Offener Brief an Volker Bouffier: Ein gern gesehener Gast in der Region

Nach zwölf Jahren im Amt ist Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) jetzt in feierlichem Rahmen verabschiedet worden. Ein offener Brief von Kai A. Struthoff:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Volker Bouffier!
„Hallo, mein Lieber“ – wie oft haben Sie mich mit Ihrer markanten Reibeisenstimme mit diesen Worten bei einem Ihrer vielen Besuchen in Bad Hersfeld oder dem Kreis begrüßt. Unmöglich können Sie sich ja die vielen Namen der Menschen, die Sie tagtäglich treffen, merken. Aber „mein Lieber“ klingt sehr vertraut, persönlich, und man fühlt sich gleich als etwas Besonderes. Genau das ist wohl eines Ihrer Geheimnisse als Landesvater gewesen.
Ich erinnere mich noch gut an unser erstes Interview. Ich war damals noch ganz neu in Bad Hersfeld, Sie waren Innenminister. Reinhold Stanitzek hatte mir damals ein Interview mit Ihnen versprochen, und obwohl Sie um 22 Uhr nach einem abendlichen Besuch beim Wirtschaftsforum im Kreis und einem langen Tag sicher sehr müde waren, haben Sie sich vor der langen Heimfahrt geduldig Zeit für unser Gespräch genommen.

Wobei – mit Gesprächen war es zuweilen schwierig mit Ihnen. Ich erinnere mich auch noch an ein Interview im HZ-Verlagshaus, bei dem ich genau eine meiner wohl-überlegten Fragen stellen konnte, bevor Sie etwa 20 Minuten redeten. Alles Räuspern, Luft holen und Gestikulieren konnte Sie nicht unterbrechen. Sie haben trotzdem alles gesagt, was ich wissen wollte – die Fragen habe ich später einfach eingefügt. Bei den Festspielen waren Sie gern gesehener Dauergast, beim Lullusfest mussten wir Sie nicht lange um eine Fahrt im Autoskooter bitten, unter Tage bei K+S und vor allem natürlich beim Hessentag 2019 waren Sie immer ein Landesvater zum Anfassen.

Beim Hessentag war es auch, als Sie mich ganz besonders beeindruckt haben. Es ging Ihnen damals gesundheitlich nicht gut, das Sprechen fiel Ihnen schwer, Sie hatten vermutlich auch Schmerzen. Doch davon haben die Menschen nichts gemerkt. Gemeinsam mit Ihrer Frau Ursula haben Sie die Festzugteilnehmer mit Bier und Getränken versorgt, sind immer wieder die Ehrentribüne rauf und runter gelaufen, damit auch jeder sein Erinnerungsfoto bekommt.

Wir waren damals, am letzten Tag des Landesfests, früh morgens zum Interview verabredet. Dabei haben Sie dann den Spieß umgedreht, und erst mal mich interviewt. Und Sie waren erstaunlich gut informiert und fragten nun mich aus.
Wer weiß, vielleicht ist Ihre „Mein-Lieber-Begrüßung“ ja gar keine Verlegenheitslösung, weil Sie nicht alle Namen wissen. Denn sie kennen Ihre Landeskinder, und die werden Sie vermissen. In Bad Hersfeld und unserem Landkreis haben Sie viele Freunde und sind auch in Zukunft immer herzlich willkommen. Vielleicht sehen wir uns ja schon bei der Festspieleröffnung.
Alles Gute, mein Lieber!
Mit herzlichen Grüßen, Ihr Kai Struthoff