42 | 8.245 |
Zum Vergleich: In der Kalenderwoche 40 Ende September lag der Proben-Rückstand demnach bei 8.245 - 32 Labore meldeten aber schon zu diesem Zeitpunkt Schwierigkeiten bei der Bewältigung der immensen Testreihen.
Wie das RKI am Mittwoch (4. November) mitgeteilt hatte, stieg zudem der Anteil positiver Corona-Tests von zuvor 5,51 Prozent auf mittlerweile 7,26 Prozent.
Die Coronavirus-Pandemie ist in Deutschland weiter omnipräsent - verfolgen Sie alle Entwicklungen hier im News-Ticker. (pm) *Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks