Bad Hersfeld diskutiert über Abschaltung von Straßenlampen

Bad Hersfeld soll nachts die Straßenlampen ausschalten, um Energie zu sparen, das verlangen die Grünen im Stadtparlament.
Bad Hersfeld – In Bad Hersfeld soll es nach dem Willen der Grünen im Stadtparlament dunkel werden. Zumindest in der Zeit zwischen 1 Uhr und 4.30 Uhr nachts. Außerdem sollen Bodenleuchten, die ungeschirmt in den Himmel leuchten, abgestellt werden. Mit ihrem Antrag wollen die Grünen nicht nur einen Beitrag zur notwendigen Energieeinsparung leisten, sondern vor allem auch etwas gegen überflüssige Lichtverschmutzung und für den Schutz von Pflanzen und Insekten tun.
Was gut gemeint ist, wäre in der Praxis allerdings nicht so leicht umzusetzen. Das wurde bei der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Klima und Umwelt am Mittwochabend deutlich. Zugeschaltet war auf Einladung des Vorsitzenden Thomas Bös auch Sabine Frank vom Sternenpark Rhön, eine der führenden Expertinnen für Lichtverschmutzung. Sie machte sich für die Abschaltung der Beleuchtung stark und verwies auf viele Kommunen, in denen das bereits erfolgreich umgesetzt wurde.
Martin Bode, Fachbereichsleiter Technische Dienste der Stadt, hatte sich intensiv mit dem Antrag auseinandergesetzt und unterschied zunächst zwischen den Bodenstrahler, die etwa an der Stiftsruine, in der Fußgängerzone, am Bahnhof und der Stadtkirche neben der reinen Beleuchtung auch ein gestalterisches Konzept der Lichtarchitektur verfolgen. Zwar könnten diese Strahler, die mit einer „geringen zweistelligen Wattzahl“ leuchten, abgeschaltet werden, dennoch wisse er aus Erfahrung, dass die meisten Menschen froh über die Gestaltung durch Licht sind.
Noch keine Beschwerden: Stadt verweist jedoch auf Verkehrssicherungspflicht
Es gebe auch keinerlei Beschwerden. Anders verhält es sich mit einer Komplettabschaltung der Straßenbeleuchtung zu bestimmten Zeiten. Hier habe die Verwaltung laut Bode 6,8 Kilometer im Stadtgebiet identifiziert, wo eine Abschaltung möglich wäre. Vor allem betreffe das Verbindungswege und Strecken, die hauptsächlich von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden.
Bode verwies allerdings auf die bestehende Verkehrssicherungspflicht sowie einen erheblichen technischen und finanziellen Aufwand, weil dafür ganze Schaltkreise neu programmiert werden müssten. Wie sinnvoll das sei, zumal ohnehin bald alle Straßenlampen auf stromsparendes LED-Leuchten umgestellt werden, stellte er infrage.
Der Erste Stadtrat Gunter Grimm verwies zudem auf das Sicherheitsempfinden der Bürger. Eine Lichtabschaltung müsse ohnehin in jedem Fall mit der Polizei abgestimmt werden. Grimm warnte davor, dass eine Lichtabschaltung mit Sicherheit auf Kritik aus der Bevölkerung stoßen würde.
Grüne: Lichtverschmutzung schadet
Die Stadtverordnete Anna Kleine von den Grünen hielt dagegen und sagte, dass Lichtverschmutzung ebenso schädlich sei wie Lärmbelastung – nur wäre dies noch nicht so bekannt. „Der Tag-Nacht-Zykus ist wichtig für Menschen, Tiere und Pflanzen“, mahnte Kleine. Das unterstrich auch Thomas Bös: „Unser Ziel ist es, ein Stück weit Nacht wiederherzustellen. Jürgen Richter (FWG) schlug vor, die Umstellung aller Lampen auf LED-Leuchten abzuwarten und dann die Lage neu zu bewerten.
Dem konnten auch die Grünen zustimmen. Der Antrag wurde vertagt. In einer kleinen Arbeitsgruppe und bei Vor-Ort-Begehungen soll nun überprüft werden, welche Lichtquellen abgestellt werden könnten und wo die Lichtfarbe zu ändern ist. (Kai A. Struthoff)