1. Hersfelder Zeitung
  2. Lokales
  3. Kreisteil Rotenburg

Rotenburg feiert ungebremst: Heimat- und Strandfest ist eröffnet

Erstellt:

Von: Christopher Ziermann

Kommentare

Fullewasser, Fullewasser ... und Prost, Strandfest geht los! Diesen Anblick auf den Marktplatz mit Hunderten feiernden Rotenburgern hatte Bürgermeister Christian Grunwald von der Rathaustreppe aus. Nach so langer Pause endlich wieder ein Heimatfest, wie man es kennt – das ließ den Bürgermeister so emotional werden, dass ihm gegen Ende seiner Rede tatsächlich kurz die Stimme versagte und Freudentränen kullerten.
Fullewasser, Fullewasser ... und Prost, Strandfest geht los! Diesen Anblick auf den Marktplatz mit Hunderten feiernden Rotenburgern hatte Bürgermeister Christian Grunwald von der Rathaustreppe aus. Nach so langer Pause endlich wieder ein Heimatfest, wie man es kennt – das ließ den Bürgermeister so emotional werden, dass ihm gegen Ende seiner Rede tatsächlich kurz die Stimme versagte und Freudentränen kullerten. © Christopher Ziermann

Rotenburg – Es ist so weit: Das Strandfest ist am Mittwochabend auf dem Rotenburger Marktplatz offiziell eingeläutet worden. Sechs Tage lang feiert die Fuldastadt nun ihr Heimatfest.

Und zwar „normal“ und ungebremst. Im Gegensatz zu anderen Events wie der documenta in Kassel, wo Corona-Fälle den Ablauf durcheinanderbringen, bleiben „das Organisationsteam und das Rundherum“ in Rotenburg vom Virus aktuell verschont, heißt es aus dem Rathaus.

Trotzdem war die Organisation des Festes nach zwei Jahren Corona-Pause schwieriger als sonst. Darauf ging auch Bürgermeister Christian Grunwald in seiner Eröffnungsrede ein. Viele Schaustellerbetriebe seien nach Corona-Tiefschlägen nicht mehr ins Gewerbe zurückgekommen. Die Rathaus-Mitarbeiterinnen Birgit Utermöhlen und Monika Döttger hätten einen enormen Aufwand betrieben, den Festplatz auch diesmal gut zu füllen, was mit 26 Essensbuden und Fahrgeschäften auch gelungen ist. Einen großen Anteil daran habe Schausteller Otto Kaiser, der seit über 50 Jahren Stammgast auf dem Strandfest ist. Er wurde mit der Verdienstnadel der Stadt ausgezeichnet.

Grunwald appellierte an die Rotenburger: „Ich bitte Sie, unterstützen Sie die Schausteller. Nutzen Sie die Fahrbetriebe und Angebote auf dem Festplatz, damit wir auch in den kommenden Jahren einen schönen Festplatz haben.“

Der Bürgermeister berichtete, dass man sich im Rathaus im Januar dazu entschieden hatte, bei der Strandfest-Organisation „aufs Ganze“ zu gehen – trotz der damaligen Corona-Lage. Noch im Mai hätten Schwarzmaler geunkt, dass das Fest doch wieder ausfallen werde. Der Mut des Organisationsteams sei belohnt worden.

Die heimischen Vereine brauchten zwar teilweise einen kleinen Stups, damit es wirklich ein Strandfest wie immer wird. Letztlich gingen aber doch noch, wenn auch wesentlich kurzfristiger als sonst, zahlreiche Anmeldungen für Festzug und Staffellauf ein – auch nach einem Aufruf in unserer Zeitung.

Der regionale Veranstaltungskalender ist auch darüber hinaus prall gefüllt. In Bad Hersfeld werden am Freitagabend mit der Premiere von „Notre Dame“ die 71. Festspiele eröffnet. Dazu werden Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn (Grüne) erwartet. Der neue Ministerpräsident Boris Rhein, der auch Schirmherr der Festspiele ist, wird nicht nach Bad Hersfeld kommen. Er wird stattdessen am Freitag in Rotenburg erwartet. Dort will am Samstag die CDU in der Göbel Hotels Arena den neuen Ministerpräsidenten auch zum Landesvorsitzenden wählen.

Dass Rhein nicht zur Festspieleröffnung kommt, sorgt in politischen Kreisen in Bad Hersfeld für Unverständnis. Auch ohne Ministerpräsidenten haben sich wieder viele Prominente aus Kunst, Kultur und Politik angesagt. Die Gästeliste für die Festspielpremiere ist aber noch ein gut gehütetes Geheimnis.

