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Volksmusik-Kreuzfahrt wird zum Superspreader-Event ‒ Experte entsetzt

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Von: Sarah Neumeyer

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Das Kreuzfahrtschiff „Swiss Crow“  fährt auf der Donau.
Auf dem Kreuzfahrtschiff MS Swiss Crystal, das auf dem Weg nach Frankfurt war, kam es zu einem Ausbruch des Coronavirus Sars-CoV-2. (Symbolbild) © Transocean_Tours/dpa

Eine Kreuzfahrt nach Frankfurt wird zum Superspreader-Event. Viele der Passagiere haben sich mit dem Coronavirus infiziert.

Update vom Mittwoch, 28.10.2020, 20.50 Uhr: Auf einem Kreuzfahrtschiff von Passau nach Frankfurt hat es einen großen Corona-Ausbruch gegeben. Mindestens zwei Drittel der Passagiere sind infiziert. Auch für den Veranstalter hat das Folgen: Wie das Schweizer Onlineportal „blick.ch“ berichtet, wurde das Veranstalterpaar der Musikflussfahrt, Hanspeter und Elsbeth Balsiger (67), ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet.

„Ich bin unglaublich müde, habe sonst aber keine Symptome“, sagt der Organisator. Wie es zu dem Corona-Ausbruch auf seinem Schiff kommen konnte, kann er sich aber nicht erklären: „Wir haben das Schutzkonzept umgesetzt. Ich habe statt zwei Cars sogar zwei Doppelstock-Busse eingesetzt, damit sich die Leute verteilen konnten“, sagte er „blick.ch“.

Flusskreuzfahrtschiff
NameMS Swiss Crystal
Kapazität126 Passagiere
Länge101 Meter
Baujahr/Renovierung1995/2019
Quelle: seereisedienst.de

Zwei Drittel der Passagiere des Kreuzfahrtschiffes haben jetzt Corona

Erstmeldung vom 27.10.2020: Frankfurt – Eine Flusskreuzfahrt von Passau bis nach Frankfurt am Main hat zu einem massiven Corona-Ausbruch geführt. Zwei Drittel der Passagiere wurden positiv auf das Coronavirus getestet.

Bei der „Musik Flussfahrt“ auf der MS Swiss Crystal waren offenbar 92 Passagiere an Bord. Mittlerweile wurden 60 der 92 Passagiere positiv auf Corona getestet, berichtet das Schweizer Onlineportal „blick.ch“. Die angeordneten Hygienemaßnahmen, die eigentlich eine Ausbreitung des Coronavirus verhindern sollen, waren demnach offenbar nicht ausreichend. Ob sich noch weitere Kontaktpersonen infiziert haben, ist nicht bekannt.

Corona-Ausbruch auf Kreuzfahrt nach Frankfurt: Experte ist entsetzt

Eine Woche verbrachten die Passagiere demnach gemeinsam an Bord des Kreuzfahrtschiffs. Vom 10. bis 17. Oktober fuhren sie gemeinsam über die Donau und den Main von Passau bis nach Frankfurt. Der Betreiber der Musik-Flussfahrten GmbH aus der Schweiz, Hanspeter Balsiger, bestätigte den Corona-Ausbruch gegenüber unserer Redaktion. Er wies darauf hin, dass das Hygienekonzept eingehalten worden sei. Auch eine Reisebeschränkung habe es nicht gegeben. Weiter Angaben wollte er jedoch nicht machen.

Auf dem Schiff traten offenbar abends Schlagersänger und Volksmusiker auf. Auch die Schlagersängerin Monique aus der Schweiz wurde nach Informationen von „blick.ch“ positiv auf Corona getestet. Einen Tag nach dem Ende der Kreuzfahrt entwickelte Schlagerstar Monique demnach Symptome und ließ sich auf Corona testen. „Zuerst hatte ich Gliederschmerzen, dann kamen Fieber und Halsweh hinzu. Ich ließ mich umgehend testen, wobei mein Arzt meinte, dass das wohl eine Grippe sei“, sagte sie.

Corona-Ausbruch auf Kreuzfahrtschiff: „Keine Überraschung“

Die bestehenden Corona-Maßnahmen konnten eine Ausbreitung des Coronavirus nicht verhindern. Auf dem gesamten Schiff galt eine Maskenpflicht, außer am Sitzplatz und in der Lounge, berichtete Schlagersängerin Monique. Zudem wurde bei den Passagieren offenbar täglich Fieber gemessen. Die Gäste machten jedoch auch Landausflüge zwischen dem Start in Passau und dem Ziel der Reise in Frankfurt, berichtet blick.ch.

Für den Virologen Andreas Cerny ist der Corona-Ausbruch auf dem Schiff keine Überraschung. „Man ist auf engem Raum über Tage zusammen, trifft sich in wechselnder Zusammensetzung zum Essen und an der Bar, wo man bei der Konsumation natürlich keine Maske trägt“, sagte Cerny gegenüber „blick.ch“. „Diese Flussschifffahrt hätte nicht stattfinden dürfen. Man hat die Planung wahrscheinlich in Zeiten gemacht, als die Fallzahlen noch tief waren“, so das Urteil des Experten über die Volksmusik-Fahrt nach Frankfurt.  

Frankfurt: Zwei Drittel der Kreuzfahrt-Passagiere sind Corona-positiv

Gerade in Restaurant und Bar hat sich laut Cerny das Coronavirus wohl leicht verbreiten können. Denn beim Essen und Trinken haben die Passagiere keine Maske getragen. Zusätzlich müsse man bei Blasmusik und Jodel im Hintergrund laut sprechen. Das führe zu Tröpfchen- und Aerosolbildung und damit zur Übertragung von Corona

Ein Großteil der Passagiere, die auf dem Kreuzfahrtschiff von Passau nach Frankfurt am Main gefahren sind, kommt offenbar aus der Schweiz. Ein Eppertshäuser Kreuzfahrt-Anbieter steckt derweil wegen Corona in einer wirtschaftlichen Krise. (Sarah Neumeyer)

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