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Bauer Hagen Schaake aus Breitenbach/H. hat sich auf Leinöl-Anbau spezialisiert

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Immer wieder muss Hagen Schaake (rechts) bei der Öllein-Ernte auf seinem Feld bei Breitenbach die wiederborstigen Fasern der Pflanzen aus der Haspel des Mähwerkes entfernen. Den Mähdrescher fährt sein 80-jähriger Vater Hans-Karl Schaake, weil ihm das reine Freude bringt. Foto: Löwenberger

Breitenbach/H. Unter der Prämisse „Produkte aus der Region für die Region“ hat der Breitenbacher Landwirt Hagen Schaake auch in diesem Jahr wieder Öllein angepflanzt.

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Schaake der Idee von Anette Herbst von der Ölmanufaktur Waldhessen angeschlossen, seine Nahrungsmittel auf kürzestem Weg zu verarbeiten.

Einen Vorteil sieht der Landwirt in der Entspannung seiner Arbeitswirtschaftlichkeit durch Aussaat und Ernte zu andern Zeiten als der meisten seiner anderen Anbauprodukte. „Zudem lockert der Öllein den Boden auf, weil er sehr tiefwurzelig ist“ erklärt Schaake. „Die Pflanze braucht nur etwa halb so viel Spritzmittel wie die anderen Pflanzen, und die Ernte erzielt im Vergleich auch einen höheren Erlös.“

„Öllein ist ein Hingucker“

Mitte März hat der Landwirt die Saat auf rund fünf Hektar Fläche ausgebracht. Nach etwa 130 Tagen können durchschnittlich zwanzig Doppelzentner pro Hektar geerntet werden. „Der Öllein blüht sehr schön bläulich und ist ein echter Hingucker, das aber überwiegend nachts“, schwärmt Schaake. Im Laufe des Tages werde dann die Farbe immer weniger.

In Breitenbach wird eine Sorte angebaut, die besonders auf Samengewinnung ausgelegt ist und deshalb niedrig wächst. Das Gegenteil sind hochwachsende Pflanzen, die für die Fasergewinnung angepflanzt werden. Eine Sorte, die beides erlaubt, hat Schaake noch nicht gefunden, was auch daran liegt, dass bei der Fasergewinnung die Pflanzen ausgerupft, bei der Samengewinnung abgemäht werden.

Für die Ernte setzt der Breitenbacher einen Mähdrescher ein, der auch für andere Getreidearten benutzt wird und wählt die Einstellung „Raps“. Ganz wichtig allerdings seien neue, scharfe Messer und ein sauber eingestelltes Mähwerk. Trotzdem verfingen sich die langen Fasern leicht in der Haspel, und müssten immer wieder von Hand entfernt werden. „Ganz schlimm wird es“, sagt Schaake, „wenn sich die starken Fasern im Häcksler verfangen und diesen verstopfen oder sich um irgendwelche Lager wickeln. Da muss man schon mal die halbe Maschine auseinandernehmen.“

Nach der Ernte werden die Früchte dann in einem speziellen Gebläse gereinigt und danach bis zu einem Jahr in durchlüfteten Getreidesilos gelagert, ehe sie in kleinen Margen an die Ölmanufaktur nach Bad Hersfeld geliefert werden.

Übrigens: Im nächsten Jahr will der innovative Landwirt erstmals auch Linsen großflächig anbauen.

Bad Hersfeld, Leinölernte, Ölmanufaktur
Hochwertiges natives Leinöl und Leinmehl macht Anette Herbst in ihrer Ölmanufaktur in Bad Hersfeld aus den Leinsamen, die Hagen Schaake auf seinem Acker erntet. © Löwenberger

Es sind die extrem hohen Anteile von hochwertigen Omega-3-Fettsäuren – bis zu 55 Gramm in 100 Gramm – die Leinöl so außerordentlich positiv auf unsere Gesundheit wirken lassen. Die allerdings sind auch sehr labil und leicht zu zerstören. Das weiß auch Anette Herbst aus ihrer Ölmanufaktur Waldhessen in Bad Hersfeld. Deshalb presst sie ihr Leinöl in einer besonderen Mühle unter Abschluss von Sauerstoff und Temperaturen die 37 Grad Celsius nicht überschreiten. „Nur so ist sichergestellt, dass alle Fettsäuren, Vitamine und Enzyme in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben“, erklärt Herbst. Heraus kommt dabei ein hochwertiges, reines natives Öl, mit Trübstoffen und Bodensatz. „Darin sind alle gesundheitlich wertvollen Stoffe enthalten, weshalb diese vor dem Gebrauch durch leichtes Wiegen der Flasche immer wieder vermischt werden sollen“, gibt sie Tipps zum Gebrauch. Zudem sei Leinöl zum alsbaldigen Gebrauch bestimmt. Wenn man es lagern müsse, dann dunkel, bei vier bis fünf Grad und möglichst nicht länger als zwei Monate. Anwendung findet das Öl im gesamten Spektrum der „Kalten Küche“ in Salaten oder vermischt mit Magerquark. Es schmeckt aber auch als Süßspeise mit Obst oder Früchten. Als Nebenprodukt fallen bei der Pressung sogenannten Presskuchen ab. Diese kommen als hochwertige Futtermittel bei vielen Arten zum Einsatz und wirken sich besonders positiv auf die Verdauung der Tiere aus. Gemahlen zu Leinmehl eignet sich dieses auch zur Herstellung von Brot oder Brötchen oder auch als Zusatz, etwa zu Müsli. Gemäß ihrem Motto „Aus der Region für die Region“ stellt Herbst aber auch noch Produkte aus anderen Rohstoffen, wie Kürbis, Hanf oder Sonnenblumen her, und sucht daher Landwirte in der Region, die bereit sind, auch mal außergewöhnlich Pflanzen auszusäen. (lö)

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