Auch nach der Premierenfeier wird in Bad Hersfeld weitergefeiert. Am Sonntag ist von 12 bis 18 Uhr verkaufsoffener Sonntag in der Innenstadt, wobei den Besuchern wieder ein buntes Rahmenprogramm im Zuge der „Tour der Kultur“ geboten werden soll. Bereits am Samstag veranstaltet die Sparkasse ihr Kinder- und Familienfest im Schilde-Park. Die Feierlichkeiten zum 90-jährigen Bestehen von Gittersdorf oder dem 100. Geburtstag des FC Wehrda sowie zahlreiche Konzerte im ganzen Kreis runden das Festwochende ab.

Der Strandfest-Auftakt

Er tut es oft und er tat es auch diesmal: Rotenburgs Bürgermeister Christian Grunwald rief bei der Strandfesteröffnung am Mittwoch die Rotenburger Bevölkerung dazu auf, stolz auf ihre Heimat zu sein, die so schön sei, dass sie auch zahlreiche Touristen anzieht.

Bezogen auf die Corona-Pandemie sagte Grunwald in seiner wie stets gedichteten Rede: „Viele Selbstverständlichkeiten der vergangenen Jahre zerrinnen, drum ist unser Heimatfest auch eine Zeit zum Besinnen.“ Mehr denn je zähle heute der Zusammenhalt – daher solle man die Gemeinschaft nicht nur zum Strandfest pflegen.

Beim Thema Menschlichkeit und Engagement angekommen übergab er das Wort an Landrat Torsten Warnecke, der Helga Erdmann-Erhardt den Landesehrenbrief verlieh. Die 72-Jährige hat sich jahrzehntelang in zahlreichen Organisationen und Vereinen engagiert – darunter das Rote Kreuz, der Schützenverein und die Bürgerhilfe.

Grunwald hob Otto Kaiser als „das Gesicht des Festplatzes“ hervor. Der 61-Jährige ist seit vielen Jahren der Sprecher der Schausteller und hatte sich insbesondere dieses Jahr „die Finger wundgewählt“, um in der gebeutelten Branche doch noch alle Plätze auf dem Festplatz vollzubekommen. Dafür erhielt er die Stadt-Verdienstnadel.

Die Freude darüber, dass wieder gefeiert werden kann, stand Grunwald ins Gesicht geschrieben. Die vergangenen Jahre hätten aber auch Spuren hinterlassen. Der Bürgermeister äußerte Verständnis dafür, dass angesichts der Corona-Pandemie auch derzeit noch „viele sehr aufpassen“.

Bei seiner Lobrede auf Rotenburg rief Grunwald dazu auf, stolz auf die Heimat zu sein und nicht zu erwarten, „dass von heut auf morgen sich alles ändern tut – dafür brauchen wir Geduld, Tatkraft und Mut“. Am meisten werde gute Laune zum Fortschritt hintragen. Der Bürgermeister appellierte: „Sprecht stets gut über Rotenburgs Schönheit.“ Und: „Hass, Gewalt und Schlägerei, davon lasst das Strandfest frei.“ Für den gelungenen musikalischen Rahmen sorgten die Schlossgeister und der Spielmanns- und Fanfarenzug.

Während die Stadt sich in den kommenden Tagen im Ausnahmezustand befindet (hier das Strandfest-Programm 2022), ist die Breitenstraße bis Sonntag, 20 Uhr, zwischen Hexenturm und dem Ärztehaus am Untertor gesperrt. Die Umleitung führt über die Borngasse und die Weidenberggasse. Zu weiteren Verkehrseinschränkungen kommt es morgen Abend wegen des Strandfestlaufs und am Sonntag während Staffellauf und Festzug.

Zum Parken für Festbesucher gibt die Stadt folgende Orte an: Untertor, Borngasse, Hinterer Steinweg, zu beiden Seiten des Bahnhofs, Studienzentrum in der Durstewitz-Straße, Albert-Schweitzer-Schule (Breitinger Kirchweg), Firma Neumayer Tekfor (B 83-Ortsdurchfahrt), Firma Brühl (Bürgerstraße).

Für den Festzug werden noch Zuschauer gesucht, die bei der Jury dabei sein wollen. Bewertungsbögen gibt es im Standesamt und beim Luftballonwettbewerb auf dem Marktplatz. Kontakt: Tel. 0 66 23/933-121 und -122.

Auch interessant

Kommentare