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Herber Rückschlag im Kampf gegen Corona: Malaria-Mittel führt sogar zu deutlich höherer Sterberate

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Von: Antonio José Riether

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Eine Studie aus den USA legt nun nahe, dass Hydroxychloroquin nicht gegen Covid-19 hilft. (Symbolbild)
Eine Studie aus den USA legt nun nahe, dass Hydroxychloroquin nicht gegen Covid-19 hilft. (Symbolbild) © AFP / YURI CORTEZ

Virologe Drosten hatte es in seinem NDR-Podcast schon befürchtet: Das „Wundermittel“ Hydroxychloroquin hilft nicht im Kampf gegen das neuartige Coronavirus. Im Gegenteil!

Update vom 22. April 2020: Nachdem sich der Berliner Virologe Christian Drosten in seinem regelmäßigen NDR-Podcast über das Coronavirus skeptisch gegenüber dem Malaria-Medikament Chloroquin als Wirkstoff gegen Corona geäußert hat, gibt es nun auch aus den USA schlechte Nachrichten zu einem verwandten Präparat. Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin nicht bei der Bekämpfung von Corona hilft. Die am Dienstag veröffentlichte Studie ergab sogar, dass die Sterberate bei Patienten, die mit dem Mittel behandelt wurden, deutlich höher war als bei einer Behandlung ohne dieses Medikament.

Der Untersuchung zufolge starben 28 Prozent der Patienten mit Coronavirus-Infektion, denen Hydroxychloroquin verabreicht worden war. Bei den Patienten, die ohne das Malaria-Mittel behandelt wurden, lag die Sterberate hingegen nur bei elf Prozent. Zudem ergab die Studie, dass Patienten mit Hydroxychloroquin-Behandlung nicht weniger oft an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden mussten als andere Patienten. 

Coronavirus: Malaria-Mittel Hydroxychloroquin scheint nicht zu helfen 

Für die Untersuchung hatten die Forscher Krankenakten von 368 Patienten in US-Hospitälern für Militärveteranen ausgewertet. Finanziert wurde die Untersuchung von der US-Regierung. Präsident Donald Trump hat das mit Hydroxychloroquin verwandte Präparat Chloroquin in den vergangenen Wochen wiederholt als mögliches Heilmittel gegen die von dem neuartigen Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 angespriesen. Er nannte Chloroquin sogar ein „Geschenk Gottes“. Allerdings können sowohl Chloroquin als auch Hydroxychloroquin schwere Nebenwirkungen auslösen - vor allem in Kombination mit anderen Medikamenten oder in hoher Dosierung. Vor den Nebenwirkungen von Chloroquin warnte Anfang April auch Drosten

Erstmeldung vom 3. April 2020: 

Hamburg - Das Coronavirus* und seine Folgen haben Deutschland fest im Griff. Die seit gut zwei Wochen geltenden Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote gelten bundesweit, wenn auch nicht ganz einheitlich. Im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten“ äußert sich der Virologe zu den aktuellen Geschehnissen rund um das Virus. Am Freitag ging es auch um Apps, sowie um das Medikament Chloroquin.

Virologe Drosten: App könnte „Teil der Arbeit des Gesundheitsamts“ übernehmen

Drosten kritisierte, dass aktuelle Möglichkeiten der Intervention wie die „einfache Identifikation von Fällen und die Kontaktverfolgung zu spät kommt.“ Berechnungen und Identifikation dauern zu lang, wobei möglicherweise infizierte Patienten, die man feststellen möchte, bereits „verloren“ haben könnten. 

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Drosten ist Befürworter eines flächendeckenden Meldesystems in Form einer Handy-App. Die „hypothetische App“ würde Symptome aufnehmen und diese an Labore schicken. „Die App würde einen Diagnostik-Vorgang auslösen“, so Drosten. „In dem Moment kann die App dann anfangen, zurückzuverfolgen, mit welchen anderen Handys man ‚in Kontakt‘ war.“ 

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Virologe Drosten warnt vor Nebenwirkungen von Chloroquin

So könnten andere Nutzer dann einen möglichen Kontakt mit einem Nutzer mit Symptomen feststellen. „Im Prinzip wird ein Teil der Arbeit des Gesundheitsamts auf die App übertragen.“ Man würde somit auch Zeit gewinnen, 47 Prozent der Deutschen würden sie laut einer Umfrage nutzen. Die Handyapp bezeichnete Drosten als „Hoffnungsschimmer“.

Auch über eine Studie zum Medikament Chloroquin wurde gesprochen. Jedoch ist Drosten skeptisch, da das Malaria-Medikament „ernstzunehmende Nebenwirkungen“ habe, es bliebe dennoch „in der Diskussion“. 

Virologe Drosten: Malaria-Medikament Chloroquin „ist eine schwache Lösung“

Die Erfolge einer Studie ordnet Drosten anschließend ein. In der Studie wurden zwei gleichgroße Patientengruppen herangezogen, einer Gruppe wurde das Medikament verabreicht. „Was man findet, ist, dass die Lungenentzündung der unbehandelten Gruppe bei 17 von 31 Fällen nach einer Woche besser wird. In der Behandlungsgruppe werden Lungenentzündungszeichen bei 25 von 31 Fällen besser.“ Drosten merkte an, man wisse nicht genau, „ob die Studie nicht zu klein ist.“

Abschließend sagte er, „wenn Chloroquin eine Lösung ist, dann ist sie eine schwache Lösung. Man gewinnt nicht viel dazu.“

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Indes haben die Corona-Virologen sogar bereits ihre eigenen Fanclubs. Ein witziges Twitter-Battle ging viral, wie tz.de* berichtete. Ernsthafter lief der Vergleich durch die Wissenschaftsjournalistin Mai Nguyen-Kim ab, die nur einem der drei Virologen Top-Noten attestierte.

ar mit AFP

*Merkur.de und tz.de sind Teile des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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