Hausarrest und Spielzeug-Entzug: Psychologen raten von Strafen für Kinder ab
Eltern wollen, dass ihre Kinder erfolgreich und glücklich sind. Die richtige Erziehung ist deshalb ein sensibles Thema. Experten empfehlen nun sogar, dass Kinder nicht bestraft werden sollten.
Die Kindheit ist eine prägende Phase. Hauptbezugspersonen und Erzieher von Kindern sind meist ihre Eltern und diese bedienen sich verschiedener Erziehungsmethoden. In der Vergangenheit waren Hausarrest, Entzug von favorisiertem Spielzeug oder verbale Strafe gang und gäbe. Doch sind diese Strafen für die Entwicklung von Kindern wirklich unbedenklich? Inzwischen empfehlen Psychologen, wie Mona Delahooke in ihrem Buch „Brain-Body Parenting“ nämlich, dass Kinder nicht bestraft werden sollten.
Laut Pädagogen sollen Eltern ihre Kinder sogar zu „aufgeweichten Jammergestalten“ erziehen – wie kann das sein?
Moderne Erziehungsmethode: Psychologin empfiehlt „responsive Erziehung“
In ihrem Buch beschreibt die Psychologin Mona Delahooke eine Kindererziehungsmethode, die sie als „responsive Erziehung“ bezeichnet. „Responsivität“ bedeutet in der Psychologie so viel wie „die Bereitschaft, auf Kommunikationssignale einzugehen“. Die Mittel der modernen Erziehung sollen laut Delahooke weniger ermächtigend sein. „Bei der reaktionsschnellen Erziehung geht es darum, das Kind dort zu treffen, wo es ist, und es zu beruhigen, wenn sein Nervensystem in Not ist“, sagt sie gegenüber Make it, einem Format der CNBC.
Niemals „nein“ sagen? Experten empfehlen Kinder lieber nicht zu bestrafen, damit sie erfolgreich werden

Die Psychologin Mona Delahooke erklärt, dass sie damit nicht meint, niemals „nein“ zu Kindern zu sagen. Sie distanziert sich sogar von dem Begriff „sanfte Erziehung“ und erklärt, dass sie diesen nicht mag, weil er ein falsches Bild von Erziehung vermittelt. In ihrem Buch „Brain-Body Parenting“ bezieht sich die Psychologin auf alle Bereiche der kindlichen Entwicklung, um zu zeigen, wie liebevolle, aufeinander abgestimmte und reaktionsschnelle Beziehungen die Grundlage für die Widerstandsfähigkeit der Kinder sind.
Erziehungsstil unterscheidet sich von der Vergangenheit: Mit Enttäuschung umgehen
Delahookes Erziehungsstil, soll sich nach ihren Angaben von der Erziehung der letzten Generationen unterscheiden. In ihrem Buch stellt sie unter anderem die Annahme infrage, dass Kinder sich für negative Aufmerksamkeit einsetzen, um etwas zu bekommen, was sie wollen. Sie erklärt, dass Kinder ihren Eltern immer gefallen wollen. Dass, ein Kind, das in einem Geschäft zusammenbricht, weil es nicht den gewünschten Snack bekommt, damit nicht beabsichtigt undankbar oder schwierig zu sein. Das Kind soll lediglich nicht die emotionalen Werkzeuge entwickelt haben, um mit dieser Enttäuschung umzugehen.
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Bei der traditionellen Erziehung würde solch ein Verhalten von Kindern zu Konsequenzen führen. Doch Delahooke meint: „Mein Ansatz stellt das in Frage und sagt, dass Kinder sich tatsächlich gut verhalten, wenn sie können und wenn sie es nicht können, gibt es einen Grund.“ Der Grund kann sein, dass die Kinder „die Schaltkreise der Selbstregulierung noch nicht aufgebaut“ haben, denn dies ist ein langer Entwicklungsprozess, den die meisten Kinder erst hinter sich haben, wenn sie älter sind.
Laut einer Expertin sollen Eltern es sogar als Kompliment sehen, wenn ihre Kinder sie anschreien.
Strafe wirkt negativ auf die emotionale Entwicklung von Kindern – Gefühle sollten anerkannt werden
Laut Delahooke berücksichtigt die traditionelle Erziehung die emotionale Entwicklung von Kindern nicht wirklich und dies kann sogar negative Auswirkungen auf die seelische Gesundheit der Kinder haben. Denn das Kind würde vermutlich angeschrien oder eine Strafe erhalten und keine Anerkennung für seine Gefühle bekommen. Bei der reaktionsschnellen Erziehung würden die Gefühle anerkannt, die Enttäuschung bestätigt und beruhigend reagiert werden.
„Man muss einem Kind beibringen, zu regulieren“, erklärt die Psychologin und führt fort: „Sie bauen Selbstregulierung durch Beziehungen der Sicherheit und des Vertrauens auf.“
Flexibilität fördert Belastbarkeit und Widerstandsfähigkeit im späteren Leben der Kinder
Wenn Sie einem Kind erlauben, selbst herauszufinden, wie es mit unangenehmen Emotionen umgehen kann, erhöhen Sie seine Fähigkeit, flexibel zu sein. Deshalb sollte statt Strafe immer Verständnis für die emotionale Reaktion eines Kindes vorhanden sein und Zeit für jungen Menschen sich zu entwickeln, von dieser Situation zu lernen. „Wenn Sie sie nicht kämpfen lassen, wenn sie eine schwierige Zeit haben, werden sie keine Widerstandsfähigkeit entwickeln“, sagt Delahooke. Die Psychologin hat „bessere Beziehungen und ein höheres Wohlbefinden junger Erwachsener erlebt, die auf diese Weise erzogen werden“. Diese Erziehung scheint die Menschen belastbarer zu machen.
Die Erziehung könnte bei einigen Kindern auch Depressionen auslösen: Doch den Meisten Betroffenen kann geholfen werden.
Bei Schulnoten sollten Eltern ebenfalls auf Strafe verzichten: Wie sieht es mit Belohnung aus?
Auch schlechte Schulnoten sollten laut Schulpsychologin Andrea Kummer nicht bestraft werden. Strafen fördern Angst und diese sei kontraproduktiv für das Lernen. Allerdings empfiehlt die Psychologin auch keine besonderen, materiellen Belohnungen für gute Schulnoten.
Auch Haustiere benötigen ihre Zeit, doch die Kindererziehung sollte dann überdacht werden, wenn die Kinder erklären, dass der Hund mehr Aufmerksamkeit erhält, als sie.