Corona-Inzidenz sinkt weiter: Versteckter Wert macht jetzt große Hoffnung - RKI rechnet „fest“ mit neuer Welle
Die Neuansteckungen sind rückläufig. Ein Experte rechnet aber mit einer neuen Welle, sollte Deutschland bald lockern. Der News-Ticker.
- Das Robert-Koch-Institut (RKI)* meldet eine sinkende Inzidenz*.
- Bei Lockerungen sind Experten vor dem Corona-Gipfel am 16. Februar allerdings uneins (siehe Erstmeldung und Update vom 15. Februar, 19.37 Uhr).
- Maßnahmen-Gegner wollten zu Winfried Kretschmanns (Grüne) Haus vordringen.
- Ein Experte rechnet mit einer neuen Corona-Welle im März, sollten die Maßnahmen gelockert werden (siehe Update vom 14. Februar, 15.07 Uhr).
- Dieser News-Ticker zu Corona* in Deutschland* ist beendet. Die News ab dem 16. Februar finden Sie hier.
Update vom 15. Februar, 19.37 Uhr: Lockern oder nicht? Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek ist gespaltener Meinung: „Man darf natürlich nicht leichtfertig Maßnahmen aufrechterhalten, wenn sie nicht unbedingt nötig sind“, sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Dienstag (15. Februar) im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“.
Ciesek nannte aber auch Gründe, die aus ihrer Sicht dagegen sprechen: „Wenn man jetzt von heute auf morgen alle Maßnahmen fallen lassen würde, würde es deutlich länger dauern, bis die Inzidenzen wieder fallen. Man würde riskieren, dass ein Plateau entsteht oder sogar wieder ein Anstieg droht.“ Das sei gefährlich für Menschen ohne ausreichenden Immunschutz und Kinder unter fünf Jahren, für die es noch keine Impfung gebe.
Die Politik habe eine Verantwortung gegenüber allen Bürgern, sagte Ciesek: „Die Politik muss sich die unterschiedlichen Interessen anhören, berücksichtigen und schließlich abwägen“, sagte Ciesek. Das sei eine schwierige Aufgabe. „Aus rein medizinischer Sicht ist es viel einfacher. Da wäre es natürlich besser, wir würden noch ein wenig durchhalten, um die Zahlen zu reduzieren.“
Corona in Deutschland: Statistisches Bundesamt veröffentlicht neue Zahlen zu Sterbefällen
Update vom 15. Februar, 14.07 Uhr: Das Statistische Bundesamt hat neue Zahlen zu den Sterbefällen in Deutschland publiziert. Im vergangenen Monat starben demnach 88.308 Menschen und damit 3265 mehr als im Mittel des Januars der Jahre 2018 bis 2021.
Im November lag dieser Wert allerdings noch um 20 Prozent über dem Mittelwert der Vorjahre, und im Dezember gar 22 Prozent höher. Damit habe sich das bundesweite Sterbegeschehen zum Jahresbeginn 2022 „annähernd normalisiert“, erklärte das Statistikamt. Die Zahlen basieren auf einer Hochrechnung.
Corona: Deutsche Labore sehen Hinweis auf nachlassendes Infektionsgeschehen
Update vom 15. Februar, 12 Uhr: Daten aus den PCR-Laboren geben laut einem Verband einen ersten Hinweis auf ein nachlassendes Corona-Infektionsgeschehen. So sei in der Woche bis Sonntag erstmals seit Jahresbeginn sowohl die Anzahl der durchgeführten Tests als auch die sogenannte Positivrate rückläufig gewesen, teilte der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) am Dienstag mit. Innerhalb von sieben Tagen seien 2.366.691 PCR-Untersuchungen gemacht worden, vier Prozent weniger als in der Woche zuvor. Auch die bundesweit errechnete Positivrate - also der Anteil positiver Befunde an allen gemachten Tests - lag mit 43,9 Prozent etwas niedriger als in der Vorwoche.
„Der leichte Rückgang an Testaufkommen stimmt uns zwar als erster Hinweis auf ein rückläufiges Infektionsgeschehen positiv, aber noch besteht aus Sicht der Labore weiterhin Anlass zur Vorsicht und Umsicht. Die Spitze der Omikron-Welle ist in einigen Bundesländern noch immer nicht erreicht“, sagte Nina Beikert, Mitglied im ALM-Vorstand.
Update vom 15. Februar, 11.40 Uhr: Beim nächsten Corona-Gipfel wird es auch darum gehen, wer wie lange als von dem Virus genesen gilt. Sandra Ciesek spricht sich für eine Art „Dreier-Regel“ aus.
Update vom 15. Februar, 10.30 Uhr: Von einer deutlichen Entspannung in der Corona-Lage kann bislang nicht gesprochen werden. Doch Lockerungen könnten bereits am Mittwoch folgen. Experten sind sich uneins, deutliche Kritik folgt.
