Reinigungsfirma schließt: Altardecke aus Obergeiser Kirche ist nicht mehr auffindbar

Eine bestickte Altardecke aus Leinen der evangelischen Kirche in Obergeis ist nach der Abgabe bei einer Textilreinigung in Bad Hersfeld verschwunden.
Obergeis – Die Reinigungsfirma hat mittlerweile geschlossen, eine Kontaktaufnahme ist nicht möglich. Das berichtet Michael Zehender, Pfarrer aus Obergeis.
„Die Reinigungsfirma ist einfach verschwunden und die Altardecke mit ihr“, sagt Zehender. „Das ist wirklich sehr ärgerlich, denn sie ist ein handgemachtes Unikat.“ Die Altardecke sei nur an hohen Feiertagen genutzt worden und sollte für die Weihnachtszeit gereinigt werden. Christa Walla vom Kirchenvorstand der Gemeinde habe die Altardecke Ende November des letzten Jahres bei der Sauberland-Textilpflege am Klaustor 3 in Bad Hersfeld abgegeben und einen Abholschein für den 6. Dezember erhalten. Als sie die Decke abholen wollte, sei ihr gesagt worden, dass die Reinigung noch eine Woche länger dauere. Sieben Tage später erschien sie wieder bei der Textilpflege zur Abholung, der Laden sei jedoch geschlossen gewesen, berichtet Zehender.
„Wir haben immer wieder versucht, die Firma telefonisch zu erreichen und haben auf den Anrufbeantworter gesprochen“, sagt Zehender. „Aber weder Anrufe noch anderweitige Versuche waren erfolgreich.“
Auch für unsere Zeitung war die Firma im Zuge der Recherche bislang nicht erreichbar. Das Landratsamt in Bad Hersfeld habe auch nicht weiterhelfen können, weswegen Zehender selbst nachforschte und herausfand, dass die Sauberland-Textilpflege zu dem Franchise-Unternehmen Combi-Reinigung in Kassel gehört.
„Ich habe dort angerufen und den Chef Horst Petzel gesprochen“, sagt Zehender. „Er sagte, er wolle nach Hersfeld kommen und schauen, ob die Decke noch vor Ort sei. Allerdings war die Altardecke nicht mehr da, weswegen er mir mitteilte, dass ich den Weg über die Versicherung gehen solle.“ Weil die Decke nicht gekauft, sondern in Handarbeit selbst hergestellt worden ist, habe sie einen hohen ideellen Wert. „Frauen aus unserer Gemeinde haben die Decke in liebevoller Handarbeit bestickt“, sagt der Pfarrer. „Das hat einen ganzen Winter gedauert und sie haben sehr viel Zeit investiert.“
Bei einer Ausstellung vor mehreren Jahren in Bad Hersfeld habe die Kirchengemeinde die Altardecke über eine Summe von 2000 Euro versichert. „Wir haben jetzt bei der Versicherung den Wert der Decke mit 4000 Euro angegeben“, sagt Zehender. „Allerdings ist der ideelle Wert der Decke weit höher. Außerdem kriegen wir die Decke nicht wieder, egal, wie hoch die Versicherungssumme ist. Wir sind alle sehr enttäuscht und traurig über den Verlust.“
Der Inhaber der Combi-Reinigung in Kassel, Horst Petzel, habe sich für den entstandenen Schaden entschuldigt und Pfarrer Michael Zehender den Weg über die Versicherung empfohlen. Allerdings habe die Versicherung der Reinigungsfirma jetzt Kaufbelege der Decke angefordert. „Es gibt keine Kaufbelege, weil die Decke handgefertigt ist und die Leinen gespendet wurden“, sagt Zehender. „Die Firma versucht jetzt, sich bequem aus der Angelegenheit herauszustehlen.“
In einer aktuellen E-Mail an Pfarrer Zehender hat die Versicherung den Wert der Decke auf Grundlage der von Zehender zur Verfügung gestellten Fotos und den Preisen für maßangefertigte Altardecken eines Kirchenausstatters berechnet. Laut Versicherung entspreche der Regulierungsbetrag für die Decke 540 Euro. Zehender dazu: „Immerhin – nur ersetzen tut es unsere Decke auch nicht und irgendwie verstehe ich es einfach nicht, wie ein Fundus von Bekleidung und Decken einfach verschwinden kann. Sehr ärgerlich.“ (Marius Gogolla)