„80 Liter pro Quadratmeter kamen in Königswald gegen 19 Uhr in einer Viertelstunde vom Himmel“, staunt Ortsvorsteher Alexander Wetzel, der den Wert in seinem Regenmesser abgelesen hat. Nachdem die Einsatzkräfte bis zum Einbruch der Dunkelheit Straßen und Keller von Wasser und Schlamm befreit hatten, schrubbten sie noch bis Mitternacht ihre Dienstkleidung, wie Cornbergs Gemeindebrandinspektor Stefan Bender erzählt: „Wir müssen ja schließlich immer einsatzbereit sein.“
Doch nicht nur die Straßen und Häuser wurden von dem Unwetter getroffen, sondern auch die landwirtschaftlichen Flächen. „Das Unwetter wird mich zwischen 15 000 und 20 000 Euro gekostet haben“, sagt Ortsvorsteher Wetzel, der auch einen großen landwirtschaftlichen Betrieb führt. Besonders seine Maisflächen samt Saatgut und bereits gekeimten Pflanzen seien fast restlos weggespült worden vom Starkregen. „Da muss ich nun wieder von vorne anfangen.“ Kosten für beispielsweise neues Saatgut, Arbeitszeit, Maschinen und verschlammte Strohballen in seinen überschwemmten Hallen würden auf ihn zukommen. „Heute werde ich damit anfangen, meine Hallen und Ställe von Schlamm zu befreien“, erzählt Wetzel am Dienstagmorgen. Auf den Kosten werde er sitzen bleiben.
Auch in Rotenburg waren am Montagabend rund 25 Einsatzkräfte an sechs verschiedenen Orten in Rotenburg, Lispenhausen, Schwarzenhasel und Erkshausen im Einsatz, wie Stadtbrandinspektor Jörg Fleischhut erzählt. Besonders stark habe es den Haselgrund getroffen, wo die Straßen, Felder und Wiesen zwischenzeitlich wie die Fulda aussahen. „Wir hatten Glück, der Schlamm ist nur bis in die Scheune und nicht in die Pferdeställe gekommen“, erzählt Elke Köthe vom Islandpferdehof in Erkshausen. Andernorts im Haselgrund haben die Wassermassen noch am Dienstagmorgen die Anwohner beschäftigt. Sie mussten ihre Keller leerpumpen und die Bürgersteige reinigen.
In Bebra reichten die Auswirkungen des Unwetters bis Rautenhausen. Hier waren rund 15 Feuerwehrleute im Einsatz, wie Stadtbrandinspektor Mike Heckroth mitteilt. „Insgesamt mussten Rettungskräfte im Landkreis zu 16 Einsätzen ausrücken. Alle Beteiligten – von der Leitstelle bis zu den Einsatzkräften vor Ort – leisteten gute Arbeit und haben die Einsätze routiniert abgearbeitet“, resümiert Kreisbrandinspektor Marco Kauffunger.
Neben den Unwettereinsätzen mussten aufgrund eines technischen Defektes auch ein ICE im Bahnhof von Mecklar geräumt und kurz nacheinander mehrere Brände im Kreis gelöscht werden. Die Leitstelle der Kreisverwaltung, die die Einsätze koordinierte, wurde daher von drei auf vier Disponenten verstärkt.
Dass es im Landkreis lokal starke Unterschiede der Niederschlagsmenge gab, das bestätigen auch die Daten der Arbeitsgemeinschaft Land- und Wasserwirtschaft (AGLW). „An unserer Wetterstation in Niedergude hat es so gut wie gar nicht geregnet“, sagt AGLW-Chef Philipp Pfister.
Ein Video von den Aufräumarbeiten am Montagabend gibt es auf unserer Facebook-Seite.
(Carolin Eberth)
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