Dämme sollen Wasser stoppen: Philippsthal kooperiert mit K+S

Drei gemeinsame Projekte sollen in Philippsthal künftig verhindern, dass starke Regenfälle Geröll und Schlamm bis nach Röhrigshof spülen.
Philippsthal – Mehrfach haben in den vergangenen Jahren starke Regenfälle Schlamm und Geröll von der Erweiterungsfläche der Abraumhalde des K+S-Standorts Hattorf im Waldgebiet Stöckig bis in die Ortslage von Röhrigshof gespült.
Abhilfe schaffen sollen künftig zwei Rückhaltedämme, die im Ochsengraben in Verlängerung der Breitzbacher Straße auf einem Grundstück von Hessen Forst errichtet werden. Den Auftrag dafür hat das Philippsthaler Gemeindeparlament während seiner Jahresabschlusssitzung am Freitagabend im Dorfgemeinschaftshaus Heimboldshausen zum Preis von 295 516 Euro an die Firma Max Bögl vergeben. Das Unternehmen aus Neumarkt in der Oberpfalz ist von K+S auch mit den Erdarbeiten für die Haldenerweiterung beauftragt. Die Kosten für den Überflutungsschutz trägt komplett das Bergbauunternehmen. Einen Gestattungsvertrag zur Nutzung der Grundstücke haben Gemeinde und Hessen Forst bereits abgeschlossen.
Die Außengebietsentwässerung im Ochsengraben ist nur eines von drei Gemeinschaftsprojekten mit K+S, die das Gemeindeparlament an diesem Abend auf den Weg brachte. So wollen das Unternehmen und die Marktgemeinde auch das Industrie- und Gewerbegebiet „Bimbacher Feld“ zusammen entwickeln. Das Bauleitverfahren für das Areal direkt an der Grenze zu Thüringen und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Unterbreizbacher Gewerbegebiet Wolfsgraben hatte die Kommune bereits im Mai in Gang gesetzt, um sich die Planungshoheit zu sichern, bevor das Grüne Band auch auf hessischer Seite unter Schutz gestellt wird (unsere Zeitung berichtete).
Zwischenzeitlich hat K+S der Gemeinde kurzfristigen Bedarf für die planungsrechtliche Entwicklung signalisiert. Das Unternehmen, das im Zuge der Haldenabdeckung größere Mengen Material umschlagen muss, plant laut Beschlussvorlage mittelfristig, seine Werksbahngleise bis ins Bimbacher Feld zu verlängern. Für das weitere Bauleitverfahren wird das Areal deshalb in einen 8,85 Hektar großen Teilbereich der Gemeinde für klassische Gewerbeansiedlungen und einen 5,57 Hektar großen Teilbereich für K+S untergliedert. Federführend bei der Verfahrensabwicklung ist weiterhin die Gemeinde, die Kosten werden gemäß Flächenanteil im Verhältnis von 61,4 zu 38,6 Prozent gesplittet. K+S trägt zudem die naturschutzrechtlichen Untersuchungen bei. Geregelt wird diese Zusammenarbeit in einem städtebaulichen Vertrag, dem die Gemeindevertreter einmütig zustimmten.
Ebenfalls einstimmig, allerdings bei einer Enthaltung aus der CDU-Fraktion, gestattete das Gemeindeparlament dem Unternehmen, als naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme für Eingriffe in Natur und Landschaft das Werraufer zwischen Weidenhainer Quelle und Reithalle zu renaturieren. Insgesamt sechs Flurstücke im Besitz der Gemeinde zwischen Radweg und Fluss sollen zusätzlich vernässt werden, um Arten wie Biber, Teich- und Sumpfrohrsänger, Spechte und Libellen bessere Lebensbedingungen zu bieten. Die Pläne eines Fachbüros sehen vor, dazu sechs senkrecht zum Fluss verlaufende Entwässerungsgräben am Ufer mit einem Wall zu verschließen. Für dessen Bau wird auf den Grundstücken eine Mulde ausgehoben, die sich zeitweise mit Wasser füllt.
Thomas Martens (CDU) hatte vor der Abstimmung angemerkt, dass das geplante Feuchtbiotop zum Nachteil der Anwohner mehr Mücken nach sich ziehen werde. Zudem mahnte er, strikt darauf zu achten, dass der Wall entlang der Werra nicht höher gebaut wird als der Fahrradweg, um bei Starkregen den Ablauf des Wassers zu gewährleisten. (Jan-Christoph Eisenberg)