Corona bald „normales“ Erkältungsvirus? Bundeswehr-Virologe über die zwei neuen Omikron-Varianten aus Südafrika
Alpha, Delta, Omikron: Das Coronavirus entwickelt sich. Südafrikanische Forscher haben jetzt zwei neue Omikron-Varianten entdeckt. Grund zur Sorge?
Ein Virus dockt an die menschliche Zelle an, dringt ein und vermehrt sich. Infolge kann es zu leichten bis schweren Krankheitssymptomen kommen. Wenn sich ein Virus vermehrt, sind manchmal Mutationen in der Oberflächenstruktur die Folge. Wenn diese das Eindringen in die Körperzelle erleichtern, setzen sich die Mutationen durch und eine neue Virusvariante ist geboren. Omikron etwa weist besonders viele Mutationen auf dem Spike-Protein auf. Dabei handelt es sich um eine nach außen ragende Proteinstruktur auf dem SARS-CoV-2-Virus.
Dass Viren mutieren, ist nicht Corona-spezifisch: Auch andere Viren wie Grippeviren sind dazu fähig. Bei Coronaviren hat sich bislang gezeigt, dass jede Mutation zwar infektiöser, also ansteckender ist. Allerdings wurde die Infektion gleichzeitig weniger gefährlich. Beispiel Omikron: Zwar ist die Verbreitung aktuell immens, aber weit weniger Menschen als zu Beginn der Pandemie müssen künstlich beatmet werden oder erleiden lebensgefährliche Verläufe. Mediziner merken allerdings an, dass auch die höhere Impfquote als zu Beginn der Pandemie und auch die weitreichenderen Sicherheitsmaßnahmen wie FFP2-Maskenpflicht den Pandemie-Verlauf positiv beeinflusst haben.

Neue Corona-Subtypen aus Südafrika
Omikron hat jetzt allerdings zwei neue Ableger bekommen: BA.4 und BA.5. Beide Subtypen wurden erstmals in Südafrika nachgewiesen. Laut Angaben der öffentlichen Datenbank Gisaid seien der Pharmazeutischen Zeitung (PZ) zufolge Infektionen mit dem Subtypen BA.4 bis Ende März in Südafrika, Dänemark, Botswana, England und Schottland festgestellt worden. In Südafrika selbst ist aufgrund der hohen BA.4- und BA.5-Infektionszahlen bereits von einer fünften Welle die Rede, so die PZ weiter.
Verläuft Corona bald wie eine harmlose Erkältung? Virologe äußert sich optimistisch
Doch obwohl sich die zwei neuen Mutanten rasch verbreitet hätten, seien die Raten der Corona-Fälle und -Krankenhausaufenthalte stabil, zitiert die Pharmazeutische Zeitung Professor Dr. Tulio De Oliveira am 28. April 2022. De Oliveira hatte erstmals Omikron beschrieben und auch die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 entdeckt. Allerdings steigen die Fallzahlen in Südafrika aktuell. Die Weltgesundheitsorganisation erfasst auch wieder mehr Todesfälle: Wo am 2. Mai 153 Menschen in Südafrika an einer Corona-Infektion verstorben sind, waren es am 9. Mai 237 Menschen mit tödlichem Verlauf. Da sich die potenzielle Gefahr neuer Mutanten erst im Verlauf zeigt, mahnen Mediziner weltweit an, das Auftreten neuer Virusvarianten genau zu beobachten.
Weil die neuen Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 nach aktuellem Kenntnisstand nicht häufiger zu schweren Krankheitsverläufen führen als bisherige Mutanten, äußern sich viele Virologen vorsichtig optimistisch in Hinblick auf neue Corona-Varianten: „Wir sehen also eigentlich ein Virus, dass sich mehr und mehr zu hoffentlich einem unserer normalen Erkältungsviren entwickelt“, so Oberstarzt Professor Roman Wölfel, Virologe am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr München im NDR-Interview. (jg)