Freude und Erleichterung in der Biberstadt
132 neue Helfer für die Feuerwehr: Bebra gewinnt die Wette deutlich
Bebra hat das Stadtfest aufs Spiel gesetzt und bei einer Wette mehr als 100 neue Brandschützer rekrutiert.
Aktualisiert am 25. März 2023 um 13 Uhr - Bebra – Es war ein Spiel mit dem Feuer, das sich gelohnt hat: Die Stadt Bebra und ihre Brandschützer gewinnen die Feuerwehrwette mit den Nachbarn aus Rotenburg. 132 neue Kameraden konnten innerhalb eines Jahres rekrutiert werden – das sind 32 mehr, als für den Sieg nötig gewesen wären.
„Wir sind begeistert. Die ersten Kameraden sind schon im Tagesgeschäft dabei und können mit angreifen“, sagt Bebras Stadtbrandinspektor Mike Heckroth. Vor allem bei der Tagesalarmbereitschaft – dem einzig akuten Problemkind der Bebraer Wehr – machten sich die neuen Mitglieder bereits bemerkbar.
Den größten Zuwachs konnten die Bebraner bei den Kindern verzeichnen: 63 kleine Brandschützer zwischen vier und neun Jahren haben sich im vergangenen Jahr angemeldet, insgesamt sind es nun 104. Bei den Jugendlichen sind 14 Neue dabei (insgesamt 80 Aktive). Auch bei den Erwachsenen zahlt sich die Bebraer Risikobereitschaft aus: Von 293 Feuerwehrkameraden sind 52 während der Wettzeit dazugestoßen. Darüber hinaus wurden drei weitere Neuzugänge bei einer ersten Siegesfeier am Samstag, 25. März, auf dem Bebraer Rathausplatz verkündet.
Als Einsatz haben die Bebraner nicht nur das eigene Stadtfest riskiert: Die Nachbarn hätten bei einem Wettsieg auch noch bei ihrem Kartoffelfest auf Kosten der „Lieblingsrivalen“ feiern können. Nun müssen die Rotenburger selbst zahlen – und zeigen sich als faire Verlierer. „Wir sind Mitgewinner: Brandschutz ist immer auch eine gemeinsame Aufgabe“, sagt Bürgermeister Christian Grunwald. Der Rathauschef hatte in der vergangenen Woche mit einem augenzwinkernden „Sabotageversuch“ auf Facebook noch versucht, die Bebraner zum Aufgeben zu bewegen. Jetzt sagt er reumütig: „Ich bringe die bei unserer Niederlage versprochenen 50 Liter eigenhändig nach Bebra zum Stadtfest.“ Bebras Bürgermeister Stefan Knoche – selbst frischer Feuerwehrmann – sagt über die Wette schlicht: „So eine Dynamik in der Feuerwehr sucht man glaube ich bundesweit vergeblich.“ Und in Richtung Rotenburg: „Zum Kartoffelfest lassen wir uns trotzdem etwas einfallen.“
Die Arbeit der Feuerwehr ist mitunter Hochleistungssport. Stadtbrandinspektor Mike Heckroth betont aber: „Es muss auch nicht jeder ein Atemschutzgeräteträger sein. Die Feuerwehr hat viele Aufgaben, jeder kann sich einbringen. Der Zuwachs bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr ist unser Kapital für die Zukunft.“
Die neuen Aktiven werden nun schrittweise in den Tagesbetrieb eingegliedert. Am Anfang steht neben Erste-Hilfe-Kursen die Standardausbildung, damit die Neuen für die Grundlehrgänge beim Landkreis gut vorbereitet sind. Am vergangenen Wochenende sei der erste der „Einhundert“ dort gestartet.
Bei der Langzeitmotivation setzt Heckroth vor allem auf die Kameradschaft: Er hofft, dass es nach einigen Übungsabenden schwer fällt, der Feuerwehr wieder Lebewohl zu sagen. Aber auch die Ausstattung und Ausbildung der 132 Neuen spielten eine entscheidende Rolle: „Dabei ist diese große Zahl sicher eine Herausforderung“, so der Stadtbrandinspektor – die Eisenbahnerstadt müsse daher gut mit dem Landkreis zusammenarbeiten.
Die Bebraer Stadtentwicklung SEB hat die Wette begleitet, Geschäftsführer Stefan Pruschwitz sagt: „Wir sind stolz auf die Bebraner. Nach schnellen Erfolgen zum Start hatten wir zwischendurch schon Angst, dass unser Atem nicht reicht.“ Die SEB will nun ihre Unterstützung ausweiten. Weitere ehrenamtliche Helfer wie das DRK und THW sollen künftig ebenfalls unterstützt werden. „Im Juli feiern wir unser gerettetes Stadtfest mit Fokus auf das Ehrenamt.“
Hätte die Aktion auch ins Auge gehen können? Nicht nur mit Blick auf ein abgesagtes Stadtfest, sondern auch in der Außenwirkung, die Feuerwehr und Feierei verknüpft? „Wir haben uns natürlich umgeschaut, wie andere für neue Mitglieder werben. Ein simpler Aufruf reicht oft nicht mehr“, sagt der SEB-Chef. Um die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen, müsse eine besondere Aktion her – das sei in Bebra gelungen. „Und unsere Feuerwehr arbeitet so hart, die dürfen ruhig mal Spaß haben.“
Das soll bereits am Samstag, 25. März 2023, der Fall sein: Ab 10 Uhr sollen alle Neuzugänge auf dem Rathausmarkt zusammenkommen und den Erfolg beim traditionellen Bebraer Angrillen feiern. Mit Bratwurst und später vielleicht auch einem Schluck aus einem 50-Liter-Fass – allerdings noch nicht auf Kosten der Rotenburger. (Clemens Herwig)