Glockenturm in Schenklengsfeld-Konrode ist gedämmt

Mitarbeiter des Schenklengsfelder Gemeindebauhofs haben in der vergangenen Woche eine Schallschutzdämmung am Glockenturm im Ortsteil Konrode angebracht.
Konrode – Bis zu einer erneuten Lärmmessung des Regierungspräsidiums Kassel in der kommenden Woche wird aber vorerst weiterhin nur 21 Sekunden pro Tag geläutet, teilt Schenklengsfelds Erste Beigeordnete Beate Lüders auf Nachfrage mit.
Der Streit um die Lautstärke des Geläuts und dessen zwischenzeitliche Abschaltung hatte kommunalpolitisch hohe Wellen geschlagen – nicht zuletzt, weil zu den Beschwerdeführern auch die Ehefrau von Bürgermeister Carl Christoph Möller gehört.
Nachdem bei der zweiten Lärmmessung des Regierungspräsidiums Kassel im November 2021 die gesetzlichen Immissionsrichtwerte überschritten worden waren, wurde die Dauer von dreimal täglich jeweils zwei Minuten nur noch 21 Sekunden pro Tag verkürzt.
So lange darf die Glocke mit dem gemessenen Geräuschpegel erklingen, ohne über die 16 Tagesstunden den maßgeblichen Immissionsrichtwert von 60 dB(A) zu überschreiten. Bei einer ersten Messung im September 2021 war der zulässige Spitzenpegel von 90 dB(A) bei Gegenwind knapp unterschritten worden.
Die zweite Messung fand bei Mitwind statt und es wurden weitere Parameter erfasst, um den Beurteilungspegel zu ermitteln, auf die sich die Immissionsrichtwerte in der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA-Lärm) beziehen.
Ortsbeirat Konrode übt Kritik
Der Ortsbeirat Konrode übt in einer Pressemitteilung scharfe Kritik an diesen rechtlichen Vorgaben: Es sei unbefriedigend, „dass die Anwendung einer gesetzlichen Norm, deren Grenzwerte politisch motiviert sind, dazu führt, dass ein Zustand, der über Jahrzehnte zu keinerlei gesundheitlichen Beeinträchtigungen geführt hat, nunmehr zu einem rechtlichen Problem gemacht wird“, schreibt Andre Wenzel (Bürgerliste) im Namen des Gremiums.
Er verweist darauf, dass Konrode über eine mehr als 300-jährige Läutetradition verfüge. Sie gehe auf eine zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebaute Heimerskirche zurück, in der 1712 ein Paar mit Glockengeläut kirchlich getraut worden sei. Das Gebäude sei vom 1920 errichteten Vorgängerturm sowie dem heutigen, im Jahre 1968 von der politischen Gemeinde errichteten Betonbauwerk abgelöst worden.
Alle Versuche, mit einer neu zugezogenen Anwohnerin, die im Frühjahr 2021 mit einer Klage gedroht und die sofortige Abschaltung gefordert habe, eine einvernehmliche Lösung zu finden, seien kategorisch abgelehnt worden, beklagt der Ortsbeirat. Später sei bekannt geworden, dass sich noch zwei weitere Anwohner erheblich gestört fühlten.
„Bemerkenswert ist dabei, dass alle drei Anwohner, die an der Glocke Anstoß nehmen, erst vor relativ kurzer Zeit in Konrode zugezogen sind und dabei ihr Zuhause in der unmittelbaren Umgebung des Glockenturms gewählt haben“, merkt der Ortsbeirat an.
Unterschriften zum Erhalt des Geläuts gesammelt
Das Gremium verweist auf die Unterschriften von 140 Erwachsenen und 16 Kindern, die sich für den Erhalt des Geläuts ausgesprochen hätten.
Vergeblich sei versucht worden, mithilfe von Regionalhistorikern und Kirchenvertretern herauszufinden, ob der Glockenturm seinerzeit geweiht wurde, sowie eine rechtliche Würdigung zum liturgischen Läuten einzuholen, welches anders als ein reines Zeitläuten durch die Religionsfreiheit gedeckt wäre.
Der Ortsbeirat hoffte nun darauf, dass die Glocke bald wieder zu den gewohnten Zeiten erklingt. Laut ersten Rückmeldungen aus der Bevölkerung sei sie nun allerdings in manchen Straßenzügen kaum noch oder nicht mehr zu hören, berichtet Andre Wenzel, der mit den übrigen Mitgliedern darauf setzt, dass die Dämmung auf Grundlage des neuen Messergebnisses nachjustiert wird.
Das verwendete Material lasse eine solche nachträgliche Anpassung der Lautstärke zu, erklärt auch Schenklengsfelds Erste Beigeordnete Beate Lüders. (Jan-Christoph Eisenberg)