Explosion in Beirut: Langenselbolder war vor Ort und sammelt nun Spenden

Seit Januar arbeitet der Langenselbolder Dennis Bieber in Beirut und erlebte die gewaltige Explosion in der Hauptstadt des Libanon selbst mit. Jetzt sammelt er Spenden.
Beirut/Langenselbold – Die Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut war Medienberichten zufolge noch im über 240 Kilometer weit entfernten Zypern zu spüren. Etwa gegen 18 Uhr gerieten am 4. August im Hafengebiet Beiruts rund 2750 Tonnen Ammoniumnitrat in Brand – und explodieren mit verheerenden Folgen: Mehr als 180 Menschen starben, etwa 6000 wurden verletzt, 300 000 obdachlos.
An diesem Tag war der Langenselbolder Dennis Bieber nicht weit vom Hafen entfernt. Der 25-Jährige arbeitet seit Januar als Sicherheitskraft in Beirut und engagiert sich nach der Katastrophe für die Menschen vor Ort. So hat er unter anderem Einkäufe unter Bedürftigen verteilt, beim Aufräumen geholfen und eine Spendenaktion über soziale Netzwerke initiiert. Darüber hat er bereits 3200 Euro für das Libanesische Rote Kreuz gesammelt. Seine private Spendenaktion läuft noch bis Sonntag, 23. August.
Bis Ende des Jahres wird der Langenselbolder noch in Beirut sein

Bieber wird beruflich noch bis Ende des Jahres vor Ort sein, bevor er wieder in seine Heimatstadt Langenselbold zurückkehrt. Zum Zeitpunkt der Explosion hat der Sicherheitsbeamte nur drei Kilometer vom Hafengebiet entfernt gearbeitet. Einer Reihe von Zufällen schreibt er auf Anfrage unserer Zeitung, habe dazu geführt, dass ihm nichts passiert sei. „Der Moment der Explosion war für mich sehr surreal“, so der Selbolder. „Erst hat das Haus gewackelt als würde es umfallen, dann sind mir die Fensterscheiben entgegengekommen.“ Eine halbe Stunde später hatte er Gewissheit, über die verheerende Explosion, über die in den Medien breit berichtet wurde. Schnell war klar, was die Ursache dafür war. „Nachdem ich das Ausmaß der Explosion gesehen habe, war mir sofort klar, dass ich irgendwie helfen muss.“
Zunächst mit ganz einfachen Mitteln: Zwei Tage nach der Katastrophe fährt er in den Großmarkt und kauft mit Freunden 192 Dosen mit Lebensmitteln. „Wir haben die Lebensmittel in 48 Tüten gepackt und verteilt“, sagt er. In den verwüsteten Stadtvierteln und an Hilfsorganisationen. „Wir hatten gehört, dass die Menschen dort genug Wasser und Brot hatten, daher haben wir uns entschieden, Hummus, Mais, Mortadella und Thunfisch zu kaufen, damit sie sich ein schönes Sandwich zusammenstellen können.
Beirut: Der Langenselbolder half vor Ort mit
Sofort habe er gemerkt, dass die Hilfe ankam. „Ich hab noch nie zuvor einem Menschen so tief in die Augen blicken und sehen können, dass er Essen braucht.“ Dann seien sie in vollkommen zerstörte Wohnungen gerufen worden und halfen beim Aufräumen, dem Beseitigen der Scherben, kaputten Möbeln und eingestürzten Häuserwänden. Begeistert habe ihn dabei vor allem die Hilfsbereitschaft der Libanesen.

Alle Straßen seien voll gewesen von jungen Menschen, die helfen wollten. „Jeder hat seine Handschuhe, Maske und seinen Besen mitgebracht“, erzählt Bieber. „Ich war überwältigt mit welcher Motivation diese junge Generation zwei Tage nach der Explosion an die Sache ranging.“ Wenige Tage später trifft sich Bieber erneut mit Kollegen und geht mit ihnen in die betroffenen Gebiete, um sich Gruppen anzuschließen, die von Haus zu Haus gehen, um aufzuräumen.
Freunde des Langenselbolders haben nach der Explosion in Beirut ihre Existenz verloren

Besonders nah ging ihm dabei auch die Zerstörung des Ausgehviertels, das etwa 600 Meter vom Explosionsort entfernt liegt. Gute Freunde von ihm, die dort leben und arbeiten, hätten von jetzt auf gleich ihre Existenz verloren. „Es macht mich immer noch sprachlos“, schreibt Bieber. „In den Restaurants, in denen ich Tage zuvor saß, ist alles zerstört, Leute wurden verletzt oder getötet.“
Im Zuge der Explosion wurden mehrere Krankenhäuser und andere medizinische Versorgungseinrichtungen beschädigt. Das Gesundheitssystem ist durch die hohe Anzahl an Verletzten überlastet. Die Corona-Pandemie stelle es zudem vor große Herausforderungen.
Beirut: Langenselbolder fühlt sich dem Land sehr verbunden
Durch die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen fühle Bieber sich dem Land sehr verbunden. „Dadurch, dass ich in den vergangenen sieben Monaten hier viele Freunde gewinnen konnte, liegt mir dieses Land sehr am Herzen“, sagt Bieber. „Die Natur, die Menschen, die Sprache, Kultur und das Nachtleben haben mich komplett verzaubert.“ Daher hofft der Selbolder, dass noch mehr Menschen die Opfer nach der Explosion unterstützen möchten.

Der Kontakt zum Libanesischen Roten Kreuz entstand ebenso über persönliche Kontakte. „Eine Freundin von mir arbeitet beim Libanesischen Roten Kreuz, daher hatte ich einen direkten Ansprechpartner“, so Bieber. „Mir war es wichtig, für eine Organisation zu sammeln, bei der ich weiß, dass das Geld sicher ist, gebraucht und sinnvoll investiert wird.“ Dass bei seinem privaten Spendenaufruf über 3000 Euro zusammenkommen, hat ihn jedoch selbst überrascht: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass so viel Geld zusammenkommt. Natürlich weiß ich, dass mich manche Freunde und vor allem meine Familie dabei unterstützen würden. Aber dass fremde Menschen Geld spenden würden, damit habe ich nicht gerechnet. Die Spenden sollen am Ende der Sammelaktion offiziell an das Libanesische Rote Kreuz übergeben werden.
Spendenschluss ist der 23. August
Wer die Spendensammelaktion des Langenselbolders Dennis Bieber für das Libanesische Rote Kreuz unterstützen möchte, kann noch bis zum 23. August einen Betrag seiner Wahl an das Konto der ING Diba: Dennis Bieber, IBAN: DE05 5001 0517 5414 7084 00 mit dem Verwendungszweck „Donation Red Cross“ überweisen.