1. Hersfelder Zeitung
  2. Bad Hersfeld

Kanadischer Minister besucht Stammzellenspender in Bad Hersfeld

Erstellt:

Von: Laura Hellwig, Kim Hornickel

Kommentare

Profis im Interview: Stammzellenspender Jonathan Kehl ist vor der Kamera schon genauso geübt wie LeBlanc.
Profis im Interview: Stammzellenspender Jonathan Kehl ist vor der Kamera schon genauso geübt wie LeBlanc. © Kim Hornickel

Für seinen Stammzellenspender Jonathan Kehl nimmt der kanadische Minister Dominic LeBlanc nicht nur einen Umweg von Frankfurt nach Bad Hersfeld auf sich, er schwingt sich auch gut gelaunt auf eine Seilschaukel im Stiftspark.

Bad Hersfeld – Auf den Bad Hersfelder und den Minister wartet am Mittwoch schon eine ganze Reihe Journalisten-Teams, die von dem privaten Treffen Wind bekommen haben. Denn der Politiker ist aus einem besonderen Grund in der Festspielstadt. Er besucht seinen Lebensretter. Jonathan Kehl hat dem Kanadier 2019 Stammzellen gespendet und nur so konnte LeBlanc seine Leukämie überleben (wir berichteten).

Bei dem Abstecher in dieser Woche nach Bad Hersfeld hat Dominic LeBlanc nur seine Frau Jolène Richard und ein kleines Team mitgebracht. Von schweren Leibwächtern keine Spur. Fröhlich und mit kräftiger Stimme begrüßt der ranghohe Politiker die Journalisten mit Handschlag und plaudert ungefragt drauflos: vom Besuch bei Jonathans Eltern und Großeltern – es gab Käsekuchen und Schwarzwälder Kirschtorte, verkündet er begeistert. Dann müssen er und Jonathan Kehl viele Male ihre Geschichte erzählen.

Fotos auf der Schaukel: Jonathan Kehl (links) und Dominic LeBlanc posen spaßeshalber auf dem Spielplatz.
Fotos auf der Schaukel: Jonathan Kehl (links) und Dominic LeBlanc posen spaßeshalber auf dem Spielplatz. © Kim Honrickel

Seite an Seite stehen sie den Kameras und Mikrofonen gegenüber. Routiniert und wortgewandt erzählt Dominic LeBlanc auf Englisch seine Geschichte. Wie er im Krankenhaus war, ohne Aussicht auf Überleben, wie er hörte, einen passenden Spender aus Deutschland gefunden zu haben, und wie er schließlich einen persönlichen Brief an seinen Lebensretter geschrieben hat. „Jonathan und ich sind Freunde, seit wir das erste Mal Kontakt hatten“, erzählt der Politiker und schiebt gleich amüsiert nach: „In mir fließt jetzt deutsches Blut.“

So routiniert LeBlanc vor den Kameras auftritt, so spontan und ausgelassen ist er in den Interview-Pausen.

Als die Gruppe beim Spaziergang am Spielplatz vor dem Altenzentrum Hospital vorbeikommt, ist der Minister Feuer und Flamme. „Komm Jonathan, hier ist ein perfekter Ort für Fotos“, sagt er und schwingt sich auf die Seilschaukel. Jonathan ist da ganz Profi und nimmt im blütenweißen Hemd neben seinem Freund Platz. Vor dem Katharinenturm will der Minister dann von Kehl wissen, was es mit den Statuen von Konrad Duden und Konrad Zuse auf sich hat. „Das Wörterbuch und der Computer wurden hier in Bad Hersfeld erfunden?“, fragt er erstaunt.

Gruppenfoto zum Andenken: Obwohl der kanadische Minister Dominic LeBlanc (links) und seine Frau Jolène Richard (davor) nur wenig Zeit haben, machte der Politiker einen Abstecher während einer Dienstreise, um seinen Stammzellenspender Jonathan Kehl (rechts) und dessen Familie zu treffen. Kehls Großmutter Monika und Großvater Helmut Weiser (Bild) plauderten mit dem Besuch.
Gruppenfoto zum Andenken: Obwohl der kanadische Minister Dominic LeBlanc (links) und seine Frau Jolène Richard (davor) nur wenig Zeit haben, machte der Politiker einen Abstecher während einer Dienstreise, um seinen Stammzellenspender Jonathan Kehl (rechts) und dessen Familie zu treffen. Kehls Großmutter Monika und Großvater Helmut Weiser (Bild) plauderten mit dem Besuch. © Kim Honrickel

Während LeBlanc und Kehl für noch mehr Fotos posieren, plaudert Ehefrau Jolène Richard mit Jonathans Großeltern. Helmut und Monika Weiser aus Bad Hersfeld wohnen im gleichen Haus wie Familie Kehl und haben natürlich alles über die Geschichte ihres Enkels gelesen und miterlebt. Für die Gäste aus Kanada kramen die beiden sogar ein paar englische Wörter heraus. Nach dem Pressetermin will die Familie noch mit ihren Besuchern essen gehen. „Wie ich ihn kenne, isst er einen Burger“, vermutet Helmut Weiser. Doch Dominic LeBlanc hat größere Pläne: „Vielleicht Schnitzel oder Bratwurst, oder auch zwei Gerichte, wenn meine Frau das erlaubt“, scherzt der 55-Jährige.

Und weil er jetzt „100 Prozent deutsch“ ist, habe er sich in Kanada auch gleich ein deutsches Auto gekauft, erklärt er, als die Gruppe wieder zurück in die Bad Hersfelder Innenstadt spaziert.

Von Kim Hornickel Und Laura Hellwig

Auch interessant

Kommentare