Hersfeld-Rotenburg: Polizei kritisiert Angriffe und Beleidigungen gegen Beamte

Neuer Polizeipräsident Tegethoff beklagt Werteverfall - auch in der Region Hersfeld-Rotenburg.
Hersfeld-Rotenburg – Der neue Polizeipräsident von Osthessen, Michael Tegethoff, registriert auch in unserer Region vermehrte Angriffe auf Polizeibeamte. Die Aggressivität nehme auch im ländlichen Raum zu.
Dabei gehe es nicht nur um körperliche Angriffe, sondern auch um Respektlosigkeit und Beleidigungen. Als möglichen Grund dafür nannte Tegethoff einen allgemeinen Werteverfall, gepaart mit Egoismus.
„Immer mehr Leute wollen nur ihre eigenen Interessen durchsetzen. Das sind mitunter auch Gruppenprozesse – gemeinsam fühlt man sich stark – und dazu kommen dann oft noch Alkohol und Drogen. Das ist eine gefährliche Mischung“, sagte der Polizeipräsident im Interview mit unserer Zeitung.
Hersfeld-Rotenburg: Polizeichef weiß, wie schwer die Angriffe auf Beamte teils ausfallen
Tegethoff ist seit Ende November im Amt. Er ist der Nachfolger von Günter Voß, der in den Ruhestand gegangen ist. Der neue Polizeipräsident forderte, dass „diejenigen, die in unserem Land für die Sicherheit der Bürger verantwortlich sind, so weit wie möglich vor Angriffen geschützt werden“. Dies beginne bei der Schutzausstattung, aber auch Body-Cams und spezielle Schulungen gehörten dazu. Vor dem Hintergrund der Ausschreitungen bei der Räumung von Lützerath hatten Vertreter der Demonstranten über unangemessene Polizeigewalt geklagt. Dazu erklärte Tegethoff: „Die Polizei muss Recht und Gesetz durchsetzen und ist dabei unter gewissen Voraussetzungen auch zur Anwendung von körperlicher Gewalt berechtigt. Einen oftmals vorschnellen und undifferenzierten Vorwurf von Polizeigewalt halte ich jedenfalls für falsch.“
Er selbst sei als junger Bereitschaftspolizist unter anderem an der Startbahn West im Einsatz gewesen und dort von Demonstranten angegriffen und angespuckt worden. „Solche Erlebnisse machen auch etwas mit Menschen“, sagte Tegethoff, stellte aber zugleich klar, dass von Polizisten auch in Ausnahmesituationen eine professionelle Gelassenheit erwartet werde.
Am Amt des Polizeipräsidenten reize ihn vor allem die Möglichkeit, „unsere Sicherheitsarchitektur mitgestalten zu können“. (Kai Struthoff)