Lucienne Apel organisiert „Safe Space“-Treffen für queere Jugendliche in Niederaula

Die eigene Identität finden und eine entspannte Zeit ohne Diskriminierung verbringen – dafür stehen die „Safe Space“-Treffen in Niederaula.
Niederaula - An jedem dritten Samstag im Monat haben queere Jugendliche die Möglichkeit, sich in einem sicheren Raum zu treffen und sich auszutauschen. Organisiert werden die Treffen von Lucienne Apel aus Melsungen. Sie ist Jugendarbeiterin der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und leitet die Vielfalt-AG in der Gesamtschule in Niederaula. „Ich möchte queeren Jugendlichen die Möglichkeit geben, an einem sicheren Ort zusammenzukommen“, sagt die 24-Jährige. „Das Programm bei den Treffen ist offen und völlig frei gestaltbar, jeder ist willkommen.“ So können auch nicht-queere Jugendliche an den Treffen teilnehmen.
Beim ersten Jugendtreff im Februar haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach einer Vorstellungsrunde mit sogenannten „Shrinky Dinks“ eigene Buttons hergestellt und ein Improvisationstheater inszeniert. Außerdem gibt es in dem „Safe Space“ die Möglichkeit, Billard oder Kicker zu spielen. Langfristig sollen auch Fahrten, zum Beispiel nach Frankfurt oder Hamburg, in das Programm integriert werden. „Beim nächsten Treffen wollen die Jugendlichen Pizza backen, also machen wir das auch“, sagt Apel.
Dass es einen Bedarf für solche Treffen gibt, merkte Apel in der Vielfalt AG an der Gesamtschule in Niederaula, in der es unter anderem um das Thema der Diskriminierung geht. Apel möchte die Schülerinnen und Schüler in Bezug auf unterschiedliche Sexualität sensibilisieren und zu Offenheit anregen.
„Es kommt immer wieder vor, dass Jugendliche Ablehnung von ihren Eltern oder ihrem Umfeld erfahren, wenn sie sich outen“, erklärt Apel. „Mit der AG und den Treffen für queere, junge Menschen möchte ich den Jugendlichen die Möglichkeit geben, ganz frei über das Thema zu sprechen, ohne Angst oder Scham.“
Die Reaktionen von Verwandten und Bekannten auf ein Outing würden sehr unterschiedlich ausfallen, wie Apel selbst erlebt hat. „Meine Mutter war etwas überfordert, als ich mich als bisexuell geoutet habe“, sagt die Jugendarbeiterin. „Aber mein Verlobter und meine Schwester gingen ganz entspannt damit um.“
Das Thema der sexuellen Identität sei in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Zwar sei es gut, dass sich immer mehr Menschen für Vielfalt und Offenheit aussprächen, allerdings wünscht sich Apel, dass es zukünftig nicht mehr nötig ist, sich selbst gegenüber anderen erklären zu müssen. „Es sollte ganz normal sein, dass ein Mensch seine sexuelle Orientierung offen auslebt, ohne dafür in irgendeiner Art und Weise diskriminiert zu werden“, sagt die 24-Jährige.
Für die Zukunft plant Apel Vernetzungstreffen im Kreis, ebenso wie mehrere kleine Jugendtreffen in den einzelnen Ortschaften. Sie habe bereits mehrere Anfragen aus unterschiedlichen Orten erhalten.
Informationen und Anmeldung zu den Treffen gibt es bei Lucienne Apel unter Tel.: 01 70/4 04 75 50. Sie finden jeden dritten Samstag im Monat von 15 bis 18 Uhr in Niederaula statt. Nächstes Treffen: Samstag, 18. März.
Von Marius Gogolla