Ärger um gefällte Buche: Forstamt widerspricht Kritik von Klima-Initiative

In Niederaula wird ein uralter Baum abgeholzt und Klima-Aktivisten schalten sich ein, das Forstamt sieht jedoch keinen Grund zur Kritik.
Niederaula – Das Bürgerbündnis Bodenschutz Waldhessen und die Klima-Initiative Bad Hersfeld kritisieren die Fällung einer alten Buche im Staatsforst oberhalb des Kreisaltenheims in Niederaula und sprechen von „Baumfrevel“. Der alte, freistehende Baum sei als „Lutherbuche“ bekannt und wegen seiner außerordentlichen Wuchsform auch sehr beliebt gewesen, berichtet Doris Hoffmann, die von Bürgern aus Niederaula auf die Fällung aufmerksam gemacht worden ist und selber vor Ort war. Sie schätzt, dass die Buche etwa 250 Jahre alt war.
Als Begründung seien ihr die Verkehrssicherungspflicht und ein Pilzbefall der alten Buche genannt worden. „Ein Totschlag-Argument, um unliebsame Bäume in Städten schnell zu entfernen, oder wie hier bei wirtschaftlichem Interesse den Verkauf von Brennholz zu verschleiern“, meint Doris Hoffmann. „Der Baum befand sich mindestens 20 Meter entfernt vom nächsten Waldweg, dem Lutherweg, und sah kerngesund aus. Man konnte keinen Pilzbefall erkennen“, sagt die Umweltschützerin.
Baumfällung wird zur Streitfrage: Forstamt sieht keinen „Baumfrevel“
Das Forstamt Bad Hersfeld weist auf Anfrage unserer Zeitung den Vorwurf des Baumfrevels durch die Klima-Aktivisten zurück. Der Baum sei keineswegs gefällt worden, um das Holz zu verkaufen. Im Gegenteil: Der gefällte Baum sei im Wald liegen geblieben, und diene dort weiterhin als Lebensraum für Insekten und Vögel, sagt Ralf-Thomas Brückner vom Forstamt in Bad Hersfeld.
Der Forstbeamte räumt allerdings ein, dass die Buche möglicherweise durch aufwendige Sanierungsmaßnahmen hätte erhalten werden können. „Der Baum stand aber mitten im Wald, da kommen wir mit dem Hubsteiger kaum hin.“
An dem Baum seien sehr wohl bereits „Pilzkonsolen“ erkennbar gewesen, die ein eindeutiges Kennzeichen für einen holzzersetzenden Pilzbefall sind. „So alte Bäume brechen dann ganz plötzlich in sich zusammen, und das ist gefährlich, zumal der Lutherweg in der Nähe verläuft“, sagt der Forstamtsmitarbeiter. Ein weiterer Grund für die Fällung war die „Zwieselung“, also die Aufgabelung, des Stammes, die zu Wasseransammlungen und Faulstellen im Holz geführt habe, erklärt Brückner.
Klimaschützer fordern Zeitenwandel: „Keine Einzelentscheidung eines Revierförsters mehr“
Doris Hoffmann von der Klima-Initiative reicht diese Erklärung nicht aus. „Wir fordern, dass die Fällung solch alter Bäume nie mehr die Einzelentscheidung eines Revierförsters sein darf. Außerdem sollen alte Bäume dauerhaft mit einer Plakette markiert werden und in einem Kataster erfasst werden“, sagt sie.
Ihrer Meinung nach werde mit dem Versprechen, Jungbäume nachzupflanzen, oft Politik betrieben. „Ein frisch gepflanzter Baum erfüllt erst nach 30 bis 40 Jahren relevante Funktionen wie Kühlungseffekte, Schattenwurf, Kohlenstoffbindung, Lärmregulation und ausgleichende Wirkungen auf das lokale Klima“, macht die Klima-Aktivistin klar. (Kai A. Struthoff)