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Lärmschutzbeirat sorgt sich um Belastungen durch Verkehrsgroßprojekt

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Verkehrsknoten Bad Hersfeld: Hier läuft alles zusammen – Autobahnen, Bahntrassen, Bundesstraßen. Vor allem, wenn die Hochbrücke saniert oder neu gebaut wird (unser Foto), könnte es eng werden.  
Verkehrsknoten Bad Hersfeld: Hier läuft alles zusammen – Autobahnen, Bahntrassen, Bundesstraßen. Vor allem, wenn die Hochbrücke saniert oder neu gebaut wird (unser Foto), könnte es eng werden.   © Kai A. Struthoff

Der Bad Hersfelder Lärmschutzbeirat sorgt sich um Belastungen durch die anstehenden Verkehrsgroßprojekte in der Kreisstadt.

Bad Hersfeld – Der Lärmschutzbeirat sieht rot: zumindest beim Blick auf die Lärmkarte für die Stadt. Dort wird mit tiefroten Markierung deutlich, wo es in Bad Hersfeld besonders laut ist, nämlich eigentlich fast überall – entlang der A4, an den beiden Bundestraßen B27 und B62, in den Gewerbegebieten und an den Logistikstandorten. Hinzu kommt noch der Bahnlärm, der allerdings in der Lärmkarte noch gar nicht aufgeführt ist, sondern gesondert erfasst wird.

In der Lärmkarte wurden alle Konfliktpunkte zusammengetragen und werden nun in Abstimmung mit dem Magistrat dem Regierungspräsidium übergeben – in der Hoffnung auf besseren Lärmschutz. „Bad Hersfeld hat viele Baustellen: Die ICE-Trasse, die Hochbrücke, das Klinikum und den A4-Ausbau – das sind große Themen, die die Bürger bewegen“, erklärte Dr. Joachim Dähn vom Lärmschutzbeirat.

Eine gewisse Handlungsanleitung beim Umgang mit diesen Zukunftsthemen der Kreisstadt verspricht man sich von einer breit angelegten Mobilitätsstudie (MOTUS), die derzeit in Zusammenarbeit mit der Uni Kassel und der TH Dresden sowie Fachleuten der Firma Teralytics aus der Schweiz erarbeitet wird und neue Erkenntnisse über Verkehrsströme und das Mobilitätsverhalten in und um Bad Hersfeld bringen soll. Begleitet wird das Projekt vom Klimaschutzbeauftragten Michael Mai.

Bad Hersfeld ist neben Leipzig die einzige Stadt in dieser groß angelegten und für sie kostenlosen Studie. Im Monat Mai sollen erste Befragungen der Verkehrsteilnehmer beginnen, das Projekt läuft bis 2024. Die Erkenntnisse aus dieser Studie werden auch in den Masterplan Mobilität (Verkehrsentwicklungsplan) einfließen, den die Stadt aufstellt, und in dem zum Beispiel die Entwicklung des ÖPNV oder die Radwegeplanung festgeschrieben wird. Dieser Masterplan wird muss vom Stadtparlament beschlossen werden.

Der Lärmschutzbeirat lobt den Mobilitätsstudie als hervorragende Möglichkeit, anhand von validen Daten zu klugen Entscheidungen zu kommen. Nur: „Uns läuft die Zeit davon“, mahnte Dähn, denn die Arbeiten am Klinik-Neubau, erste Probebohrungen für die Bahntrasse und auch die Hochbrückenplanung laufen bereits an. Paul Niewerth vom Aktivbündnis Waldhessen kündigte an, dass man gemeinsam mit den Anrainergemeinden der neuen Bahntrasse eine Parlamentarische Befassung des Bundestags erwirken wolle, um auf diesem Weg besseren Lärmschutz auch entlang der bestehenden Bahnstrecken zu erwirken. Denn alle Prognosen gehen davon aus, dass sich der Güterverkehr, der über die alte Trasse laufen soll, um bis zu 40 Prozent erhöhen wird: Noch mehr Lärm also.

„Nur wenn man die Hochbrücke und die Bahntrasse zusammen denkt, wird ein Schuh draus“, sagte auch Thomas Bös vom Lärmschutzbeirat. Dähn und Bös baten die Bürgermeisterin Anke Hofmann, hier unbedingt mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten.

Für Aufregung sorgte in diesem Zusammenhang ein Bericht in der Hersfelder Zeitung über die Verkehrsplanungen für den Klinikneubau (wir berichteten am Samstag). „Es gibt bereits jetzt massive Beschwerden von Anwohnern im Seilerweg“, sagte Joachim Dähn und berichtete von umfangreichen Unterschriftensammlungen. Das Problem der Zuwegung zum Klinikum sei nicht neu, „es wird aber seit Jahren vor uns hergeschoben“, kritisierte der Lärmschützer. Bei der geplanten Baustellenverkehrsführung bergauf über den Wehneberg und bergab über den Seilerweg fürchtet Dähn zudem massive Probleme mit dem Rettungsdienst.

Bürgermeisterin Anke Hofmann bat den Lärmschutzbeirat um etwas Geduld: „Es gibt noch keine abschließende Verkehrsplanung“, versicherte sie und kündigte Gespräch mit allen Beteiligten an. Auch die Bürgermeisterin plädierte für eine zweite Zuwegung zum Klinikum – hier war eine Straße über dem Zellersgrund im Gespräch – betonte aber, dass es viel Abstimmungsbedarf gebe.

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