Erst mit einer Abstimmung im Stadtparlament Ende des vergangenen Jahres wurden die Pläne konkret, auch in Bebra Stolpersteine verlegen zu lassen. Der Kontakt zu Künstler Gunter Demnig ist hergestellt, ab dem 10. Juli soll es 17 Stolpersteine an sieben Orten in der Eisenbahnerstadt geben. Ein Blick auf die Vorgeschichte, die Nachbarstädte und den aktuellen Stand des Stolperstein-Projekts:
„Wir haben noch nie so viele unterstützende E-Mails zu einem Antrag erhalten wie in diesem Fall“, sagte SPD-Fraktionsvize Christina Kindler bei ihrer Rede im Bebraer Parlament. Der Antrag hatte Erfolg, die Mehrheit sprach sich im November für die Verlegung von Stolpersteinen aus. Gegenstimmen gab es vor allem von der CDU: Die Stadt Bebra habe mit der 2013 auf dem Rathausplatz angebrachten Gedenktafel bereits einen würdigen Ort des Erinnerns, der für jedermann zugänglich sei. Die Abstimmung im Parlament: Mit Ja (17) stimmten die Fraktionen von SPD und Gemeinsam. Gegenstimmen (12) kamen von CDU und FDP, Enthaltungen (3) von CDU, FWG und BFB.
In den Nachbarstädten Rotenburg (55 Messingtafeln) und Bad Hersfeld (74) gibt es seit 2010 Stolpersteine – ohne Abstimmung in den Parlamenten, die Entscheidungen fielen jeweils im Magistrat.
Als in Rotenburg im Mai 2010 die ersten Gedenk-Messingplatten verlegt wurden, gab es im Kreis nur an wenigen Orten Stolpersteine. Ein jüdischer Gast der Feier kommentierte: „Ich befürchte, dass selbst heute Gemeinden wie Bebra noch nicht bereit dafür sind.“ Ein Leserbrief greift die Aussage eine Woche später auf: „Als Zugezogener habe ich schon häufiger solche Einschätzungen über die Vergangenheitsbewältigung in Bebra gehört“, schrieb Gerhard Schneider-Rose. Und weiter: „Ich gehe davon aus, dass die Einschätzung nicht stimmt.“ Dr. Heinrich Nuhn, Kurator des Jüdischen Museums in Rotenburg, erinnert sich: „Das hat damals für eine Diskussion in Bebra gesorgt.“ Die Eisenbahnerstadt sei einmal Vorreiter bei der Erinnerungsarbeit gewesen: So habe etwa Bürgermeister August-Wilhelm Mende in den 70er-Jahren Verbindung zu geflohenen jüdischen Bebranern in Israel aufgenommen.
Die Fäden für die Verlegung der Stolperstein hält die Bürgerinitiative Zukunft für Bebra in der Hand, unterstützt von der Stadtverwaltung. Die Brüder-Grimm-Gesamtschule und die Beruflichen Schulen hätten bereits Hilfe zugesagt, die Bereitschaft zur Übernahme einer Patenschaft für einen Stolperstein sei groß. Weitere Paten werden dennoch gesucht. Am 26. Februar soll es eine Informationsveranstaltung im evangelischen Gemeindehaus, Grüner Weg 2, in Bebra geben. Geplant ist zudem ein kurzer Vortrag von Dr. Heinrich Nuhn.
Kontakt: Bürgerinitiative Bebra, Vorsitzender Gerhard Schneider-Rose, Telfon 0 66 22/32 11.