Corona in Deutschland: Viele Krankenhäuser verzeichnen zunehmend Krankheitsausfälle
Update vom 15. Februar, 8.40 Uhr: Weil immer mehr Mitarbeiter wegen Corona-Infektionen ausfallen, können viele Krankenhäuser im Südwesten weniger Betten für Patienten nutzen. „Schon in „normalen“ Zeiten können allein aufgrund des generellen Fachkräftemangels etwa 10 bis 15 Prozent der Bettenkapazitäten in den Krankenhäusern im Land faktisch nicht belegt werden“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Matthias Einwag, in Stuttgart. „Diese Situation wird nun im gesamten Land durch den hohen Krankenstand durch Omikron verschärft.“
Die Geschäftsführer der Kliniken im Land hätten in den vergangenen Tagen zunehmend über Krankheitsausfälle bei Mitarbeitern berichtet, sagte Einwag. Betroffen seien Intensiv- wie Normalstationen in allen Regionen des Landes. Konkrete Zahlen lägen der BWKG nicht vor.
Die Häuser der Oberschwabenklinik im Landkreis Ravensburg hatten am Montag gemeldet, dass 80 Mitarbeiter wegen Corona-Infektionen derzeit nicht arbeiten könnten. In Ravensburg würden deshalb 25 Betten nicht betrieben, in Wangen hätten vorerst bis Ende Februar 20 Betten wegen des Personalmangels geschlossen werden müssen.
Corona-Inzidenz sinkt erneut - Zahl der Todesfälle steigt stark an
Update vom 15. Februar, 6.20 Uhr: Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist am dritten Tag infolge gesunken - wobei die Aussagekraft der Daten derzeit eingeschränkt ist. Das Robert Koch-Institut gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Dienstagmorgen mit 1437,5 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1459,8 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1441,0 (Vormonat: 497,1). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 159.217 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 169.571 Ansteckungen.
Die Zahlen haben allerdings im Moment nur begrenzte Aussagekraft. Experten gehen von einer hohen Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Testkapazitäten und Gesundheitsämter sind demnach vielerorts am Limit, Kontakte werden nur noch eingeschränkt nachverfolgt. Zudem dürfte die Zahl der Menschen steigen, die ihre Infektion nicht mehr über einen PCR-Test bestätigen lassen - die Infektion fließt damit nicht in die offizielle Statistik ein.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 243 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 177 Todesfälle. Die Zahl der in Kliniken gekommenen Corona-infizierten Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Montag mit 5,93 an (Freitag: 6,46). Darunter können auch Menschen mit positivem Corona-Test sein, die eine andere Haupterkrankung haben.
Corona in Deutschland: Wann entspannt sich die Situation wieder?
Update vom 14. Februar, 16.10 Uhr: Die sich andeutende Entspannung der Corona-Lage wird sich nach Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) erst im Laufe des März mit einer deutlichen Reduktion der Belegungszahlen bemerkbar machen. Der Expertenrat der Bundesregierung hatte in einer am Sonntagabend veröffentlichten Stellungnahme eine mögliche Lockerung der Coronamaßnahmen an die Lage in den Krankenhäusern geknüpft: „Ein Zurückfahren staatlicher Infektionsschutzmaßnahmen erscheint sinnvoll, sobald ein stabiler Abfall der Hospitalisierung und Intensivneuaufnahmen und -belegung zu verzeichnen ist.“ Am Mittwoch werden Bund und Länder über den weiteren Corona-Kurs beraten.
„Die sehr hohen Inzidenzen der vergangenen Wochen kommen erst mit Zeitverzug in den Kliniken an“, erläuterte Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG. „Wir hatten in der letzten Woche mehr als eine Million Infizierte, die Krankenhausfälle werden uns in rund 7 bis 10 Tagen erreichen.“ Auch wenn die Hospitalisierungsrate bei der derzeit kursierenden Omikron-Variante deutlich geringer sei als bei Delta, würden sich die Zahlen der positiv Getesteten in den Kliniken in den kommenden zwei bis drei Wochen weiter erhöhen. „Gut ist, dass die Steigerung auf Intensivstationen bis dato sehr gering ist.“
Corona in Deutschland: Experte äußert Befürchtung bei Lockerungen
Update vom 14. Februar, 15.07 Uhr: Der Ulmer Medizinstatistiker Ulf Dennler hält Lockerungen der Corona-Maßnahmen im März für möglich, prognostiziert für diesen Fall aber auch eine neue Corona-Welle. Das sagte Dennler am Montag bei einer Expertenanhörung des Sozialministeriums. Auf Lockerungen im März folge eine gravierende und heftige sechste Corona-Welle bis Mitte März. Diese hätte aber voraussichtlich eine deutliche geringere „Krankheitsschwere“ als vorangegangene Wellen und damit keine allzu starke Mehrbelastung für die Krankenhäuser zur Folge.
