Nordhessische Bio-Legehennenhalter vermarkten Fleisch ihrer Tiere unter der Marke Bickus gemeinsam

Bad Hersfeld/Heinebach. Trotz strengerer Anforderungen an Futter, Ställe und Ausläufe: Das Lebensende der meisten Bio-Legehennen gleicht dem ihrer Artgenossinnen in der konventionellen Landwirtschaft.
„Bisher wurde ein Großteil unserer Hühner per Lastwagen in Großschlachtereien transportiert“, erklärt Fabian Häde, Juniorchef des Mustergeflügelhofs Leonhard Häde im Alheimer Ortsteil Heinebach. Die ausgedienten Legehennen würden dort bestenfalls zu Suppenhühnern verarbeitet – meist lande ihr Fleisch aber im Hunde- und Katzenfutter oder werde exportiert. „Durch die eigene Aufzucht verbringen die Hühner fast zwei Jahre auf unserem Hof. Es ist schade, wenn sie danach nicht sinnvoll verwertet werden“, meint Häde. Auch der finanzielle Mehrwert sei gering: Nur etwa 30 bis 40 Cent pro Kilogramm erhielten die Landwirte. „Wir wollen es besser machen“, ergänzt Tim Treis. Der Neumorschener ist Geschäftsführer der Hessischen Biohuhn eG. Zu dieser Genossenschaft mit Sitz in Bad Hersfeld haben sich sechs Bio-Legehennenhalter, zwei Schlachtbetriebe und zwei Vermarkter zusammengeschlossen. Unter der Marke Bickus wollen die Mitglieder das Fleisch der Tiere künftig gemeinsam vermarkten.
Projekt-Video von Bickus
Das Projekt wird vom Land Hessen gefördert und wurde auf zwei Fachmessen bereits mit Preisen ausgezeichnet. Weil sich mehrere Betriebe mit insgesamt 62 000 Legehennen zusammengeschlossen haben, stehe kontinuierlich Fleisch zur Verfügung – eine wichtige Voraussetzung, um die Produkte neben der Direktvermarktung auch im Handel anbieten zu können. Dabei werde Wert auf kurze Transportwege gelegt: Die familiengeführten Geflügelschlachtereien Schäfer im Alheimer Ortsteil Niedergude und Roth im Witzenhäuser Stadtteil Unterrieden töten und zerlegen die Tiere.
Weitere Ideen
„Wir wollen weg vom Suppenhuhn-Image, verdeutlicht Leonhard Häde, dass das Biofleisch deutlich vielseitiger sei. Neben frischen und gefrorenen Hühnern für Suppen und Frikassee werden deshalb auch marinierte Hühnerbrust, Burger-Patties und Leber-Paté angeboten. Ein Feinkost-Hersteller verarbeitet das Fleisch zudem zu verschiedenen Pasta-Soßen. Die Produkte sollen ab heute in den Hofläden der Mitgliedsbetriebe, einem Online-Shop und künftig auch in Lebensmittelgeschäften angeboten werden. Noch stehe die neue Vermarktungsstrategie am Anfang, Ideen für weitere Produkte gebe es bereits, berichtet Fabian Häde.
Ziel sei, dass die Landwirte langfristig ihre Hennen komplett über die Genossenschaft vermarkten können. Das Projekt soll dann auch auf die Verwertung der sogenannten Bruderhähne der Legehennen, die bislang meist direkt nach dem Schlüpfen getötet werden, ausgeweitet werden.
Der Markenname Bickus sei der nordhessischen Mundart entlehnt, erklärt Geschäftsführer Tim Treis. Er stehe für feines und delikates Essen.
Diese Biohöfe machen mit
Die Hessische Biohuhn eG wurde Ende 2015 gegründet und hat ihren Sitz in Bad Hersfeld. Vorstand und Geschäftsführer ist Diplom-Ingenieur Tim Treis aus Neumorschen. Folgende Betriebe gehören der Genossenschaft an:
Legehennenhalter
Domäne Niederbeisheim, Knüllwald; Mustergefügelhof Häde, Alheim-Heinebach, Bioland-Hof Eisenach, Baunatal-Guntershausen; Kastanienhof, Wolfhagen; Biolandhof Sandrock, Wehretal-Reichensachsen; Eihof Kögl, Warburg.
Schlachtbetriebe
Biogeflügelhof Schäfer, Alheim-Niedergude; Bioland Frischgeflügel Roth, Witzenhausen-Unterrieden.
Vermarkter
Gutes aus Waldhessen, Bad Hersfeld; Waldhessen Aktuell, Rotenburg
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