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Gottes Segen für den Bad Hersfelder Karussellbetreiber Ralph Gusowski

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Von: Kim Hornickel

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Er hat sich für ein Quad entschieden: Für sein Kinder-Karussell hat Ralph Gusowski auf eine Gondel im Motorrad-Design verzichtet, das rote Quad (Bild) sollte es sein.
Er hat sich für ein Quad entschieden: Für sein Kinder-Karussell hat Ralph Gusowski auf eine Gondel im Motorrad-Design verzichtet, das rote Quad (Bild) sollte es sein. © KH

Ralph Gusowski aus Gelsenkirchen steht mit einem neuen Kinder-Karussell auf dem Bad Hersfelder Weihnachtsmarkt.

Bad Hersfeld – In seinem kleinen Kassenhäuschen auf dem Bad Hersfelder Weihnachtsmarkt ist es mollig warm – und proppenvoll. Inhaber Ralph Gusowski hat sein funkelnagelneues Kinder-Karussell gerade aufgebaut, da kommen schon die ersten Freunde zu Besuch. In dem fast einen Quadratmeter kleinen Kassenhäuschen sitzt außer Gusowski auch Schausteller-Kollege Peter Burgdorf.

Die beiden plaudern, im Hintergrund surrt der Heizlüfter, da steckt schon der nächste Gast den Kopf durch das kleine Verkaufsfenster. Schausteller Richard Krolzig, der schon für das „Bellevue“-Riesenrad auf dem Lollsfest an der Kasse saß, grinst breit und hat Geschenke dabei.

Jede Menge Massel-Pfennige: Alter Brauch wird neu belebt

Ralph Gusowski hält es jetzt nicht mehr auf seinem Stuhl, er quetscht sich durch das kleine Kassenhäuschen nach draußen und umarmt Krolzig glücklich. Gerührt und überrascht nimmt er die Präsente entgegen, dann steckt er schnell wieder die Hände in die Taschen, es ist kalt und Gusowski fröstelt in seinem dünnen schwarzen Pulli und der beigen Weste. Für seine Gäste nimmt er das aber in Kauf.

Zeit zum Aufwärmen bleibt dem 50-Jährigen aus Gelsenkirchen nicht, immer mehr Gäste strömen auf das Kinder-Karussell zu. Und wollen, ganz wie es Brauch bei den Schaustellern ist, ihre Massel-Pfennige loswerden. „Es ist bei uns Brauch, die Centmünzen in das Kassenhäuschen zu werfen und dem Betreiber Glück zu wünschen“, sagt er.

Mit dem Schausteller-Leben kennt sich Gusowski aus. Anders als viele Beschicker und Schausteller hat er jedoch nicht die Firma seiner Eltern übernommen. Eigentlich hat Gusowski mal Chemielaborant gelernt. Als er das erzählt, muss er lachen. „Ich habe aber schon damals auf dem Weihnachtsmarkt gestanden“, sagt Gusowski. Das Schausteller-Leben hatte Gusowski erwischt. In den kommenden Jahren folgten immer größere Karussells. „Es müssen sechs Karussells in zwanzig Jahren gewesen sein, oder?“, sagt er, kneift die Augen zusammen und sieht Peter Burgdorf fragend an.

Gusowksi verkaufte seine Karussells aber immer wieder und schaffte sich neue Attraktionen an. „Das Überschlagskarussell ‘Inoxx’, das dieses Jahr auf dem Lollsfest stand, das hat mir auch einmal gehört“, erklärt er.

Dann entschied sich der 50-Jährige für eine Nummer kleiner und betreibt mittlerweile vier Crepe-Stände, von denen einer ebenfalls auf dem Lollsfest gastierte. „Außerdem haben wir in Gelsenkirchen noch einen Imbiss und die Familie ist überall in Deutschland als Beschicker unterwegs“, erzählt er.

Karussellbetreiber hat sich Wunsch erfüllt

Seit Kurzem gehört auch das Kinder-Karussell „Traumland“ zu Gusowskis Repertoire. Das Karussell, das gerade auf dem Bad Hersfelder Weihnachtsmarkt seine Runden dreht, hat sich der Inhaber ganz nach seinen Wünschen bauen lassen. Weil er selbst keine Kinder hat, die das Karussell als Erste ausprobieren können, freut sich Ralph Gusowski schon auf die erste Fahrt seiner Neffen. „Für die beiden mache ich alles“, sagt er bewegt. „Wenn sie mich besuchen kommen, dann baue ich das Karussell auch nur für die beiden bei mir zuhause auf dem Hof auf.“

Auch der erste Einsatz auf dem Bad Hersfelder Weihnachtsmarkt ist für ihn etwas ganz Besonderes und kein Zufall. „Es ist so familiär hier, und Pfarrer Volker Drewes kenne ich schon so lange. Ich wollte gerne, dass er den Segen spricht“, sagt Gusowski.

Für seine Gäste hat der Karussell-Betreiber eine kleine feierliche bestückte Tafel mit Essen und Getränken vorbereitet.

Als Pfarrer Volker Drewes ihm den Segen Gottes mit auf den Weg gibt, steht Ralph Gusowski andächtig da, bewegt sich keinen Milimeter und hat die Hände gefaltet. Am Ende wischt er sich kurz über die Augen, so viel aufmerksame Worte und Geschenke, das hat ihn mitgenommen. „Danke, dass ihr überhaupt gekommen seid“, sagt er gerührt.

Zum Weihnachtsmarkt kommt Gusowski gern nach Bad Hersfeld. Hier hat er sich eine Wohnung gemietet und trifft alte Bekannte. „Wenn ich gerade nicht arbeite und zwei, drei Tage frei habe, dann fahre ich an die Ostsee, die habe ich für mich während der Pandemie entdeckt.“

Bei gutem Wetter und wenn er einmal einen freien Tag hat, sitzt er am liebsten ganz entspannt in seinem Garten mit den großen Platanen, zuhause in Gelsenkirchen.

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