Update vom 14. Februar, 13.34 Uhr: Während der Corona-Lagebericht des RKI Hoffnung auf ein baldiges Abflauen der Omikron-Welle macht und die Politik schon über Lockerungen diskutiert, warnt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) vor zu großen Lockerungsschritten an den Schulen.
Diese bräuchten „zunächst auch weiterhin ein hohes Schutzniveau, das regelmäßige Tests und auch Maskentragen umfasst“, sagte die Ministerin den Funke-Zeitungen vom Montag. „Lockerungen im Bildungsbereich sollten regional differenziert bei deutlich sinkenden Infektionszahlen und unter Berücksichtigung der Impfquote von Kindern und Jugendlichen erfolgen.“
Auch der Deutsche Lehrerverband mahnte, der Präsenzunterricht dürfe nicht mit zu schnellen Lockerungen gefährdet werden. Der Verband hoffe zwar darauf, dass in absehbarer Zeit Gesundheitsschutzmaßnahmen und Einschränkungen an Schulen gelockert und abgebaut werden können, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Zeitpunkt dafür sei aber nach Ansicht des Verbands „noch nicht gekommen“.
Corona-Lagebericht sickert durch: RKI rechnet „fest“ mit neuer Welle
Erstmeldung vom 14. Februar 2022:
Berlin - Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz ist am zweiten Tag infolge gesunken - wobei die Aussagekraft der Daten derzeit eingeschränkt ist. Das RKI gab den Wert am Montagmorgen mit 1459,8 an. Zudem wurden 42 weitere Corona-Todesfälle binnen eines Tages verzeichnet.
Es ist schwer zu beurteilen, ob das wirklich eine Wende im Infektionsgeschehen bedeutet. Es könnte auch sein, dass der Rückgang eine Folge eines überlasteten Melde- und Testsystems ist. Das spielt eine große Rolle, weil am 16. Februar die nächste Ministerpräsidentenkonferenz (kurz MPK, oder umgangssprachlich „Corona-Gipfel“) mit Kanzler Olaf Scholz* (SPD*) stattfindet. Eine erste Beschlussvorlage zu dem Treffen ist inzwischen durchgesickert.
Das RKI etwa rechnet laut einem Zeitungsbericht „fest“ mit einer neuen Corona*-Welle im Herbst. „Die Endemie ist noch nicht erreicht - wir befinden uns in einer Übergangsphase“, berichtete die Welt unter Berufung auf eine interne RKI-Lageeinschätzung.
Deutscher Corona-Expertenrat sieht Maskenpflicht fallen
Der Corona-Expertenrat hat sich vor der MPK ebenfalls in einer Stellungnahme positioniert: Für die kommenden Wochen sei mit einer „Plateaubildung“ und einem nachfolgenden „Abfall“ bei den Infektionszahlen* zu rechnen, schrieb das Gremium der Bundesregierung am Sonntagabend. Lockerungen sollten aber „verständlich“ kommuniziert werden.
Die Maskenpflicht zum Beispiel könne „bei hinreichend niedrigen Infektionszahlen“ zeitweise aufgehoben werden. Die Experten rechnen allerdings damit, dass sie in Innenräumen im kommenden Herbst und Winter wieder notwendig werden könnte.
Vor Corona-Gipfel: Tests in Stichproben im Gespräch
Isolation und Testen* bleiben „in der aktuellen Phase von hoher Wichtigkeit“, heißt es in dem Papier weiter. Die Regierung sollte prüfen, ob sie in Zeiten von Lockerungen stichprobenartig auch Menschen ohne Symptome testet, um „deutliche Änderungen der Infektionsdynamik“ frühzeitig zu erkennen.
In dem Papier heißt es aber auch, ein zu frühes Öffnen berge die Gefahr eines erneuten Krankheitslast-Anstiegs. Dauerhafte Lockerungen seien „eng mit dem Erreichen einer hohen Impfquote und parallel dem eigenverantwortlichen Handeln“ aller Bürger verbunden, betonten die Experten.

Corona-Politik-Gegner nehmen Grünen-Politiker ins Visier
Kritiker der Corona-Politik haben indes versucht, zum Wohnhaus des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne*) zu gelangen. Demonstranten wollte eine Absperrung der Straße umgehen. Dies sei jedoch verhindert worden, teilte die Polizei mit.
Es ist in der Pandemie* schon häufiger vorgekommen, dass der Protest der Gegner der Corona-Maßnahmen vor die Wohnhäuser von Politikerinnen und Politiker getragen wird. Anfang Dezember 2021 etwa gab es einen Fackel-Aufmarsch vor dem Wohnhaus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD*). (AFP/dpa/frs) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA