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Gefährliche Ambrosia-Pflanze breitet sich in Hessen immer weiter aus

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Von: Stefan Ruhl

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Eine Ambrosia-Pflanze in einem Beet.
Ambrosia beschäftigt immer mehr die Behörden. Sie führt bei vielen Menschen zu starken Allergien. © blickwinkel/Imago

Ambrosia-Pflanze in Hessen: Die aus Amerika stammende invasive Pflanzenart breitet sich immer weiter aus. Sie birgt große gesundheitlich Risiken.

Wiesbaden – Der auf den ersten Blick unscheinbaren Ambrosia-Pflanze kommt der stetig voranschreitende Klimawandel zugute. Sie fühlt sich besonders in milden Klimaregionen wohl, in die Deutschland zunehmend steuert. Expertinnen und Experten warnen, dass damit große gesundheitliche Folgen einhergehen können, denn die Pflanze kann für heftige allergische Reaktionen sorgen. Außerdem sorgt sie aufgrund ihrer langen und späten Blütezeit für eine Verlängerung der Pollen-Saison bis in den Herbst hinein und somit für eine längere Heuschnupfen-Zeit.

Geläufige NamenAmbrosia, Beifuß-Ambrosie, Wilder Hanf, Beifuß-Traubenkraut
FachbezeichnungAmbrosia artemisiifolia
PflanzenartBeifußblättriges Traubenkraut
HabitatMild, sandig bis erdig (Straßenränder, Baustellen, Bahndämme)
VerbreitungNordamerika, Südamerika, Europa
Gründe für VerbreitungVerunreinigtes Vogelfutter, internationale Warentransporte
Entdeckung1860 in Deutschland

Neben den gesundheitlichen Risiken für den Mensch bereitet den Experten auch die Auswirkungen auf die heimischen Pflanzenbestände Sorge. Die als invasiv einzustufende Pflanzenart könnte viele beheimatete Arten verdrängen. Unbewusst helfen wir mit verunreinigtem Vogelfutter bei der Verbreitung mit.

Sie wird zunehmend zu einem Gesundheitsproblem

Aljoscha Kreß vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG)

Hessen: Kommunen fehlt die rechtliche Grundlage zur systematischen Bekämpfung von Ambrosia

Aktuell gibt es keine rechtliche Grundlage für Behörden und Kommunen, mit welcher sie gegen die Ambrosia-Pflanze zielgerecht vorgehen können. Die Pflanze wuchert vor allem auf Privatgrundstücken, Firmengeländen und auch an Bahnstrecken – hier hat man keine Handhabe und ist auf Freiwilligkeit bei der Entfernung angewiesen. Dabei sollte man jedoch immer auf Schutzkleidung achten.

2006 und 2017 hatten Expertinnen und Experten erste Zählungen der Pflanze vorgenommen, um Vergleichswerte zu schaffen. Im vergangenen Jahr wurden in Hessen erneut die Bestände untersucht. Dabei kam raus, dass es trotz zwischenzeitlichem Erfolg bei der Bekämpfung eine Verschlimmerung der Lage gibt. Laut dem HLNUG sind noch knapp 90 Prozent der Altbestände vorhanden. Zusätzlich ist bei einem Drittel der Vorkommen eine starke Zunahme der Bestände feststellbar.

Gefährliche Ambrosia-Pflanze: Das sind die Symptome einer allergischen Reaktion:

Auch für Hessen: Ein Ambrosia-Gipfel soll Klarheit schaffen

Das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung will für den Herbst 2022 ein Treffen von allen betroffenen Kommunen und Landesvertretern einberufen. Dabei soll die Frage geklärt werden, wie eine nachhaltige Bekämpfung ermöglicht werden kann und welche Vorsorgemaßnahmen es gibt. Auch soll es um die Auswirkungen der ausbreitenden Ambrosia-Pflanze gehen, so gab es beispielsweise in Brandenburg durch den starken Befall schon Ernteausfälle.

In der Wissenschaft gibt es weiterhin unterschiedliche Meinungen zur Ambrosia. So ist Karl-Christian Bergmann, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, der Auffassung, dass es bisher keinen Beweis dafür gebe, dass Menschen auf die Pollen der Ambrosia häufiger und heftiger reagieren als auf heimische Gewächse. Dem entgegnet der Präsidenten des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen Ludger Klimek, dass er im Rahmen seiner Arbeit feststelle, dass sich die Allergien häufen. Da die Pollen der Ambrosia-Pflanze besonders klein und aggressiv seien, gehe von ihnen eine erheblich größere Gefahr aus. (stru)

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